Nico Schlotterbeck und Julian Brandt von Borrusia Dortmund

EURO 2024 Wer darf noch auf ein EM-Ticket hoffen?

Stand: 04.04.2024 12:32 Uhr

Die Siege gegen Frankreich und die Niederlande waren echte Statement-Erfolge für die Nationalmannschaft und Bundestrainer Nagelsmann. Der EM-Kader scheint größtenteils zu stehen. Wie stehen die Chancen der Nachrücker?

Von Jan-Phillip Molitor

Die Aussagen von Bundestrainer Julian Nagelsmann nach den beiden Siegen waren eindeutig. Viele Änderungen wird es mit Blick auf den EM-Kader wohl nicht mehr geben. Er werde "vielleicht ein, zwei Spieler noch tauschen". Nagelsmann sieht sich in seiner Nominierung bestätigt.

Jeder einzelne Spieler des vergangenen Lehrgangs ist ein Gewinner. Für alle anderen wird es schwer, noch ein EM-Ticket zu ergattern. Nagelsmann könnte beim Heimturnier also auf hochkarätige Namen verzichten.

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Alle müssen sich unterordnen

Ausgelassen wurde beispielsweise Weltmeister Mats Hummels. Er sei "nicht die ideale Besetzung, was die Back-Up Rolle angeht", sagte Nagelsmann. Klare Worte mit leichtem Unterton. Die Erstbesetzung in der Innenverteidigung ist mit Antonio Rüdiger und Jonathan Tah geklärt, für die Positionen dahinter scheint Nagelsmann den Dortmunder nicht zu berücksichtigen.

Doch Hummels Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. Er wehrte sich mit Leistung gegen die Nicht-Berücksichtigung. Sowohl gegen Frankfurt und vor allem beim überraschenden 2:0-Erfolg in München brillierte der Routinier. Nagelsmann forderte "Vollgas geben" und "besser sein, als diejenigen die jetzt dabei sind" von allen Nicht-Nominierten, Hummels lieferte.

Prominentes Bayern-Duo

Auch der sonst so üppige Bayern-Block war eines der "Opfer" von Nagelsmanns Umstrukturierung. Abgesehen von Manuel Neuer, Aleksander Pavlovic (beide verletzt) und dem gesperrten Leroy Sané fehlten zwei weitere namhafte Akteure: Leon Goretzka und Serge Gnabry. Beide kommen zusammen auf mehr als 100 Länderspiele und gehören seit Jahren zum Inventar der DFB-Elf. Goretzka stand seit 2018 bei jedem Turnier im Kader, Gnabry seit der EM 2020. Bei der WM 2018 fehlte er lediglich verletzungsbedingt.

Jetzt ist die Situation für beide schwierig, die Gründe unterschiedlich. Während Gnabry aufgrund von Verletzungen erst acht Bundesliga-Spiele (zwei Tore) in dieser Saison absolvierte, sind Goretzkas Einsatzzeiten quantitativ üppig, qualitativ allerdings dürftig. Das einstige Supertalent hat diese Saison bisher nur wenig Eigenwerbung betrieben. Zuletzt zeigte die Formkurve zwar wieder leicht nach oben, doch gerade das neuformierte DFB-Zentrum aus Robert Andrich und Toni Kroos zeigte sich in bestechender EM-Frühform. Goretzka könnte der große Verlierer der Umstrukturierung im Zentrum werden.

Leon Goretzka vom FC Bayern München

Konnte in dieser Saison noch nicht überzeugen: Leon Goretzka

No-Match trotz Position-Match?

Florian Wirtz, Jamal Musiala und Ilkay Gündogan bilden das neue offensive Dreigestirn. Allessamt gehören sie zur Kategorie Spielgestalter, Nagelsmann verzichtet auf klassische Außenbahnspieler. Dafür setzt er auf möglichst viel Kreativität und Spielintelligenz. Beides Fähigkeiten, die auch zum Portfolio von Julian Brandt und Jonas Hofmann gehören. Nominiert wurden sie trotzdem nicht, erstmals seit Nagelsmanns Amtsantritt.

Brandt stand bei den Niederlagen gegen Österreich und die Türkei in der Startelf. Hofmann machte sein letztes Spiel im DFB-Dress beim Unentschieden gegen Mexiko. Beide wähnten sich nah am EM-Ticket, aktuell scheint es allerdings in die Ferne gerückt. Zwar stimmen die Einsatzzeiten in ihren Vereinen, die Leistungen scheinen den Bundestrainer aber noch nicht vollends zu überzeugen.

Die möglichen Opfer des "Momentums"

Fehlen noch die defensiven Außen: In den vergangenen Jahren die Achillesferse des DFB-Teams. Nur ein Gegentor aus zwei Partien gegen Top-Teams später scheint das richtige Duo gefunden. Dazu gehört mit Maximilian Mittelstädt ein echter Senkrechtstarter, mit dem von Nagelsmann viel betitelten "Momentum". Er könnte zwei Konkurrenten das EM-Ticket kosten: Nico Schlotterbeck und Robin Gosens.

Der Unioner wurde von Nagelsmann vorher stets berücksichtigt, fehlte beim Lehrgang im November aber wegen der Geburt seines zweiten Kindes. Zuvor gegen Mexiko und die USA steuerte er jeweils einen Assist bei und auch im Verein überzeugt der Linksfuß. Gosens ist sogar Top-Scorer (6 Tore und 1 Assist).

Großes "Aber" bei Gosens

Das große Aber: Er spielt dort eine Reihe weiter vorne, die Defensive ist nicht unbedingt sein Spezialgebiet. Schlotterbeck ist zwar kein ausgewiesener Linksverteidiger, als Linksfuß hat er die Position aber sowohl beim BVB, als auch im Nationaltrikot bereits gespielt. Seine Variabilität hätte ein Faustfand im Kampf um ein EM-Ticket werden können.

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Topleistungen - besser gestern als heute - sind nötig, um doch noch ein Ticket im EM-Kader zu bekommen. Sechs Bundesliga-Spieltage bleiben dafür noch Zeit, denn Nagelsmann nominiert seinen Kader bereits vor dem 34. Spieltag.