Dänemarks Kapitänin Pernille Harder mit der Regenbogen-Binde am Arm

Nach Dänemarks 0:4-Pleite Kapitänin Pernille Harder dankt Deutschland

Stand: 12.07.2022 17:37 Uhr

Dänemark ist denkbar schlecht in das EM-Turnier gekommen, hat aber offenbar seine Lehren aus der Pleite gegen Deutschland gezogen. Gegen Finnland wollen es die Däninnen heute deutlich besser machen - und mit einem Sieg den Traum vom Viertelfinale am Leben erhalten.

Von einer 0:4-Niederlage lässt sich Pernille Harder nicht die Laune verderben - zumindest nicht lange. Ganz im Gegenteil. "Deutschland hat uns einige Schwächen in unserem Team aufgezeigt. Also: Danke, Deutschland!", sagt die Kapitänin der dänischen Nationalmannschaft wenige Tage nach der Pleite und lacht.

In der Vorrundengruppe B ist für die Skandinavierinnen noch alles möglich. Ein Sieg gegen Finnland, das im ersten Spiel 1:4 gegen Spanien verlor, ist heute (18 Uhr) allerdings Pflicht. Im letzten Spiel gegen die Spanierinnen (16.07.2022/21 Uhr) dürfte es dann ein Duell Alles oder Nichts geben.

Deutschland gegen Dänemark - die Zusammenfassung

Sportschau, 09.07.2022 00:08 Uhr

Harder: "Ein schlechtes Spiel definiert uns nicht"

Superstar Harder ist sich ihrer Rolle dabei durchaus bewusst. "Ich muss dafür sorgen, dass wir uns als Team wieder finden und dass der Optimismus zurückkommt", beschreibt die 29-Jährige. Ihre seit der EM-Finalteilnahme 2017 nahezu komplett umgekrempelte Mannschaft müsse weiter an sich und ihre Spielweise glauben: "Ein schlechtes Spiel definiert uns nicht, wir haben noch einige gute Spiele vor uns", ist sie überzeugt.

Dänische Medien mit vernichtendem Urteil

Die dänischen Medien gingen allerdings sehr hart mit ihrer Nationalmannschaft ins Gericht. "Dänemark wurde zerquetscht", hieß es bei "DR". "Politiken" schrieb: "Es war wirklich, wirklich schlecht, was Dänemark im ersten Spiel der EM-Endrunde gegen Deutschland geboten hat." Und der "Jyllands-Posten" befand: "Überlegenes Deutschland erteilt der dänischen Frauen-Nationalmannschaft eine Fußballlektion. Völliger Einbruch für die dänische Frauen-Nationalmannschaft im ersten Spiel bei der EM-Endrunde."

Harder weiß, wie wichtig mentale Gesundheit ist

Zum Glück kennt sich Harder mit Resilienz aus. In ihrem Podcast hat sie sich zuletzt mit mentaler Gesundheit beschäftigt. "Fußballer und Fußballerinnen stehen sehr in der Öffentlichkeit. Männer noch mehr als Frauen, aber bei uns wird es auch mehr", erklärt sie. "Und es ist wichtig, dass es allen gut geht, wie auch immer es gerade auf dem Fußball-Platz läuft."

Auch sie wolle sich immer weiterentwickeln und den nächsten Schritt machen. "Aber es ist auch wichtig, dankbar dafür zu sein, was man schon erreicht hat", sagt Harder - um grinsend nachzuschieben, dass sie darin selbst noch Nachholbedarf habe.

Kampf für mehr Diversität und Gleichberechtigung

Allein bei Instagram hat die dänische Frauenfußball-Ikone mittlerweile mehr als 233.000 Follower. Ihre Reichweite nutzt sie auch, um für Diversität und Gleichberechtigung einzutreten. "Ich habe gemerkt, dass ich eine wichtige Stimme geworden bin. Wenn ich etwas sagen, hören viele Menschen zu. Und manchmal ändert sich ihre Meinung. Das inspiriert mich und ist ein Grund, damit weiterzumachen", betont Harder, die auf ihrem Profil auch immer wieder Bilder von sich und ihrer Lebensgefährtin Magdalena Eriksson teilt, mit der sie seit ihrem Abschied vom VfL Wolfsburg vor zwei Jahren beim FC Chelsea spielt.

Ich habe gemerkt, dass ich eine wichtige Stimme geworden bin. Wenn ich etwas sage, hören viele Menschen zu. Und manchmal ändert sich ihre Meinung.
Pernille Harder

"Ich denke, dass es wichtig ist, dass jeder im Leben Erfolg haben kann, egal, welches Geschlecht, welche Hautfarbe oder welche sexuelle Orientierung jemand hat", unterstreicht die zweimalige "Fußballerin des Jahres" in Europa. Sie hoffe, dass sie dabei helfen kann, dass es in der Gesellschaft normaler wird, homosexuell zu sein und sich mehr Menschen sicher genug fühlen können, sich zu outen.

Dänemark stellt taktisch gegen Finnland um

Doch dieser Tage steht für die Offensivspielerin der Kampf um das Viertelfinal-Ticket in England im Vordergrund. "Wir haben über ein paar taktische Punkte gesprochen", berichtet Dänemarks Spielführerin. "Aber die Umstellungen werden nicht so groß sein. Wir haben gegen Deutschland Nerven gezeigt. Aber das Spiel ist vorbei und wir können jetzt ruhiger am Ball sein." Gute Laune ist dabei sicher eine gute Begleiterin.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau | 12.07.2022 | 20:15 Uhr