Fußball-Bundesliga | Kommentar Das ewige Meckern - Aytekins Entscheidung sollte ein Startschuss sein

Stand: 27.09.2021 09:13 Uhr

Abwinken und Meckern in Richtung Schiedsrichter - Alltag im Fußball, bei Profis und Amateuren. Der Platzverweis gegen Mahmoud Dahoud sollte Anlass für einen Wandel sein.

Es ist zunächst nachvollziehbar, dass sich fast alle BVB-Verantwortlichen über den Platzverweis gegen Mahmoud Dahoud beschweren. Denn dessen Abwinken und dessen Rufe in Richtung Schiedsrichter Deniz Aytekin sind weitverbreitete Umgangsformen im Fußball. Aytekin aber zeigte dem bereits verwarnten Dahoud Gelb-Rot.

Tatsächlich kommen die Spieler mit solchem Verhalten meist unverwarnt davon - und genau das ist das Problem. In keiner anderen Sportart verhalten sich Spieler derart respektlos gegenüber den Schiedsrichtern.

Mehr Konsequenz in anderen Sportarten

Handball-, Basketball- und Eishockeyspieler müssen schon bei kleinen Unmutsäußerungen damit rechnen, bestraft zu werden. Das muss auch im Fußball möglich sein.

Dabei geht es nicht darum, Emotionen zu unterdrücken. Es geht um einen respektvollen Umgang miteinander - und um den Schutz der Schiedsrichter auch auf den Amateurplätzen.

Vorbildfunktion

Denn was Kinder und Jugendliche auf den Bildschirmen sehen, ahmen sie oft nach. Und wenn sie meckern und abwinken dürfen, so wie die Bundesligaprofis, dann ist der Schritt zu noch heftigeren Protesten klein. Viel zu oft sind Schiedsrichter im Amateurfußball sogar körperlichen Attacken ausgesetzt.

Die Problematik ist lange bekannt und gerade deshalb ist es ein Rätsel, warum die Schiedsrichter im Profibereich nicht schon längst härter durchgreifen. Denn das Werkzeug dafür haben sie. Das Regelwerk sieht klar vor, dass Spieler verwarnt werden, wenn sie "durch Worte oder Handlungen" protestieren.

Aytekin verschont Guerreiro

Auch Aytekin ließ in der Partie zwischen Mönchengladbach und Dortmund zunächst Milde walten, als der Dortmunder Raphael Guerreiro in seine Richtung abwinkte. Er beließ es bei einer eindrücklichen Ermahnung.

Nur einige Minuten später war Aytekins Geduld bei Dahouds Abwinken dann vorbei. Damit bestrafte er den Mittelfeldspieler zwar härter als Guerreiro und viele, viele andere Bundesligaspieler zuvor. Aber Aytekins Entscheidung ist deshalb nicht falsch, sondern sollte vielmehr Vorbildcharakter haben.

DFB und Schiedsrichter sollten vorangehen

Die deutschen Schiedsrichter sollten sich mit Rückendeckung des DFB zusammen entschließen, die Regeln in diesem Bereich konsequent durchzusetzen. Das würde sie von der schwierigen Aufgabe befreien, stets abzuwägen, welches Protestieren gelbwürdig ist.

Vor allem aber würde dann auch im Fußball endlich klar: Die Spieler müssen die Entscheidungen des Schiedsrichters hinnehmen und sich aufs Fußballspielen konzentrieren. Gibt es Redebedarf, kann immer noch der Kapitän mit dem Schiedsrichter sprechen.

Zeitstrafe gar nicht nötig

Das Mittel einer oft geforderten Zeitstrafe könnte zwar helfen, weil dann die Schwelle niedriger liegen würde als bei einem Platzverweis. Es ist aber nicht nötig, auf die ohnehin unwahrscheinliche Einführung der Zeitstrafe zu warten. Auch wenn Gelb-Rot eine harte Strafe ist - die Spieler haben es selbst in der Hand.