Rodrigo de Paul, lautaro martinez und Guido Rodriguez feiern den Halbfinaleinzug von Argentinien

FIFA WM 2022 Diese Argentinier brillieren im Schatten von König Messi

Stand: 13.12.2022 07:44 Uhr

Lionel Messi überstrahlt bei Argentinien alles, der Superstar ist bei Argentinien aber bei weitem nicht alles. Doch wer sind die Bessermacher an Messis Seite? Ein Überblick.

Wie groß der Hype um Lionel Messi ist, lässt sich auch bei der WM in Katar wieder sehr gut beobachten. Die argentinischen Fans auf den Rängen tragen quasi ausnahmslos das Jersey mit der Nummer 10. Nach den Spielen stehen selbst die Gegner (mit Ausnahme der Niederländer) Schlange, um Messi die Hand zu schütteln und nach seinem Trikot zu fragen.

Laut Torhüter Emiliano Martinez packen Argentiniens Zeugwarte pro Spiel zwischen 200 und 300 Messi-Trikots ein, um alle Wünsche erfüllen zu können. "Die Fans, die Sponsoren, die Spieler, der Staff, die Techniker, einfach jeder möchte eines", erzählte er in einer "Amazon"-Doku. Messi hier, Messi da. Messi, Messi, Messi.

Das Team macht Messi besser

Dass der 35-Jährige der mit Abstand beste Spieler seines Teams ist, ist unbestritten. Dass er vermutlich sogar der beste Fußballer aller Zeiten ist, zumindest der Konsens vieler Fans und Experten. Er allein, auch das ist klar und eine ebenso abgelutschte wie wahre Phrase, kann den Titel aber nicht gewinnen. Die Spieler an seiner Seite verdienen deshalb deutlich mehr Aufmerksamkeit. Ein Überblick über die Helfer in Messis Schatten.

Tor - Martinez hält für 45 Millionen Argentinier

Spätestens seit dem Viertelfinale gegen die Niederlande ist Torhüter Emiliano Martinez weit über die argentinischen Landesgrenzen hinaus bekannt. Im Elfmeterschießen parierte er zunächst zwei Strafstöße, nach dem entscheidenden Treffer durch Lautaro Martinez sank er überglücklich an der Seitenlinie zusammen und musste erst von Messi zum Feiern animiert werden. Im Anschluss entledigte er sich erst seines Trikots, motzte dann gegen den Schiedsrichter und versprach letztlich mit Tränen in den Augen, den Titel "für 45 Millionen Argentinier" holen zu wollen.

Im wahren Leben spielt Martinez, der bereits im Alter von 17 Jahren in die Jugend des FC Arsenal wechselte, aber erst knapp zehn Jahre später seinen Durchbruch schaffte, für Aston Villa. Sein Debüt für Argentinien gab der 30-Jährige im vergangenen Jahr. Martinez ist ein Spätberufener, seine Leistungen bei dieser WM sind aber titelwürdig.

Argentiniens Lionel Messi umarmt Torwart Emiliano Martinez

Ehre, wem Ehre gebührt: Lionel Messi jubelt mit Torhüter Emiliano Martinez.

Defensive - Otamendi und seine Nebenleute machen dicht

Der klare Abwehrchef Argentiniens ist Nicolas Otamendi von Benfica Lissabon. Der 34-Jährige ist der einzige, der bislang neben Keeper Martinez und Messi jede Minute auf dem Platz stand, und dabei durchweg überzeugte. Otamendi verzichtet auf Schnörkel und Offensiv-Ausflüge, seine Präsenz erinnert an frühere Innenverteidiger-Granden wie Martin Demichelis oder Walter Samuel. Das Finale wäre Otamendis 100. Länderspiel, verdient hätte er es.

An Otamendis Seite spielt entweder Christian Romero von Tottenham Hotspur oder Lisandro Martinez von Manchester United. Gegen die Niederlande, als Trainer Lionel Scolani erstmals in diesem Turnier auf eine Dreierkette setzte, sogar beide.

Der argentinische Nationalspieler Nicolas Otamendi köpft den Ball im Achtelfinale gegen Australien

Nicolas Otamendi: nicht immer schön, aber erfolgreich.

Die Partie gegen die Niederlande zeigte zwar eindeutig, dass Argentinien Probleme in der Luft hat. Die Zweikampfstärke der Innenverteidiger ist aber ein Trumpf. In fünf Spielen ließ die Defensive der "Albiceleste" nur 20 Torschüsse zu. Ein Topwert.

Auf den Außenbahnen machte in den bisherigen Partien vor allem Nahuel Molina auf sich aufmerksam. Der Rechtsverteidiger verwertete den Jahrhundert-Pass von Messi zur zwischenzeitlichen 1:0-Führung gegen die Niederlande und sorgte auch in den anderen Partien immer wieder für Gefahr. Marcos Acuna, Molinas Pendant auf der linken Abwehrseite, muss im Halbfinale gelbgesperrt zusehen.

Mittelfeld - Fernandez auf dem Weg zu Liverpool oder Real

Im Mittelfeld der Argentinier steht Effizienz vor Schönheit. Rodrigo de Paul von Atletico Madrid, Shootingstar Enzo Fernandez von Benfica Lissabon und Alexis Mac Allister von Brighton & Hove Albion greifen eher zur Grätsche als zum Übersteiger. Ihre primäre Aufgabe: Messi den Rücken freihalten und arbeiten, arbeiten, arbeiten.

Dass Mac Allister die zweitbesten Zweikampfwerte des gesamten Turniers hat, passt da ins Bild. Dass sein Nebenmann Fernandez aktuell bei Real Madrid und dem FC Liverpool auf dem Zettel steht und bis zu 120 Millionen Euro kosten könnte, verdeutlicht die enorme Qualität im argentinischen Maschinenraum. Die feine Klinge sieht man in diesem Bereich des Spiels eher selten, für diese Aufgaben gibt es ja bekanntlich Messi.

Angriff - Alvarez und Martinez vergrößern die Flexibilität

In der vordersten Reihe gab es bislang – auch wegen der Verletzung von Ángel Di María – eine Art Jobsharing zwischen Lautaro Martinez von Inter Mailand und Youngster Julian Alvarez von Manchester City. Der 22 Jahre alte Martinez stand in den ersten beiden Partien in der Startelf, fiel dabei jedoch nicht großartig auf. Alvarez, der bei City die Nummer zwei hinter Erling Haaland ist, ist seit dem dritten Gruppenspiel Stammkraft und bedankte sich für das Vertrauen umgehend mit zwei Treffern.

"Er hat den Torriecher, die Qualität, die Bewegungen", attestierte Trainer Pep Guardiola seinem Schützling Alvarez bereits vor Monaten alle Voraussetzungen für einen Top-Stürmer. Wie wichtig aber auch weiter Martinez ist, verdeutlichte dieser nicht zuletzt als letzter Schütze im Elfmeterschießen gegen die Niederlande.

Der argentinische Nationalspieler Julian Alvarez jubelt über seinen Treffer zum 2:0

Julian Alvarez gehört die Zukunft.

So oder so: Argentinien verfügt auch abseits der goldenen Füße von Messi über jede Menge Qualität. Im Schatten des Superstars fallen diese zwar nicht direkt auf. Da sich alle in den Dienst ihres Kapitäns stellen, tragen sie aber dazu bei, dass der ohnehin sehr gute Messi noch ein Stück besser wird.