Dänemarks Spielerinnen bejubeln einen Treffer.

Gruppe B Harder erlöst Dänemark im "Nord-Duell" mit Finnland

Stand: 12.07.2022 23:29 Uhr

Dänemark hat mit viel Mühe den erhofften ersten Sieg bei der Fußball-EM in England eingefahren: Nach dem 0:4 zum Auftakt gegen Deutschland gelang am Dienstag dank eines Treffers von Starstürmerin Pernille Harder ein 1:0 (0:0)-Erfolg gegen Finnland. Die Däninnen haben den Einzug ins Viertelfinale noch selbst in der Hand, Finnland dagegen ist bereits ausgeschieden.

Nach schweißtreibenden 90 Minuten bei Temperaturen von mehr als 25 Grad Celsius in Milton Keynes waren die Erleichterung und der Jubel bei den Däninnen am Dienstagabend (12.07.22) groß. "Jetzt beginnt das Turnier für uns erst richtig. Wir freuen uns schon auf das nächste Spiel", sagte Offensivspielerin Nadia Nadim nach dem Schlusspfiff.

Mit jetzt drei Punkten können die amtierenden Vize-Europameisterinnen im letzten Gruppenspiel am Samstag (16.07.22 / 21 Uhr MESZ) gegen Spanien - das im Abendspiel gegen Deutschland (0:2) die erste Turnier-Niederlage kassierte - den Sprung in die K.o.-Runde klarmachen.

Für Finnland, das am ersten Spieltag 1:4 gegen Spanien verloren hatte, steht das EM-Aus dagegen bereits vorzeitig fest. Auch mit einem Sieg im letzten Vorrundenspiel der Gruppe B am Samstag (21 Uhr MESZ) gegen Deutschland ist Platz zwei nicht mehr zu erreichen. Die Finninnen erreichten zuletzt 2009 das Viertelfinale, 2017 hatten sie sich nicht für die EM qualifiziert.

Finnland zu verhalten - Dänemarks Ruhe zahlt sich aus

Dänemark, Vize-Europameister von 2017, stand sich im zweiten Turnierspiel offensiv lange und oft selbst im Weg, konnte sich am Ende aber auf Harders Torriecher verlassen. Trainer Lars Söndergaard hatte vor dem Spiel gesagt, dass man in der Partie ruhig bleiben und geduldig auf Chancen warten müsse. Damit behielt er schließlich Recht. "Solche Spiele können mental sehr schwer sein. Daher denke ich, dass es heute auch aus mentaler Sicht ein Sieg war", sagte der Coach nach der Partie.

Finnland, das im vierten EM-Spiel gegen den nordeuropäischen Kontrahenten (zwei Siege 2005 und 2009, ein Remis 2013) die erste Niederlage kassierte, gab bis zum Rückstand knapp 20 Minuten vor Schluss seine Kontertaktik nicht auf. Das rächte sich.

Corona-Fall bei den Finninen - Nadim in Dänemarks Startelf

Tuija Hyyruynen (positiver Corona-Test) und die angeschlagene Adelina Engman fehlten bei den Finninen, bei Dänemark bekam im 4-3-3-System Nadim ihre Chance von Beginn an. Die Stürmerin war vor dem EM-Start wegen ihres Engagements für Fußball-WM-Gastgeber Katar stark kritisiert worden. Auch Sara Thrige war im Söndergaard-Team neu dabei. Kathrine Kühl fehlte nach Gelb-Rot gegen Deutschland gesperrt.

Viel Kampf, viel Krampf vor der Pause

In der ersten Halbzeit war beiden Teams die Nervosität nach den Auftaktniederlagen anzumerken: Dänemark übernahm zwar nach dem Anpfiff schnell die Kontrolle, hatte viel Ballbesitz und startete über die Flügel einige Angriffe, aber die defensiv eingestellten Finninnen ließen nur wenig gefährliche Abschlüsse zu. Die beste Chance für Dänemark hatte Nadim in der zehnten Minute aus sechs Metern, aber Finnlands Schlussfrau Tinja-Riikka Korpela parierte stark im linken Eck. Teamkollegin Harder, früher beim VfL Wolfsburg und jetzt für den FC Chelsea aktiv, konnte sich hingegen - gut verteidigt von den Finninnen - nicht in Szene setzen.

Finnlands Linda Sällström (l.) und Dänemarks Katrine Veje kämpfen um den Ball.

Linda Sällström (l.) und Katrine Veje kämpfen um den Ball - eine typische Szene aus den 90 Minuten.

Nach zerfahrenen ersten 45 Minuten ging es ohne Tore in die Kabinen. Dänemark war zwar feldüberlegen und hatte auch mehr Ballbesitz und Abschlüsse (10:5), unter dem Strich war der offensive Auftritt aber - wie schon im Spiel gegen die DFB-Elf - erneut enttäuschend. Finnland hatte ganze vier (!) Ballaktionen im gegnerischen Strafraum gehabt. Aufmunternden Applaus von den Fans aus beiden Lagern gab es trotzdem.

Harder sorgt mit "Abstauber" für entscheidendes Tor

Die Hoffnungen auf eine spielerische Steigerung nach dem Seitenwechsel wurden zunächst enttäuscht: Dänemark bestimmte die Partie zwar, tat sich nach vorne gegen die kompakte Defensive der Finninnen aber weiter ziemlich schwer. Trainer Söndergaard wechselte folgerichtig in seiner Offensive: Für Stürmerin Nadim kam nach knapp einer Stunde Sofie Bredgaard in die Partie, auf dem Flügel ersetzte Sofie Svava ihre Teamkollegin Thrige.

In der Schlussphase ging Dänemark mehr Risiko: Harder schickte in der 69. Minute aus dem Mittelfeld die kurz zuvor eingewechselte Karen Holmgaard in den Strafraum, aber Korpela parierte deren Schussversuch erneut großartig. In der 72. Minute erlöste dann Harder ihr Team vom großen Druck: Nach einer Flanke von rechts und einem Kopfball von Holmgaard an die Latte staubte die 29 Jahre alte Kapitänin aus kurzer Distanz ab. Es war der 69. Treffer im 136. Länderspiel für die dänische Rekordschützin.

Dänemarks Keeperin Christensen hält den Sieg fest

Finnland schaltete in der Schlussphase zwar auf Angriff um, kam aber nicht mehr zum erhofften Ausgleich. Die erste und einzige Chance dazu gab es erst in der Nachspielzeit, als Jenny-Julia Danielsson die zuvor gar nicht geprüfte dänische Keeperin Lene Christensen zu einer Glanzparade zwang. Torschützin Harder war kurz zuvor wegen einer Kopfverletzung ausgewechselt worden, nach dem Schlusspfiff wurde sie zur "Spielerin des Spiels" gekürt. Die Begründung der UEFA: "Ihre Qualität und ihr Treffer machten in einem unglaublich engen Spiel den Unterschied aus."

Dänemark - Finnland 1:0 (0:0)

Tor: 1:0 Harder (72.)
Zuschauer: 11.615
Schiedsrichterin: Iuliana Demetrescu (Rumänien)

Dänemark: Christensen - Sevecke, Stine Pedersen, Veje - Thrige (56. Svava), Troelsgaard (64. Holmgaard), Sofie Petersen, Thomsen - Nadim (56. Bredgaard), Bruun (64. Larsen), Harder (87. Boye Sörensen)

Finnland: Korpela - Koivisto, Westerlund (90. Danielsson), Kuikka, Pikkujämsä - Sainio, Alanen, Summanen, Öling - Sällström (76. Ahtinen), Franssi

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau | 12.07.2022 | 20:15 Uhr