DFL (Deutsche Fußball Liga)

DFL-Mitgliederversammlung Donata Hopfen wirbt für Verkauf von Anteilen an der DFL

Stand: 16.11.2022 14:04 Uhr

Am Donnerstag kommen die 36 deutschen Profiklubs zur DFL-Mitgliederversammlung. Dort soll es auch um den Verkauf von Anteilen der Bundesliga an Investoren gehen. DFL-Chefin Donata Hopfen steht deshalb unter Druck.

Die Bundesliga pausiert, alle Augen sind auf die WM in Katar gerichtet - doch bei der Deutschen Fußball-Liga steht am Donnerstag (17.12.2022) eine wegweisende Mitgliederversammlung der 36 Profivereine an. Kontrovers diskutiert werden dürfte ein möglicher Verkauf von Anteilen an der DFL.

"Donata Hopfen hat an Rückhalt verloren"

Es geht um den Einstieg von Private-Equity-Investoren in die Bundesliga und einen Teilverkauf der Medienrechte. Das Manager Magazin schrieb bereits im Oktober von einem "Stresstest" für DFL-Geschäftsführerin Donata Hopfen, die unter Zugzwang stehe. "Scheitert sie, droht ihr das Aus", behaupteten die Autoren. Ein langjähriger Bundesliga-Manager bestätigt der Sportschau nun: "Hopfen wackelt, sie hat ordentlich an Rückhalt verloren."

Der Sportschau liegt ein Schreiben der DFL-Chefin vom 17. Oktober an die Klubs vor, in dem sie mit Blick auf die jetzt anstehende Versammlung um Unterstützung wirbt – um mit Hilfe der Vereine schnell an frisches Geld zu kommen. In dem Schreiben an die Vorstände und Geschäftsführer aller Erst- und Zweitligisten betont sie, die DFL stehe als Ligaverband in der Verantwortung, "optimale Voraussetzungen zu schaffen, um gesellschaftlich relevant, sportlich attraktiv sowie wirtschaftlich wettbewerbsfähig zu sein".

Hopfen verweist auf enorme Herausforderungen aufgrund eines geänderten Mediennutzungsverhaltens, eines veränderten Rechteeinkaufsverhaltens durch Medienunternehmen, auch einen "intensiven globalen Wettbewerb mit anderen Top-Ligen". Im Klartext: Die Bundesliga, zuletzt mit zurückgehenden Medienerlösen (jetzt noch 1,1 Milliarden Euro pro Saison), drohe international abgehängt zu werden.

Finanzspritze aus dem Ausland?

Ihr angestrebter Ausweg: Die Beteiligung eines Investors an den nationalen und internationalen Medienrechten. Diesen Weg waren zuletzt die Ligen in Frankreich und Spanien mit einem Investor aus Luxemburg (CVC Capital Partners) gegangen – und hatten dadurch Milliarden erlöst. So kassiert der Investor im Gegenzug für eine Finanzspritze von 2,7 Milliarden Euro in den kommenden 50 Jahren elf Prozent aller TV-Einnahmen der ersten und zweiten Liga Spaniens.

Zwischen drei und vier Milliarden Euro würde auch die DFL gerne aus einem Investoren-Deal erlösen. Dafür würde der Verband seine Marketingrechte bündeln und eine neue Tochtergesellschaft gründen, deren Wert laut Manager Magazin mit 15 bis 18 Milliarden taxiert werde. Es ginge also um einen Anteilsverkauf von bis zu 20 Prozent.

Vor allem in der internationalen Vermarktung hat die DFL viele Luft nach oben. Zum Vergleich: Während die Bundesliga in dieser Saison gerade einmal rund 170 Millionen Euro erlöst, hat die Premier League neue Deals abgeschlossen, die ihr 6,28 Milliarden in den kommenden drei Jahren sichern sollen. Fernando Carro, Geschäftsführer von Bayer Leverkusen, hatte bereits am Rande der Vollversammlung im August kritisiert, die Bundesliga habe sich unter Wert verkauft.

