Laureta Elmazi und Natasha Kowalski jubeln

Höhenflug der SGS Essen Daher kommt Essens bester Saisonstart seit vier Jahren

Stand: 17.11.2023 18:01 Uhr

Wenn am 8. Spieltag die TSG Hoffenheim gegen die SGS Essen spielt, treffen die Tabellendritten und die Tabellenfünften aufeinander, Essen hat 11 Punkte auf dem Konto. Der Verein aus dem Ruhrgebiet ist in seiner 20. Bundesligasaison am Stück aktuell der einzige Verein ohne Anbindung an einen Lizenzklub in der Liga. So gut wie im Moment stand die SGS nach sieben Spieltagen lange nicht da: In der Saison 2019/20 waren es der vierte Tabellenplatz und 15 Punkte.

Am Ende jener Saison stand in der Bundesliga der fünfte Platz, während im Pokal das Finale gegen den VfL Wolfsburg erreicht wurde. Mit im Kader standen einige Nationalspielerinnen, die inzwischen bei größeren Vereinen unter Vertrag sind, wie Marina Hegering, Lena Oberdorf, Lea Schüller, Nicole Anyomi oder auch Jana Feldkamp, die mit Hoffenheim nun zum wiederholten Mal auf ihren Ex-Verein trifft.

Bester Saisonstart seit vier Jahren

Nur drei Spielerinnen im aktuellen Bundesligakader waren 2019/20 schon im Verein. In den vergangenen Jahren musste der Klub jeden Sommer einen größeren Umbruch bewältigen, weil die im Verein an die Bundesliga herangeführten Talente von anderen Teams begehrt sind, weiterziehen und dann wieder neue junge Spielerinnen herangeführt werden müssen. Für den Moment scheint dieser Kreislauf zumindest ausgebremst.

In diesem Sommer gab es insgesamt weit weniger Transferbewegungen (sechs Abgänge, sechs Zugänge), als in den vergangenen Jahren – auch das eine Ähnlichkeit zur Saison 2019/20 (sieben Abgänge, vier Zugänge). Ersetzt werden mussten vor allem die schnelle Vivien Endemann (21, VfL Wolfsburg) und die beiden Verteidigerinnen Ella Touon (19, SKN St. Pölten) und Nina Räcke (21, RB Leipzig).

Wolfsburgs Vivien Endemann in Aktion

Wolfsburgs Vivien Endemann in Aktion

Über den Sommer verlängerten wichtige Spielerinnen ihre Verträge: Stammtorhüterin Sophia Winkler (20), Kapitänin Jacqueline Meißner (29), Vorlagengeberin Natasha Kowalski (20) und Stürmerin Ramona Maier (28) unterschrieben alle bis 2026. Lena Ostermeier (27), nach dem Abgang von Touon seit dieser Saison fest als linke Verteidigerin eingesetzt, sogar bis ins Jahr 2027. Das sind im Fußball der Frauen und für einen Verein wie die SGS lange Laufzeiten.

Neuer Co-Trainer

Im Vergleich zu ähnlichen Zeitpunkten in vergangenen Saisons ist das Team spürbar eingespielter. Das liegt auch daran, dass Neuzugänge langsam über Einwechslungen in den Kader integriert werden. Nur Lilli Purtscheller (20) ist auf der Rechtsaußen-Position, die vormals Endemann bespielte, schon gesetzt. Außerdem setzte Cheftrainer Markus Högner (56) bisher stets auf fast die exakt gleiche Startelf mit Anpassungen im Detail je nach Gegner. So fiel gegen Nürnberg zum Beispiel auf, dass häufiger der Pass vom Flügel in den Rückraum gesucht wurde, weil der FCN dort vor allem in der Anfangsphase viel Platz anbot.

Außerdem wurde vor der Saison der Staff erweitert: Mit Robert Augustin, gekommen vom MSV Duisburg, steht ein weiterer Co-Trainer zur Verfügung. Das erlaubt das Verteilen der Trainingsaufgaben auf mehr Schultern und eine detailliertere Herangehensweise, auch in der taktischen Ausrichtung. Gegen Leverkusen (0:0) war Essen so gut auf das Spiel von Trainer Robert de Pauw eingestellt, dass mehr als ein Unentschieden möglich gewesen wäre. Der überraschende Sieg gegen Eintracht Frankfurt zum Saisonauftakt hat für ein zusätzliches Punktepolster gesorgt. Denn auch wenn die SGS gerade nah an den Champions-League-Plätzen steht, ist das Ziel des Vereins ganz klar der möglichst frühe Klassenerhalt.

Die zweitbeste Defensive der Liga

Da die SGS mit bisher nur sechs Gegentoren gemeinsam mit dem VfL Wolfsburg die zweitbeste Defensive der Liga hinter Bayern München stellt, sieht der Vergleich zur Konkurrenz im Tabellenkeller auch abseits der reinen Punkte gut aus. Nürnberg und Duisburg kassierten beide bereits mehr als 20 Gegentreffer. Defensiv schafft Essen es statistisch in dieser Saison häufig, die jeweiligen Gegnerinnen gar nicht erst in den eigenen Strafraum kommen zu lassen.

Eine Garantin dafür ist Kapitänin Jacqueline Meißner, die schon seit der vergangenen Rückrunde eine herausragende Form zeigt, sie leitet die Viererkette mit sehr viel Übersicht und schaltet sich sogar immer wieder mit schnellen Läufen durchs Zentrum in die Offensive ein. Eine andere Spielerin, die Abwehr und Offensive stark verbindet und Meißner in diesen Situationen absichert, ist Katharina Piljić (20), die sich allerdings gegen Nürnberg eine Knöchelverletzung zuzog. Ihre präzisen langen Bälle in die Offensive sind ein wichtiges Spielelement.

Im Angriff musste sich die SGS in dieser Saison vorwerfen lassen, die eigenen Chancen nicht immer gut genug zu nutzen. Gegen Nürnberg gab es zwar am vergangenen Wochenende einen hohen 5:0-Sieg, aber auch da zeigte sich trotz der vielen Tore noch das ein oder andere Problem in der Chancenverwertung. Beim Auswärtsspiel gegen die TSG Hoffenheim ist Essen auf dem Papier mal wieder in der Rolle des Underdogs.