Die Mannschaft von Bayer Leverkusen feiert ihren Pokalsieg

Kaiserslautern verliert im Finale Xhaka schießt Leverkusen zum Pokal-Triumph

Stand: 25.05.2024 23:51 Uhr

Mehr als eine Halbzeit lang in Unterzahl - trotzdem hat Bayer Leverkusen gegen den 1. FC Kaiserslautern den DFB-Pokal gewonnen und damit das Double perfekt gemacht. Der Held von Berlin hieß Granit Xhaka.

Das Tor des Tages am Samstag (25.05.2024) im mit 74.322 Fans ausverkauften Olympiastadion erzielte Xhaka in der 16. Minute. Leverkusens Verteidiger Odilon Kossounou sah in der 44. Minute die Gelb-Rote Karte. Kurz nach dem Wiederanpfiff gab es eine dreiminütige Unterbrechung wegen des fortgesetzten Abbrennens von Pyrotechnik zunächst aus der Lauterer, später aber auch aus der Leverkusener Fankurve.

Die Siegerehrung in voller Länge

Sportschau, 25.05.2024 22:14 Uhr

"Das Wichtigste war der Glaube der Mannschaft. Sie waren bereit, in Unterzahl zu kämpfen. Das war einfach super", freute sich Trainer Xabi Alonso im Gespräch mit der Sportschau über das Double und den zweiten Pokalsieg von Leverkusen nach 1993.

"Wir sind natürlich enttäuscht, weil wir den Ausgleich nicht geschafft haben", sagte der scheidende FCK-Trainer Friedhelm Funkel am Sportschau-Mikrofon, "aber ich bin auch stolz, weil die Mannschaft alles gegeben hat."

Fünf Änderungen von Leverkusens Xabi Alonso

Gegenüber dem verlorenen Europa-League-Finale gegen Atalanta Bergamo (0:3) hatte Alonso einige personelle und taktische Änderungen vorgenommen. Mit Patrik Schick setzte er auf einen echten Mittelstürmer, im defensiven Mittelfeld auf Abräumer Robert Andrich. Jonas Hofmann durfte auf dem rechten Flügel ran, Kossounou rückte in die Dreierkette, im Tor stand erstmals in dieser Saison in einem Pokalspiel Lukas Hradecky statt Matej Kovar.

Beim FCK nahm Funkel gegenüber dem letzten Pflichtspiel drei Änderungen vor: Ben Zolinski und Jan Elvedi rückten in die Abwehrkette. Jean Zimmer kam für die Außenbahn ins Spiel. Etwas überraschend: Torjäger Ragnar Ache (16 Zweitliga-Treffer), zuletzt immer wieder angeschlagen, musste auf der Bank Platz nehmen.

Mutiger Beginn von Kaiserslautern

Doch auch ohne Ache begannen die "Roten Teufel" extrem mutig. Schon nach gut zwei Minuten holte sich Kossounou die Gelbe Karte ab, weil er den durchgestarteten Kenny Redondo nur noch per Foul stoppen konnte. Den Freistoß von Tymoteusz Puchacz konnte die Bayer-Abwehr nur mit größter Mühe klären, kurz danach musste Hradecky beim Distanzschuss von Daniel Hanslik auch sein ganzes Können aufbieten.

Erst nach einer knappen Viertelstunde kam auch Leverkusen so langsam in die Show. Möglicherweise hatte das Bergamo-Debakel doch etwas von dieser Selbstverständlichkeit genommen, mit der Bayer durch die Bundesliga gestürmt war. Angeführt von Florian Wirtz wurde die Werkself dann aber gefährlicher. Erst verpasste Schick knapp ein Wirtz-Zuspiel, dann parierte FCK-Keeper Julian Krahl den Abschluss von Wirtz aus spitzem Winkel.

