Linus Straßer beim Slalom der Ski-WM in Saalbach-Hinterglemm 2025

Ski Alpin Slalom-Ass Linus Straßer - "Ich habe sehr zu kämpfen"

Stand: 17.03.2025 11:07 Uhr

Nach dem Slalom in Hafjell gewährt Linus Straßer tiefe Einblicke in seine Gedankenwelt. Er spricht über die "Absurdität" des Slalomsports und räumt eine gewisse Saisonmüdigkeit ein.

Nach Rennen im Ski-Weltcup geht es oft schnell: Manche der Top-Läufer kommen im Interview kurz zu Wort, sprechen über die Pistenbedingungen, das Wetter, über ihre Linie oder Schwierigkeiten im Lauf. Linus Straßer aber ging im ZDF nach seinem elften Platz im norwegischen Hafjell weit über das klassische Frage-Antwort-Spiel hinaus. Der Münchner gewährte im Interview tiefe Einblicke in seine Gedankenwelt.

Der Weg vom verkorksten Saisonstart hin zur WM-Bronzemedaille in Saalbach-Hinterglemm sei strapaziös, verriet der Münchner: "Ich hab schon auch gemerkt, dass mich das wahnsinnig viel Kraft gekostet hat, auch mentale Kraft."

Vom verpatzten Saisonstart zur WM-Medaille

Nach seinen großen Erfolgen im vergangenen Winter, nachdem er mit Kitzbühel und Schladming beide Slalom-Klassiker gewinnen konnte, hatte der 32-Jährige im November und Dezember zunächst große Startschwierigkeiten: Siebter beim Slalom-Auftakt in Levi, in Gurgl konnte er sich nicht für den zweiten Durchgang qualifizieren, es folgten zwei Ausfälle hintereinander in Val d'Isere und Alta Badia.

Erst im Januar, als die schweren, steilen und eisigen Hänge auf dem Programm standen - Pisten, die dem Edeltechniker liegen, fand er langsam wieder zur alten Form. Peu à peu verbesserte er seine Resultate, krallte sich wieder in den Top fünf der Welt fest, verpasste das Podium in Adelboden, Kitzbühel und Schladming nur knapp, bis bei der Ski-WM in Saalbach-Hinterglemm dann alles zusammenpasste und Straßer Bronze holte.

Linus Straßer holt Bronze im Slalom

Christoph Nahr, Sportschau Wintersport, 16.02.2025 19:15 Uhr

Bronzemedaille ließ Straßer hadern

Doch selbst als die Medaille um Straßers Hals baumelte, plagten den Münchner Gedankenspielchen: "Der Tag hat mir die Absurdität" des Slalomsports gezeigt, verriet Straßer. In der Disziplin entscheiden oft wenige Millimeter über Sieg, Niederlage oder Einfädler. Der besagte Sonntag bei der Ski-WM in Saalbach-Hinterglemm war ein gutes Beispiel dafür: Zwischen der Bronzemedaille und dem vierten Platz "lag am Ende nur, ob der Clement (Noel) einfädelt oder nicht. Schon ein bisschen absurd, weil meine Leistung wäre genau die gleiche gewesen", reflektierte Straßer.

Ob die WM-Medaille sein größter Erfolg gewesen sei, darauf hätte der Münchner bis heute keine Antwort. "Zu jedem Rennen gibt es immer eine Geschichte", erklärte der 32-Jährige. "Das Jahr, bevor ich Kitzbühel gewonnen hab, bin ich Vierter geworden, war ein Hundertstel hinterm Podium und da hat sich eine Geschichte aufgebaut und da gibt es auch eine Story dahinter."

Straßer verrät: "Ich habe sehr zu kämpfen"

Bei einer Großveranstaltung sei das anders: "Du kommst an einen Hang, den bist du eigentlich noch nie wirklich gefahren - bis auf das Weltcupfinale im Jahr davor - da ist nicht so die Story dahinter für einen selber auch, sondern da gilt nur, an diesem einen Tag, irgendwie unter die drei zu kommen", so Straßer.

Die anstrengenden Wochen, die zwischen dem verkorksten Rennen in Gurgl und der Medaille liegen, zehren jedenfalls nachhaltig an dem Athleten vom TSV 1860 München: "Ich hab schon sehr zu kämpfen mit mir, dass alles aufrecht bleibt, die Motivation und auch so ein bisschen der Hunger."

Linus Straßer bei der Ski-Alpin-WM in Saalbach

Letzte Chance beim Weltcup-Finale in Sun Valley

Als die ZDF-Moderatorin später noch mal nachhakte und wissen wollte, ob der fehlende Hunger ein Indiz für ein mögliches Karriereende sein könnte, verneinte Straßer vehement: "Nein, nein, nein - mir macht es nach wie vor Spaß."

Ein einziges Rennen hat Straßer diese Saison noch zu bewältigen. Beim Slalom beim Weltcupfinale in Sun Valley hat er die letzte Chance, ein Weltcup-Podium oder gar den ersten Sieg der Saison zu holen. Im Kampf um die Kristallkugel spielt der Münchner, anders als vergangene Saison, als er sich bis zum Winterende mit Manuel Feller um den Slalom-Gesamtsieg battelte, dieses Jahr keine Rolle.