Max Langenhan in Aktion

Rodeln in Oberhof "Traurig, solche Register ziehen zu müssen" - Langenhan verbremst den Sieg

Stand: 11.02.2024 14:12 Uhr

Wärme, Nebel, Regen, Wind - und ein Seriensieger, der etwas zu sehr vom Gas ging: Max Langenhan hat in Oberhof nur Rang zwei belegt. Aber nicht deswegen war dieser Rodel-Wettkampf am Sonntag (11.02.2024) besonders gesprächswertig.

Nach dem ersten Durchgang hatte Svante Kohala mit einer Zeit von 43,649 Sekunden geführt - die Aussagekraft dessen ist aber anhand des Endergebnisses ablesbar und hatte zwei klare Erklärungen. Punkt eins war die Eisbahn in Oberhof, die im Laufe des Wettkampfes merklich abbaute, Kohala profitierte also von seiner Startnummer 9.

Punkt zwei war aber auch die Siegtaktik von Langenhan, der keinen der Topplätze im ersten Durchgang einnehmen wollte und bewusst in der Schlussphase des Laufes bremste. Langenhan war bis zum letzten Viertel der Strecke noch auf Bestzeit-Kurs, nahm dann aber auf der Gerade seine Füße runter und verlangsamte seine Fahrt. Das Ergebnis war Rang sieben mit einem Rückstand von 0,209 Sekunden.

Langenhan erklärt sein Bremsmanöver

"Es ist sehr, sehr schwer. Man merkt es sofort, wenn man losfährt, dass man super schwer im Eis liegt, weil die Oberfläche so weich ist. Wir haben uns dann ein paar Sachen einfallen lassen, der Felix hat hochgefunkt, dass ich doch mal die Füße runternehmen soll", erklärte Langenhan im Sportschau-Interview. "Ich glaube, das ist gar nicht so schlecht, weil der ein oder andere von seiner Startnummer profitiert hat und deswegen vorne ist - und die holen wir natürlich im zweiten Lauf wieder ein. Ein bisschen zocken muss man eben bei dem Wetter. Ich denke, dass es im zweiten Lauf sehr, sehr gut gehen wird."

Tatsächlich überholte Langenhan alle Kontrahenten, die nach dem ersten Durchgang vor ihm gelegen hatten, doch ein Verfolger zog an ihm vorbei. Der Lette Kristers Aparjods fuhr von Rang 17 zum Sieg in Oberhof, im Ziel hatte er 0,042 Sekunden Vorsprung auf den deutschen Toprodler, der zuvor sechs von acht Saisonrennen gewonnen hatte. Platz drei ging an David Gleirscher (Österreich), der sogar nur als 23. in den finalen Durchgang gegangen war.

Trotz des verpassten Sieges war Langenhan mit seiner Leistung zufrieden. Weil auch er mitbekommen hatte, dass sein Start im zweiten Lauf eigentlich zu spät für eine Topplatzierung war. "Damit habe ich eigentlich nicht mehr gerechnet, wir sind jetzt mal das Opfer des Wetters. Der Sieg für Kristers ist verdient", sagte Langenhan.

Loch schafft es immerhin noch auf Rang sieben

Felix Loch hatte im ersten Durchgang vor Langenhan eine nahezu fehlerfreie Fahrt hingelegt, wurde aber aufgrund der Verhältnisse auch nur Sechster (+0,204 Sekunden) - konnte so seinem Teamkollegen aber den Bremstipp geben. Unmittelbar vor ihm gingen Mathis Ertel (3./+0,181) und Timon Grancagnolo (4./+0,203) in den finalen Durchgang.

Als Spätstarter hatte das Trio im zweiten Lauf aber keine Chance mehr, ihre Positionen zu behaupten. Loch wurde Siebter (+0,217), Grancagnolo 13. (+0,598) und Ertel fiel sogar auf Rang 16 (+0,710) zurück. Und was passierte mit den führenden Kohala? Der rutsche vom ersten auf den 22. Platz (+0,661) ab.

"Ich kritisiere ja nicht oft, aber heute hätte man mal überlegen müssen, ob man nicht die Gesetzten vorne fahren lässt", sagte Loch im Sportschau-Interview. "Es ist ein bisschen lächerlich, wenn du im ersten Lauf schon bremsen musst, um im zweiten Lauf eine gute Startposition zu haben. Wir wollen am schnellsten nach unten und nicht auf eine Platzierung fahren."

Veränderungen vom Weltverband gefordert

Die Taktik von Langenhan war nicht ganz erfolgreich - und natürlich nicht im Sinne des Rodelns. Dass ein Leistungssportler absichtlich nicht seine Bestleistung zeigt, ist etwas, womit er auch den Verantwortlichen zu denken geben möchte.

"Wir wollen den Weltverband darauf hinweisen, dass man mal die Startreihenfolge verändern sollte, damit der Gesamtweltcup nicht so durch solche Wetterrennen in Mitleidenschaft gezogen wird", sagte der 24-Jährige der Sportschau. "Man hat es ja zuletzt beim Ski Alpin gesehen, da ist einer von 30 auf 1 gefahren - da ist es also noch schlimmer. Aber es ist traurig, wenn man solche Register ziehen muss."

Sieg in der Team-Staffel

Im Teamwettbewerb gab es dann kein Taktieren mehr, sondern da ging es nur noch darum, möglichst schnell runterzukommen - und das gelang dem deutschen Sextett am besten. Langenhan, Merle Fräbel, die am Vortag ihren ersten Weltcupsieg gefeiert hatte, und die beiden Doppelsitzer Orlamünder/Gubitz sowie Degenhardt/Rosenthal gewannen mit einer Zeit von 3:12,942 Minuten vor Lettland (+0,150) und Österreich (+0,288).