Traumtor von Xhaka für Leverkusen

Der Druck des Meisters nahm zu, Lautern befreite sich nicht mehr ausreichend - und dann ließ es Xhaka krachen: Aus 23 Metern schlenzte er die Kugel in den linken Winkel, Krahl war chancenlos. In der Folge übernahm Leverkusen komplett die Vorherrschaft im Mittelfeld. Alex Grimaldo verpasste in der 26. Minute mit einem Heber über Krahl nur knapp das 2:0, weil Boris Tomiak den Ball noch von der Linie kratzte.

Erst nach einer guten halben Stunde setzten die Lauterer durch Redondos Distanzschuss auch mal wieder einen Offensivakzent, ehe sich die Leverkusener selbst in Bedrängnis brachten.

Berechtigter Platzverweis für Bayers Kossounou

Kossounou ging schon in der 37. Minute erneut recht robust in einen Zweikampf. Funkel forderte an der Seitenlinie schon gestenreich die Ampelkarte. Die ließ Bastian Dankert allerdings völlig zu Recht stecken, doch fünf Minuten später ließ ihm der Abwehrspieler aus der Elfenbeinküste keine Wahl: Viel zu lange hielt Kossounou im Kampf um den Ball die Stollen auf den Knöchel von Tomiak - für dieses üble Einsteigen hätte es statt Gelb-Rot durchaus auch glatt Rot geben können.

"Danach war ein komplett anderes Leverkusen auf dem Platz", meinte Siegtorschütze Xhaka gegenüber der Sportschau: "Taktisch hervorragend, Mentalität hervorragend und außer einem Torschuss für Kaiserslautern in Halbzeit zwei nichts zugelassen." Leverkusen musste jedenfalls zu zehnt weitermachen und hätte beinahe durch einen Flachschuss von Tobias Raschl, der nur Zentimeter am Pfosten vorbeistrich, noch vor dem Seitenwechsel den Ausgleich kassiert.

Alonso und Funkel reagieren unterschiedlich

Zum Wiederanpfiff zogen beide Trainer Konsequenzen aus dem personellen Ungleichgewicht. Alonso ersetzte Schick und Hofmann durch Amin Adli und Josip Stanisic, stellte die Abwehr auf Viererkette um - Funkel erhöhte mit Ache für Hanslik den Druck nach vorn.

Auf beiden Seiten zeigten die Änderungen Wirkung. Leverkusen hatte in der 55. Minute durch einen Kopfball von Stanisic nach Grimaldos Ecke die Riesenchance zum 2:0. Kurz danach verfehlte auf der anderen Seite Ache mit einem 22-Meter-Schuss nur knapp das Bayer-Tor. In der 63. Minute konnte Hradecky den nächsten Ache-Kracher nur mit einer Super-Parade noch aus dem linken Eck fischen.

Analyse und Stimmen nach dem Pokalfinale

Sportschau, 25.05.2024 22:36 Uhr

Ruhe statt Risiko bei Leverkusen - Alonso bremst Wirtz aus

Wie sehr sich Leverkusen in dieser Phase unter Druck sah, zeigte eine bemerkenswerte Szene in der 65. Minute. Als Wirtz einen Einwurf schnell ausführen und eine Unterzahlsituation in der FCK-Abwehr nutzen wollte, rannte ihm Alonso in den Weg, umarmte ihn liebevoll und ermahnte ihn dabei nachdrücklich, lieber Ruhe und Ordnung walten zu lassen, statt zu vehement auf das zweite Tor zu gehen.

Die Chance dazu ergab sich auch so: Nach einem starken Ballgewinn von Adli schickte Wirtz eine Viertelstunde vor Schluss Frimpong steil, der Krahl schon umkurvt hatte, dann aber das Zuspiel auf den mitgelaufenen Xhaka völlig verzog. Von Kaiserslautern kam in der Folge nicht mehr viel, schon gar keine Torgefahr. Bayer kontrollierte Ball und Gegner auch mit zehn Mann, die Defensive um Jonathan Tah und Edmond Tapsoba riegelte hinten gemeinsam mit Andrich alles ab.

Am Ende durfte Leverkusen als sechster Klub im deutschen Fußball und zum ersten Mal in der eigenen Vereinsgeschichte das Double bejubeln.