Dortmunds Mats Hummels in Aktion gegen Stuttgarts Deniz Undav

Es geht um die Champions League BVB gegen Stuttgart - Duell der Nagelsmann-Spezis

Stand: 04.04.2024 16:04 Uhr

Borussia Dortmund spielte im vergangenen DFB-Kader von Julian Nagelsmann kaum eine Rolle, der VfB Stuttgart dafür eine riesige - nun treffen sich beide Teams in der Fußball-Bundesliga. Es geht um viel.

Der 2:0-Sieg von Borussia Dortmund beim FC Bayern München hat viele zu der Annahme veranlasst, dass Julian Nagelsmann einen Teilverdienst an diesem Erfolg hat. Bei den Länderspielen in Frankreich (2:0) und gegen die Niederlande (2:1) hatte der Bundestrainer auf die meisten BVB-Stars verzichtet, nominierte einzig Niclas Füllkrug. Die Antwort gaben die Dortmunder - vielleicht angestachelt von ihrer Nicht-Nominierung - auf dem Platz.

Mats Hummels und Nico Schlotterbeck machten in der Innenverteidigung eine hervorragende Partie, Julian Brandt bereitete das Tor von Karim Adeyemi zum 1:0 vor - allesamt entscheidende Spieler, die Nagelsmann zuletzt nicht berücksichtigt hatte. Diese Spieler haben nun eine erneute Chance, sich dem Bundestrainer zu präsentieren. Und das im unmittelbaren Duell gegen das Team, dass bei der DFB-Nominierung vor ein paar Wochen mehrfach den Vorzug erhalten hatte.

Es geht nicht nur um den Teamerfolg

Pünktlich zum 50-jährigen Jubiläum des Westfalenstadions kommt es in Dortmund zum Topspiel gegen den VfB Stuttgart, der Vierte und der Dritte kämpfen da um wichtige Punkte für die Champions League - aber eben auch um die Gunst von Nagelsmann. Maximilian Mittelstädt, Waldemar Anton, Chris Führich und Deniz Undav waren Teil des DFB-Aufschwungs in der Länderspielpause und wollen ihre EM-Plätze verteidigen.

Mehr als sonst geht es am Samstagabend (06.04.2024, 18.30 Uhr) neben dem Kollektivergebnis auch um die Einzelschicksale. Die BVB-Stars müssen sich gegen die VfB-Emporkömmlinge beweisen, um doch noch eine Chance zu haben, auf den EM-Zug zu springen.

BVB bedauert fehlende Konstanz in der Saison

Dass Hummels und Co. derart um ihre Teilnahme bangen müssen, ist ein Spiegelbild der Dortmunder Saison. Nur phasenweise - wie zum Beispiel in München - hat das Team von Trainer Edin Terzic seine Klasse gezeigt, weshalb auch das Meisterthema sehr schnell vom Tisch war. "Es macht uns auch ein bisschen wütend, wenn man sieht, was in dieser Saison möglich gewesen wäre, wenn wir dieses Gesicht konstanter gezeigt hätten", sagte der 41-Jährige.

Terzic will aber nicht zu sehr den vergangenen Monaten nachtrauern, sondern im Endspurt noch die Champions League erreichen, in der Königsklasse selbst gegen Atletico Madrid weiterkommen - und vielleicht ja auch den Spielern zur EM verhelfen. "Wir haben noch ganz viele Möglichkeiten, dieses Gesicht zu zeigen, um am Ende der Saison unsere Ziele zu erreichen", sagte Terzic.

Klasse von Führich und Co. hat BVB zweimal überwältigt

Einer der Nationalspieler, die dem BVB einen Kaderplatz wegschnappten, ist ein alter Bekannter des BVB-Trainers. In der Dortmunder U16 erlebte Terzic vor einigen Jahren Führich hautnah. "Seine Entwicklung überrascht mich gar nicht. Seine Fähigkeiten am Ball, die Kreativität, das Beschleunigen mit dem ersten Kontakt, sofort mutig auf den Gegner zuzudribbeln - das war damals schon erkennbar", sagte Terzic. "Wir freuen uns über seinen Weg, aber wissen, dass er am Wochenende alles tun wird, um uns zu ärgern - deswegen ärgern wir ihn auch."

Zumal der BVB gegen den VfB noch etwas gutzumachen hat. In der Liga und im DFB-Pokal kassierte der amtierende Vizemeister in dieser Saison in Stuttgart deutliche Niederlagen - wobei die Leistungsunterschiede jeweils noch deutlicher waren als die Ergebnisse. "Wir haben sie zweimal geschlagen, aber sie waren damals nicht in Topverfassung. Jetzt sind sie einfach gut unterwegs", beschwichtigte VfB-Trainer Sebastian Hoeneß jedoch.

Chris Führich wurde von Bundestrainer Julian Nagelsmann zum zweiten Mal für das DFB-Team nominiert.

Sebastian Hoeneß (l.) hat Chris Führich (r.) zum Nationalspieler geformt.

Es sei "wahrscheinlich aktuell mit Leverkusen sogar das schwerste Spiel", sagte Hoeneß weiter. Dortmund sei "in einer richtig guten Verfassung, sie haben einen unfassbaren Kader in Tiefe und Breite - aber wir haben genug Selbstvertrauen, um zu sagen, dass wir da ein gutes Ergebnis holen können."

Dass einen weiteren Schritt Richtung Champions League bedeuten würde. Hoeneß: "Wir haben eine richtig gute Ausgangslage und sieben Spieltage vor Schluss Dinge in der eigenen Hand, von denen keiner geträumt hätte."

Offene Zukunft bei Undav über die EM hinaus

Und daran haben auch die deutschen Neu-Nationalspieler einen großen Anteil. Anton wird zwar aufgrund einer Gelbsperre fehlen, neben Führich und Mittelstädt ruhen aber auch wieder viele Hoffnungen auf Undav. Bei dem Stürmer geht es jedoch nicht nur um die Champions League und EM, sondern auch um die Zukunft darüber hinaus. Aktuell ist er von Brighton & Hove Albion ausgeliehen, die Kaufoption würde Undav zum neuen Rekordtransfer der Stuttgarter machen.

Hoeneß hofft, dass der Klub die kostspielige Investition tätigt: "Da gibt es von meiner Seite keine zwei Meinungen. Deniz ist ein absoluter Topspieler, er spielt eine überragende Saison. Er versteht das Spiel zu 100 Prozent, macht Tore und Vorlagen - das ist nicht die Frage, die wir uns stellen. Es ist nicht mein Thema, die Fragen werden an anderer Stelle beantwortet werden müssen."

Genau, wie die Frage, welche der Spieler, die am Samstagabend auf dem Platz stehen, auch bei der EM dabei sein werden.