Uneinigkeit zwischen Hopfen und den Vereinen

Die DFL hat jedoch ein Problem: Internationale Verträge, die im kommenden Jahr auslaufen und damit neu verhandelt werden können, haben derzeit gerade einmal ein Volumen von zwölf Millionen Euro. "Hopfen hat da nur begrenzten Spielraum und sucht händeringend nach neuen Wegen, sieht auf die Schnelle nur den Anteilsverkauf als Ausweg", so der ehemalige Bundesliga-Manager: "Sie lässt sich bei der Suche nach neuen Erlösquellen in eine Richtung treiben. Aber viele Vereine lehnen diesen Vorgriff auf das Tafelsilber ab."

Zum einen, weil viele selbst mit dem Verpfänden eigener Rechte schlechte Erfahrungen gemacht haben; zum anderen, weil der Einstieg eines Investors andere mögliche Geldgeber abschrecken würde. Der Markt würde verengt. Branchen-Beispiel FC Bayern: Die Beteiligung von Adidas am Verein sorgt dafür, dass ein Unternehmen wie Nike gar nicht erst investieren kann.

Die erste Reaktion der Klubs rund um die DFL-Vollversammlung war denn auch überwiegend ablehnend. "Ich halte nichts davon, nur noch mehr Geld in den Kreislauf zu pumpen und eins-zu-eins auszugeben", sagte Alexander Wehrle, Vorstandschef VfB Stuttgart, damals.

Das große Problem, aus Sicht vieler Klubs: Bis jetzt ist ungeklärt, wie das frische Geld verteilt würde – und für was es verwendet würde. "Viele sehen die Gefahr, dass es nur wieder in den Taschen von Spielern und deren Beratern landet", sagt der immer noch gut vernetzte ehemalige Manager gegenüber der Sportschau: "Und es drohen neue Verteilungskämpfe."

Gefordert wird von vielen eine klare Zusage, dass das Geld nachhaltig verwendet wird. Zum Beispiel zur Unterstützung kleinerer Klubs in Sachen Infrastruktur oder Nachwuchsförderung – um die finanzielle Lücke zu den großen Vereinen zu schließen, die in internationalen Wettbewerben abkassieren können.

Erste Gespräche sind geführt

Hopfen tastet sich in ihrem Schreiben vorsichtig an die Klubs heran. "Das entscheiden allein Sie als Mitgliederversammlung der DFL", schreibt sie, es gehe um eine "strategische Partnerschaft, die für Liga und Clubs Wachstumskapital und Know-how auf Zukunftsfeldern bringen könnte".

Dieser Prozess werde laut Hopfen seit Wochen sehr intensiv geführt und begleitet von fachkundigen Partnern wie der Deutschen Bank und der japanischen Investmentbank Nomura. Man habe bereits, so Hopfen, "erste informelle Gespräche mit ausgesuchten Interessenten geführt". Dafür hatte die DFL eine eigene fünfköpfige Arbeitsgruppe eingerichtet, der neben Hopfen auch Rüdiger Fritsch (Darmstadt), Jan-Christian Dreesen (FC Bayern), Axel Hellmann (Eintracht Frankfurt) und Oliver Leki (SC Freiburg) angehören.

Unter den angeblich acht Interessenten an den Anteilen, von denen einige Namen bereits vor Wochen im Fachmagazin Kicker durchgesickert sind, gibt es neben mehreren Private-Equity-Firmen wie CVC aus Luxemburg und Liberty Media aus den USA zu deren Geschäftsbereich auch die Medienbranche zählt.

Hier gibt es laut gut informierten Kreisen unter den DFL-Klubs allerdings die Diskussion: Warum mit einem Investor eine Streaming-Plattform aufsetzen? Können wir das nicht auch alles selbst machen, ohne etwas abzugeben? Sprich: ein Investment in eigene Technologie, ein eigener Streamingdienst, ein eigener TV-Sender? Man erwarte von Donata Hopfen mehr Innovation, heißt es. Allerdings läge dann auch das Risiko allein bei der Liga.

Am Donnerstag geht es nun laut Hopfen um ein "Update zum aktuellen Stand". Insider erwarten noch keinen Beschluss. Keiner wolle sich, so der Manager, im Schatten des beherrschenden Themas Katar-WM überrumpeln lassen, "auch wenn Frau Hopfen gewaltig unter Druck steht, endlich etwas liefern zu müssen, kann es der Liga nicht nur um das schnelle Geld gehen".