Englands Lucy Bronze ist enttäuscht.

Englands "Spanierin" untröstlich Lucy Bronze - der Bärendienst eines Superstars

Stand: 20.08.2023 15:37 Uhr

Mit ihrem Fehler vor dem entscheidenden Treffer hat Lucy Bronze einen großen Anteil an der Finalniederlage Englands gegen Spanien am Sonntag (20.08.2023) bei der Frauen-WM. Es ist einer der ganz wenigen Rückschläge für den Superstar vom FC Barcelona.

Lucy Bronze war nach dem Spiel untröstlich. Als der Schlusspfiff des Finals der Frauen-WM ertönte, ging sie sofort zu Boden, schlug ihre Hände vors Gesicht und weinte. Sie wusste, dass sie ein großes Beiwerk zum Ergebnis geleistet hatte. 1:0 besiegte Spanien die englischen Europameisterinnen um Bronze, die den entscheidenden Fehler gemacht hatte.

Die Weltfußballerin des Jahres 2020 patzte beim einzigen Treffer des letzten Spiels der WM gleich mehrfach. In der 29. Minute verließ Bronze ihre rechte Seite, setzte vor der Mittellinie im Zentrum zum Solo an. Sie verlor den Ball, Spanien konterte und nutzte die Freiheiten auf der Außenbahn: Olga Carmona vollendete mit einem punktgenauen Linksschuss.

Bronze spielt auch noch in Spanien

Ausgerechnet Bronze. Sie ist nicht nur ehemalige Weltfußballerin, sondern war bei der vergangenen WM vor vier Jahren als zweitbeste Spielerin des Turniers gekürt worden. Die 31-Jährige überzeugte auch in Australien und Neuseeland, absolvierte alle Spiele über die gesamte Distanz. Mit ihrer Erfahrung von insgesamt sieben Meistertiteln in drei Ländern und vier Titeln in der Champions League führte sie die Engländerinnen nach dem EM-Titel im vergangenen Jahr schon wieder ins Finale. Und wurde dort zur tragischen Figur.

Es war aber nicht nur deshalb einer dieser Ausgerechnet-Momente im Fußball. Denn Bronze ist im Kluballtag Spielerin beim FC Barcelona, sie wird also nach der kurzen Pause ins Land der Weltmeisterinnen zurückkehren und dort mit ihren Teamkolleginnen wie Salma Paralluelo, die sie im Finale vor große Probleme stellte, die nächsten Erfolg anstreben. In ihrem ersten Jahr bei Barca gewann Bronze die spanische Meisterschaft und die Champions League.

Die gesamte Mannschaft konnte nicht überzeugen

Für die Rechtsverteidigerin ist es etwas Neues, im Fußball zu scheitern. Wer so viel gewinnt, immer erfolgreich ist, individuell und mannschaftlich, wird erst recht von einer solchen Niederlage übermannt. Die vergangenen zwölf Monate waren für Bronze wie ein Rausch mit dem EM-Titel und den Triumphen in Barcelona. Jetzt bleibt aber die große Trauer.

England muss weiter auf den ersten Titel bei einer Frauen-Weltmeisterschaft warten - und damit insgesamt auch auf den zweiten Erfolg nach den Männern im Jahr 1966 im eigenen Land. Das ist aber nicht nur die Folge des Fehlers von Bronze, sondern das Werk einer gesamten Mannschaft. Spanien hat das Finale hochverdient gewonnen, selbst in der Schlussphase war es den Engländerinnen nicht gelungen, Druck auf die dominanten Ibererinnen auszuüben.

Auch Wiegman kann Bronze nicht aufmuntern

Überhaupt durften sich Bronze und Co. bei Torhüterin Mary Earps bedanken, dass bis zum Ende überhaupt noch die Möglichkeit bestand, mit einem "Lucky Punch" die Verlängerung zu erzwingen. In der ersten Halbzeit hatte es zwar einige gute Möglichkeiten und einen Lattentreffer durch Lauren Hemp gegeben, im zweiten Durchgang gab es jedoch nur noch wenige gefährliche Momente der eingewechselten Lauren James.

Bronze schien trotzdem das große Leid ihres Teams auf ihre Schultern zu nehmen. Als sich die englische Mannschaft im Kreis versammelte und Arm in Arm aufmunterte, saß sie dort wieder ganz allein, völlig zusammengekauert vor Schmerz. Ihre Trainerin Sarina Wiegman legte ihr noch eine tröstende Hand auf die Schulter. Es half aber nichts. Der Bärendienst des Superstars schmerzte zu sehr.

"Wir werden zurückkommen"

Ihre Teamkolleginnen schafften es jedoch, mit ein klein wenig Abstand schon wieder positiv nach vorn zu schauen. "Wir sind trotzdem stolz auf das, was wir erreicht haben. Aber freuen kann ich mich nicht - vielleicht in ein paar Wochen, wenn ich zurückblicke. Jetzt ist es einfach hart", sagte Earps. Doch Millie Bright versprach: "Fußball kann so hart sein. Aber harte Momente stärken einen und wir werden zurückkommen." Das gilt sicher auch für Lucy Bronze.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau FIFA Frauen WM | 20.08.2023 | 12:00 Uhr