Tennis-Grand-Slam in London Wimbledon: Zverev folgt Kerber ins Achtelfinale

Stand: 03.07.2021 18:23 Uhr

Nach Angelique Kerber ist auch Alexander Zverev in das Achtelfinale des Tennis-Turniers von Wimbledon eingezogen. Kerber steht nach einer enormen Leistungssteigerung unter den letzten 16. Zverev drehte im zweiten Satz das Spiel auf seine Seite.

Der Weltranglisten-Sechste besiegte am Samstag (03.07.2021) den Amerikaner Taylor Fritz mit 6:7 (3:7), 6:4, 6:3, 7:6 (7:4). Zverev benötigte 2:37 Stunden für den Erfolg und will im zweiten Anlauf erstmals das Viertelfinale in London erreichen. "Das war wahrscheinlich nicht das beste Match, das ich in diesem Turnier hier gespielt habe", sagte Zverev, "aber ich habe einen Weg gefunden, es zu gewinnen, das ist das Wichtigste. Er hat es mir sehr schwer gemacht."

Nach den zwei ungefährdeten Siegen zum Auftakt wurde der French-Open-Halbfinalist gegen Fritz wesentlich mehr gefordert. Im Duell zweier starker Aufschläger gab es zunächst so gut wie keine Chancen für die Returnspieler. Nur zwei Breakmöglichkeiten direkt zu Beginn erspielte sich Zverev, ließ diese aber ungenutzt.

Zverevs Ausbruch zeigt Wirkung

Fritz, der vor einem Monat bei den French Open noch im Rollstuhl den Platz verlassen und sich anschließend einer Meniskus-Operation am rechten Knie unterziehen musste, war der etwas aktivere Spieler und gewann den ersten Satz im Tiebreak verdient.

Wie sehr ihn das frustrierte, zeigte Zverev, als er zu Beginn des zweiten Durchgangs wütend einen Ball wegschlug und eine Verwarnung erhielt. Und dieser Ausbruch schien Wirkung zu zeigen. Das erste Break zum 3:1 gab Zverev zwar sofort wieder her, das nächste schnappte er sich eiskalt zum Satzausgleich.

Am Netz und ohne Fehler

Zverev erhöhte den Druck von der Grundlinie, machte kaum mehr vermeidbare Fehler und suchte auch häufiger den Weg ans Netz. Und bei eigenem Aufschlag leistete sich der US-Open-Finalist ohnehin keine Wackler - die beiden Breakmöglichkeiten im fünften Spiel des zweiten Satzes blieben die einzigen für Fritz im gesamten Match.

Im vierten Satz musste wieder der Tiebreak entscheiden - diesmal mit dem besseren Ende nach 2:37 Stunden für Zverev. Nächster Gegner ist am Montag der Kanadier Felix Auger-Aliassime, er profitierte von der Aufgabe des Australiers Nick Kyrgios wegen einer Bauchmuskelverletzung.

Kerber jetzt gegen Gauff

Die 2018 in London siegreiche Kielerin Kerber gewann nach einer willkommenen Regenpause 2:6, 6:0, 6:1 gegen Alexandra Sasnowitsch aus Belarus. Am Montag bekommt es die 33-Jährige nun mit US-Nachwuchshoffnung Cori Gauff zu zun. Die 17-Jährige setzte sich gegen Kaja Juvan aus Slowenien glatt mit 6:3, 6:3 durch. "Das wird wirklich ein interessantes Match", sagte Kerber vor dem ersten Duell der beiden. "Sie ist gefährlich, besonders auf Rasen. Sie hat das Feuer."

Für Kerber, die die Generalprobe in Bad Homburg gewonnen hatte, war es der achte Sieg auf Rasen in Serie. Da viele Mitfavoritinnen schon früh gescheitert sind, ist das Feld für die Kielerin weit geöffnet. Zudem ist Kerber die einzige verbliebene Wimbledonsiegerin im Turnier.

Sasnowitsch überrascht Kerber mit mutigem Spiel

Mit ihrem forschen und risikoreichen Spiel stellte Sasnowitsch, die in der ersten Runde von der verletzungsbedingten Aufgabe von US-Superstar Serena Williams profitiert hatte, Kerber vor große Probleme. Ihre ersten beiden Aufschlagspiele gab die Kielerin direkt ab und geriet 0:4 in Rückstand. Kerber agierte fast nur aus der Defensive, ihre mutige Kontrahentin machte hingegen kaum Fehler. "Ich habe ein bisschen den Start verpasst im ersten Satz", sagte Kerber und versuchte in der Pause mit ihrem Team, das Match zu analysieren. "Die haben versucht, mich zu motivieren, das hat geklappt."

Sasnowitsch, als 100. der Weltrangliste 72 Plätze hinter Kerber klassiert, wirkte wesentlich frischer als die Deutsche. Noch am Donnerstag hatte die dreimalige Grand-Slam-Gewinnerin beim hart erkämpften Zweitrundensieg gegen die Spanierin Sara Sorribes 3:20 Stunden auf dem Platz gestanden und dabei Probleme an ihrem linken Handgelenk offenbart.

Regenpause: Kerber sammelt ihre Kräfte

Beim Stand von 1:5 sorgte der Regen dafür, dass die Spielerinnen den Platz verlassen mussten - und gab Kerber die Chance, sich in der über eineinhalbstündigen Pause neu zu sortieren. Zwar war der erste Durchgang nicht mehr zu retten, doch Kerber zeigte nun eine ganz andere Körpersprache.

Sie wirkte im zweiten Durchgang viel griffiger, zwang Sasnowitsch mit mehr Power und besseren Returns zu Fehlern und verpasste ihr mit dem 6:0 die Höchststrafe. Die Belarusin war sichtlich beeindruckt und hatte gegen die Dominanz Kerbers auch im dritten Satz keine Chance mehr. Nach 75 Minuten verwandelte die deutsche Nummer eins den ersten Matchball.

Federer und Medwedew im Achtelfinale

Weiter ist auch der Schweizer Routinier Roger Federer. Der 39-Jährige schlug den Briten Cameron Norrie 6:4, 6:4, 5:7, 6:4 und bleibt damit im Rennen um seinen neunten Wimbledon-Titel. Im Achtelfinale trifft Federer am Montag auf den an Nummer 23 gesetzten Italiener Lorenzo Sonego.

Nach einer Aufholjagd hat es auch Mitfavorit Daniil Medwedew noch als letzter Profi in die Runde der letzten 16 geschafft. Der russische Weltranglisten-Zweite gewann gegen den früheren Finalisten Marin Cilic aus Kroatien trotz 0:2-Satzrückstandes 6:7 (3:7), 3:6, 6:3, 6:3, 6:2. Medwedew trifft an diesem Montag auf den Polen Hubert Hurkacz.

Raducanu-Märchen geht weiter

Als letzte Spielerin zog die Weltranglisten-Erste Ashleigh Barty ins Achtelfinale ein. Die Australierin siegte 6:3, 7:5 gegen die Tschechin Katerina Siniakova. In der nächsten Runde trifft Barty auf French-Open-Siegerin Barbora Krejcikova aus Tschechien.

Derweil hat die britische Teenagerin Emma Raducanu ihr Märchen bei den All England Championships erfolgreich weitergeschrieben. Die 18-Jährige gewann auf Court Nr. 1 gegen die Rumänin Sorana Cirstea 6:3, 7:5 und zog unter dem tosenden Applaus der britischen Fans ins Achtelfinale ein. Dort trifft sie am Montag auf die Australierin Ajla Tomljanovic.