Portugals Cristiano Ronaldo sucht etwas in seiner Hose

FIFA WM 2022 Ronaldo mit Snack aus der Hose und WM-Rekord

Stand: 25.11.2022 11:31 Uhr

Portugals Cristiano Ronaldo holt beim 3:2 gegen Ghana einen zweifelhaften Elfmeter heraus und verwandelt ihn zu einem Rekord für Fußball-Weltmeisterschaften. Reden mag der Superstar anschließend nur wenig, die Frage nach seinem Snack in der Hose bleibt unbeantwortet.

Von Julia Büchler, Marcus Bark

Es hat schon absurdere Entscheidungen bei der Wahl zum "Man of the Match" gegeben. Aber der Bonus des Superstars war deutlich zu spüren, als die FIFA ihre Entscheidung bekannt gab, wer bei der Partie zwischen Portugal und Ghana zum "Spieler des Spiels" gewählt wurde.

Ronaldo und der Griff in die Hose

Mit Sicherheit war eine Szene des Superstars deutlich absurder, als die Entscheidung, ihn als besten Spieler zu ehren. Denn in der 37. Minute griff Ronaldo nach einem Snack in der Hose. Das hört sich kurios an, und das war die Szene auch. Im Weltbild war sie nicht zu sehen, aber Kameramann Tim Hägele von der ARD fing sie ein. Ronaldo grabbelte in seiner Hose, holte etwas heraus, steckte es sich in den Mund und kaute darauf herum.

Kuriose Aktion sorgt für viele Fragezeichen

"Schon sehr merkwürdig", sagte ein portugiesischer Journalist, dem die Sportschau das Video der Szene vorspielte, "das habe ich noch nie gesehen". Die Kollegin neben ihm nickte: "Nein, noch nie."

Portugals Rúben Neves wurde auch die Frage gestellt, welchen Snack sein Kollege  aus der Hose geholt hatte. "Das ist doch total normal, oder? Wenn wir müde sind, brauchen wir Energie."

Diese Antwort wurde allerdings später aus dem Protokoll von Ronaldos Rekordabend gestrichen. Die Zweifel, dass Neves die auf Englisch gestellte Frage richtig verstanden hat, waren zu groß.

Lutz Wagner: Kein regelwidriges Verhalten von Ronaldo

Doch regelwidrig war die Aktion nicht, sagt ARD-Schiedsrichterexperte Lutz Wagner: "Es sieht natürlich ungewöhnlich aus, aber es wurde dadurch kein anderer Spieler gefährdet. Deswegen ist die Aktion von Ronaldo auch grundsätzlich erlaubt", sagte Wagner gegenüber der Sportschau. "Es wäre etwas anderes, wenn das Essen verpackt gewesen wäre. Wenn jemand eine Tupperbox mit auf das Feld mitnimmt und plötzlich anfängt zu frühstücken, ist das natürlich verboten."

Allem Anschein nach war die kleine Mahlzeit Ronaldos auch nicht in Plastik oder Ähnlichem verpackt. "Somit ist der Spieler selbst auch nicht gefährdet - es dient sogar eher der Gesundheit, wenn er Energie braucht und vielleicht schnell einen Traubenzucker gegessen hat." Die Aufnahme von Traubenzucker während eines Spiels komme durchaus öfter vor.

Ronaldo holt Elfmeter raus und verwandelt ihn

Sportlich betrachtet war der Abend für Ronaldo ein Erfolg. Da die Portugiesen ihr WM-Auftaktspiel mit 3:2 gegen Ghana gewannen, Ronaldo einen Elfmeter herausholte (manche sagen auch: schindete) und ihn zum 1:0 verwandelte, war die Wahl zum Spieler des Spiels so sicher wie Sonne und blauer Himmel in Katar. Den Reportern war das ganz recht, denn außer den beiden Trainern verpflichtet die FIFA als Veranstalter auch den "Man of the Match", an der Pressekonferenz nach dem Spiel teilzunehmen.

In einer Riege mit Marta und Christine Sinclair

Also saß Ronaldo dann am Donnerstag (24.11.2022) im "Stadion 974" in Doha auf dem Podium und beantwortete die Frage des portugiesischen Pressesprechers, was er denn zum gelungenen Start zu sagen habe. Er sei glücklich, sagte Ronaldo wenig überraschend, und zu erwarten war auch, dass er ohne Frage auf seinen Rekord zu sprechen kam. "Sehr, sehr stolz" sei er darauf, nun als erster männlicher Fußballer des Planeten bei fünf Weltmeisterschaften mindestens einen Treffer erzielt zu haben. Das gab es bislang nur bei den Frauen: Die Brasilianerin Marta und die Kanadierin Christine Sinclair schafften dieses Kunststück.

Addo kritisiert Schiedsrichter

Sein erster gelang ihm in Deutschland 2006, bei einem 2:0-Sieg gegen den Iran. Es war ein Elfmeter, wie nun in Doha. Ghanas Trainer Otto Addo schimpfte heftig über die Entscheidung. Der ehemalige Bundesligaspieler von Borussia Dortmund hätte gerne den Schiedsrichter gefragt, was den dazu getrieben habe, auf den Punkt zu zeigen. Aber Schiedsrichter Ismail Elfath aus den USA sei "bei einem Meeting", habe die FIFA Addo gesagt.

Aber Ronaldo, so jedenfalls war die Hoffnung der Journalisten, würde ja noch etwas zu seinem Sinkflug nach Berührung sagen. Die erste Frage eines Reporters handelte aber von seinem unrühmlichen Abgang bei Manchester United und der Vertragsauflösung.

Rascher Abgang von Ronaldo

Ronaldo schüttelte schon während der Frage den Kopf, um zu antworten, dass das Kapitel abgeschlossen sei. Dann stand er auf und wurde auch von einem Sprecher der FIFA nicht am Abgang gehindert. Ein Superstar darf nahezu alles, da macht auch der mächtige Weltverband wenig.