Nika Prevc gewinnt die Two Nights Tour und wird vonn ihren slowenischen Teamkolleginnen dafür gefeiert

Skispringen "Two Nights Tour": Der lange Weg zur Schanzengleichheit

Stand: 02.01.2024 18:22 Uhr

Mit der "Two Nights Tour" hatten die Skispringerinnen erstmals eine Art Vierschanzentournee light - doch trotz großer Hoffnung ist der Weg zur Chancen- und Schanzengleichheit noch weit.

Von Ann-Kathrin Rose, Innsbruck

Als in Oberstdorf schon Traktoren ins Stadion fuhren, Akkuschrauber geräuschvoll Schrauben lösten und die ersten Lampen im Auslauf bereits ausgeschaltet waren, stand Eva Pinkelnig noch immer vor Kameras und Mikrofonen, rückte sich die weiße Pudelmütze zurecht und grinste. "Die Show war lässig", sagte die Österreicherin.

Dass ihr Fazit der "Two Nights Tour" mit dem Sieg in Oberstdorf und Platz zwei in der Gesamtwertung positiv ausfiel, ist wenig überraschend. Schließlich ist Pinkelnig eine der erfahrensten Skispringerinnen im Weltcup, kämpft beinahe schon länger um die Anerkennung der Sportart als manche der jungen Kolleginnen auf der Welt sind.

Eva Pinkelnig gewinnt das zweite Springen der TWo-Nights-Tour

Eva Pinkelnig

Freiwillige vs. Faninteresse

Dass die Skispringerinnen mit der "Two Nights Tour" jetzt immerhin zwei Stationen der bei den Männern fest etablierten Vierschanzentournee haben, bedeutet ihr viel. "Es ist einfach gut, dass wir damit in der Nähe der Herren sind, in der gleichen Zeit - danke an die ehrenamtlichen Helfer", sagte Pinkelnig, die weiß, dass die Springen in Garmisch-Partenkirchen und Oberstdorf ohne die vielen Freiwilligen kaum zu stemmen gewesen wären. "Man kann jetzt ganz nüchtern analysieren, was lief gut und was hat noch Potenzial."

Letzteres gilt ganz sicher für das Faninteresse. Bei den Springen der "Two Nights Tour" kamen in Garmisch-Partenkirchen 3.500 Fans, in Oberstdorf 3.000. "Für uns ist das schon was", sagte Katharina Schmid und Teamkollegin Selina Freitag ist überzeugt: "Das entwickelt sich genauso wie wir." Das Interesse der Fans ausschließlich an die sportliche Entwicklung der Skispringerinnen und ihres Sports zu koppeln, greift aber trotz des schwachen Abschneidens des deutschen Teams zu kurz.

Vermarktung mit Potenzial

Denn zur Wahrheit gehört auch die Vermarktung der "Two Nights Tour". Zwar packten in Garmisch und Oberstdorf viele fleißige Hände mit an, wenn es um die Springen ging - in den Orten selbst aber war vor allem die ohnehin etablierte Vierschanzentournee sichtbar. Nur wenige Werbewände oder kleine Fähnchen schafften kaum Sichtbarkeit für die Wettkämpfe der Skispringerinnen. So blieben auch die Ticketverkäufe über die Tageskassen weit hinter den Erwartungen zurück.

Gerade beim weitläufigen Stadion in Garmisch-Partenkirchen hätte das Fazit der Springerinnen also durchaus ernüchtert ausfallen können, stattdessen strapazierten viele der Sportlerinnen den Begriff "Dankbarkeit". Und auch Pinkelnig bedankte sich nach ihrem Sieg in Oberstdorf ausdrücklich - beim Deutschen Skiverband. Der DSV hatte es geschafft, dass die Skispringerinnen überhaupt das Format der "Two Nights Tour", als eine Art Vierschanzentournee light, haben.

Hüttel: "Die Premiere ist gelungen"

Auch deshalb zog Horst Hüttel, der Sportdirektor des DSV, ein positives Fazit: "Ich denke, die Premiere ist gelungen." Anders fällt seine Bewertung der sportlichen Leistungen aus - schließlich blieben die deutschen Skispringerinnen hinter den Erwartungen zurück. "Wir sind nicht zufrieden und haben da auch andere Ansprüche", so Hüttel. Schmid selbst hatte nach ihrem Heimspiel in Oberstdorf bereits betont: "Ich wäre so gern besser Ski gesprungen."

Damit war sie nicht allein, auch Selina Freitag und Anna Rupprecht suchten bisweilen Form und Fassung - zu groß der Ärger über schwache Sprünge, aber auch eigene Fehler und die Suche nach den Gründen. Luisa Görlich erlebte mit Rang zehn in Garmisch als beste Deutsche und dem Aus in der Qualifikation in Oberstdorf zwei Wettkämpfe der Extreme.

Schmid fehlt in Villach

Schmid, die zuletzt offengelassen hat, ob und wie es nach dieser Saison weitergeht, wird beim anstehenden Weltcup in Villach (03.01.2024, 11.30 Uhr im Live-Ticker, 04.01.2024, ab 12.30 Uhr im Ersten und auf Sportschau.de) nicht mit dabei sein. Das habe das Trainerteam um Coach Thomas Juffinger "in Absprache mit der Athletin" entschieden, teilte der DSV am Dienstag mit. Schmid wird stattdessen weitere Trainingseinheiten absolvieren, soll bei den Weltcups in Japan dann aber wieder dabei sein. Die Weltmeisterin wollte liefern bei der "Two Nights Tour" und damit weitere Argumente für eine Ausweitung von zwei auf vier Springen liefern. "Es war leider nicht mehr drin", konstatierte sie nach ihrem Heimspiel in Oberstdorf.

Auch die Österreicherin Pinkelnig glaubt, dass sportlich starke Wettkämpfe in der aktuellen Diskussion unerlässlich sind. "Wir schauen, dass wir unseren Job gut machen", sagte sie. "Dass wir eine gute Show liefern." Dabei würden sicher auch K.o.-Duelle helfen, die aber gab es bei der "Two Nights Tour" nicht. Dennoch sei das Neujahrsspringen "Werbung für unseren Sport", so Pinkelnig. "Alles andere entscheiden die Funktionäre."

Wann zieht der ÖSV nach?

Und die ziehen sich in Pinkelnigs Heimatland, beim Österreichischen Skiverband (ÖSV), aktuell noch hinter einem fehlenden Flutlicht in Innsbruck zurück. Das soll 2026 kommen - dann würde der ÖSV die Stationen in Innsbruck und Bischofshofen wohl gemeinsam mit den Tournee-Springen der Männer austragen wollen und nicht wie bei der "Two Nights Tour" in Deutschland abwechselnd. Das allerdings würde bedeuten, dass es auch im kommenden Jahr noch keine Vierschanzentournee für die Skispringerinnen geben dürfte. Dabei würde Eva Pinkelnig sicher auch gern über vier Stationen sagen: "Die Show war lässig."