Daniel Theis in den NBA-Finals

NBA I Basketball Erster Deutscher seit Nowitzki in den NBA-Finals - Daniel Theis im Interview

Stand: 02.06.2022 11:22 Uhr

Daniel Theis steht mit den Boston Celtics in den Finals der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA. In der Nacht auf Freitag (03.06.2022) startet die Best-of-seven-Serie gegen die Golden State Warriors. Im Sportschau-Interview spricht Daniel Theis über Anspannung, intensive Playoffs und seine Rolle im Team.

Sportschau: Daniel Theis, Sie sind als Team schon in San Francisco und bereiten sich auf Spiel eins vor. Fühlt es sich wie vor jedem Auswärtsspiel in den Playoffs an oder merken Sie, dass Sie angespannter sind?

Theis: Gerade fühlt es sich noch an wie jedes Auswärtsspiel in den Playoffs, aber wir haben später einen Media Day, zugeschnitten auf die Finals und dann fängt es an, dass ich realisieren werde, wo ich gerade bin und warum ich jetzt noch spiele.

Sportschau: Was haben Sie als Team gemacht, seitdem Sie in San Francisco sind?

Theis: Wir sind Dienstag angekommen, dann hatten wir ein langes Teammeeting, ich hatte dann noch Behandlungen, habe mich abends hingesetzt und habe Videospiele gespielt, um meinen Kopf ein bisschen freizukriegen – alles so, wie ich es sonst auch mache und nicht extra Druck aufbauen, weil man in den Finals ist.

Sportschau: Die Celtics haben in den Playoffs mit Brooklyn, Milwaukee und Miami starke Gegner geschlagen. Wie würden Sie die Serien beschreiben?

Theis: Viele Teams haben in der regulären Saison Spiele mit Absicht verloren, weil sie nicht gegen Brooklyn spielen wollten. Wir haben als Team beschlossen, dass wir das nicht machen. Wenn du Meister werden willst, musst du eh gegen die besten Teams spielen. Gegen die Teams aus Milwaukee und Miami waren es defensiv extrem intensive Spiele.

Da ist das Herz kurz stehen geblieben.

Sportschau: Im Spiel sieben der Conference Finals hat Miami kurz vor Schluss elf Punkte aufgeholt und Sekunden vor Schluss einen freien Dreier geworfen, der das Spiel für sie gewonnen hätte. Was ging Ihnen da durch den Kopf?

Theis: Als Jimmy Butler den Dreier genommen hat, da ist das Herz kurz stehen geblieben – so gut wie er gespielt hat die letzten zwei Spiele.

Sportschau: Die beiden jungen Stars der Celtics, Jayson Tatum und Jaylen Brown, haben in diesen Playoffs konstant sehr gut gespielt. Wie beobachten Sie deren Entwicklung?

Theis: Sie haben sich definitiv weiterentwickelt, weil sie sich gegenseitig und dem ganzen Team mehr vertrauen. Es war nie einfach für sie, sie mussten sehr viel arbeiten. Jayson und Jaylen wurden oft gedoppelt, Jayson wurde fullcourt verteidigt (Anm. d. Red.: über das gesamte Feld). Er hat sich weiterentwickelt, weil er die richtigen Plays gemacht hat, immer wusste, wann er die Würfe nimmt und wann er sie abgibt, um bessere zu kreieren.

Kyrie Irving (l.), Daniel Theis

Weniger Spielzeit für Theis

Sportschau: Sie haben in den Playoffs 13 Minuten pro Spiel und eine wichtige Rolle im Team gespielt. In den letzten drei Spielen gegen Miami haben Sie es nicht mehr in die Rotation geschafft. Wie sind Sie damit umgegangen?

Theis: Ich hatte damit wirklich kein Problem. Mir ging es nur um den Punkt, dass wir gewinnen. Wenn man jetzt hier wäre und sagt: 'Ich will aber unbedingt spielen, jetzt bin ich schlecht drauf, bin ein schlechter team mate', das passt nicht. Ich glaube, man muss in den Playoffs vom Kopf her immer bereit sein, ins Spiel zu gehen.

Sportschau: Die Golden State Warriors haben unter anderem mit Stephen Curry, Klay Thompson und Jordan Poole starke Schützen, bewegen den Ball viel, ziehen clever zum Korb – wie wollen die Celtics das verteidigen?

Theis: Curry wird seine Dreier treffen, die ein, zwei Meter hinter der Dreierlinie sind. Dadurch verliert man kein Spiel. Die offenen Würfe darf man nicht abgeben. Sie ziehen viel zum Korb, da darf es keine falsche Kommunikation geben. Gegen ein Team, das so erfahren ist, muss man die leichten Sachen wegnehmen.

NBA-Finals: Man spielt um das Größte.

Sportschau: Der Kern der Warriors stand in den vergangenen sieben Jahren fünf Mal in den NBA-Finals. Von den Celtics hat noch kein Spieler in den Finals gespielt. Glauben Sie, dass das einen Unterschied macht?

Theis: Vielleicht spielt es eine kleine Rolle, dass man in das erste Spiel mit Nervosität reingeht: NBA-Finals, die größte Bühne, man spielt um das Größte. Aber auf der anderen Seite spielt der Kern unseres Teams auch schon lange zusammen. Wir waren auch zweimal in den Conference Finals. Wir sind als Team durch schlechte Phasen gegangen. Bis auf die Finals-Erfahrung sind die Team schon sehr ähnlich.

Anmerkung: Die Boston Celtics spielen die ersten beiden Spiele auswärts in San Francisco. Danach geht es für zwei Spiele nach Boston. Falls dann noch Spiele notwendig sind, wird immer abwechselnd gespielt.

Das Interview führte Lovis Binder