Tennis in London Wimbledon: Otte verliert nach großer Show gegen Murray

Stand: 30.06.2021 23:35 Uhr

Qualifikant Oscar Otte hat auf dem Centre Court von Wimbledon die Überraschung gegen Andy Murray nach großem Kampf und einer emotionalen Tennis-Show am späten Mittwochabend (30.06.2021) knapp verpasst. In der dritten Runde steht hingegen Dominik Koepfer.

Schon beim Gang auf den legendären Centre Court von Wimbledon konnte sich Oscar Otte ein Lächeln nicht verkneifen - und dann sorgte er dafür, dass dem britischen Publikum in der Kathedrale des Tennis das Lachen zwischenzeitlich ordentlich verging. Der Kölner Qualifikant glänzte beim Rasen-Klassiker mit einer unbekümmerten Vorstellung gegen Publikumsliebling Andy Murray, den sensationellen Zweitrunden-Sieg gegen den zweimaligen Champion mit dem künstlichen Hüftgelenk verpasste er dennoch knapp.

Drama über fünf Sätze

"Natürlich will ich auch gewinnen", hatte Otte im Vorfeld betont - und daran ließ er keinen Zweifel. Der 27-Jährige, der erstmals überhaupt im Wimbledon-Hauptfeld stand, spielte gegen die frühere Nummer eins der Welt mutig und frech, nach 3:50 Stunden musste er Murray aber zum 3:6, 6:4, 6:4, 4:6, 2:6 gratulieren. Dass Otte es mit prominenten Namen auf der ganz großen Bühne aufnehmen kann, hatte er jüngst bei den French Open bewiesen, wo er den späteren Halbfinalisten Alexander Zverev (Hamburg) in der Auftaktrunde über fünf Sätze beschäftigte.

Auch Murray lieferte er spätestens ab Mitte des zweiten Satzes ein Match auf Augenhöhe, als er sich von einem Break-Rückstand zurückkämpfte. Die Sensation lag in der Luft, und Otte wurde vor dem aufgepeitschten Publikum immer selbstbewusster. Aber auch Murray zeigte sein enormes Kämpferherz - der Centre Court wurde zum Hexenkessel. Dann musste das Dach geschlossen werden, nach der rund viertelstündigen Pause war bei Otte der Schwung kurz raus - aber es reichte für Murray, um den Entscheidungssatz zu erzwingen. Dort entwickelte sich eine Zitterpartie, in der der Favorit die besseren Nerven bewies.

Koepfer ringt Kwon nieder

Kurz zuvor hatte der Schwarzwälder Dominik Koepfer nach einem Fünfsatz-Fight erstmals die dritte Runde in Wimbledon erreicht. Koepfer, der Weltranglisten-62. aus Furtwangen, bezwang Kwon Soonwoo 6:3, 6:7 (8:10), 7:6 (7:2), 5:7, 6:3 - gerade noch rechtzeitig, bevor das Match wegen Dunkelheit hätte abgebrochen werden müssen. Der Südkoreaner hatte tags zuvor den Münchner Qualifikanten Daniel Masur ausgeschaltet.

Bautista Agut oder Kecmanovic

Der 27 Jahre alte Koepfer kämpft nun gegen den an Position acht gesetzten Spanier Roberto Bautista Agut oder Miomir Kecmanovic aus Serbien um den Einzug in sein zweites Grand-Slam-Achtelfinale nach den US Open 2019.

Koepfer ist der erste Deutsche in der dritten Runde, Alexander Zverev (Hamburg) kann noch folgen. 2019 hatte Koepfer beim Rasen-Klassiker in Wimbledon erstmals auf der großen Bühne auf sich aufmerksam gemacht, als er mit einer Wildcard in die zweite Runde einzog. Im Jahr zuvor war er in der Qualifikation knapp gescheitert.

Djokovic siegt nach Rutschpartie

Trotz einiger Ausrutscher auf dem "heiligen Rasen" hat Topfavorit Novak Djokovic bei seiner Mission Titelverteidigung in Wimbledon auch die zweite Hürde souverän genommen.

Der Weltranglistenerste aus Serbien, der in London den dritten Triumph in Serie und den sechsten insgesamt anstrebt, bezwang in der Neuauflage des Endspiels von 2018 den Südafrikaner Kevin Anderson 6:3, 6:3, 6:3. Große Probleme bereitete Djokovic nur der Rasen auf dem Centre Court, mehrmals rutschte er aus und knallte unsanft auf den Boden.

Jetzt gegen Seppi oder Kudla

Anders als die 23-malige Grand-Slam-Siegerin Serena Williams (USA) oder Adrian Mannarino (Frankreich), die am Vortag nach Ausrutschern auf dem Hauptplatz beide aufgeben mussten, zog er sich dabei aber keine Verletzungen zu. In der dritten Runde trifft Djokovic auf Andreas Seppi (Italien) oder Denis Kudla (USA).

Der 19-malige Grand-Slam-Champion jagt in Wimbledon gleich mehrere Bestmarken. Mit einem weiteren Major-Titel würde er mit den Rekordhaltern Roger Federer und Rafael Nadal gleichziehen.

Viele Favoritinnen schon draußen

Bei den Frauen sind derweil von den zehn topgesetzten Tennisspielerinnen schon fünf ausgeschieden. Nachdem sich bereits die 23-malige Grand-Slam-Siegerin Serena Williams (USA/Nr. 6) und die zweimalige Wimbledon-Siegerin Petra Kvitova (Tschechien/Nr. 10) verabschiedet hatten, folgten am Mittwoch Sofia Kenin (USA/Nr. 4), Bianca Andreescu (Kanada/Nr. 5) und Belinda Bencic (Schweiz/Nr. 9).

Die frühere US-Open-Siegerin Andreescu verlor ihr Auftaktmatch gegen die Französin Alize Cornet klar 2:6, 1:6. Kenin, Australian-Open-Gewinnerin des Vorjahres, unterlag in der zweiten Runde ihrer Landsfrau Madison Brengle 2:6, 4:6. Ebenfalls chancenlos war die Schweizerin Bencic bei ihrer 3:6, 3:6-Erstrundenpleite gegen die Slowenin Kaja Juvan.

Sabalenka und Switolina mit Mühe

Schwer taten sich auch die Mitfavoritinnen Aryna Sabalenka (Belarus/Nr. 2) und Jelena Switolina (Ukraine/Nr. 3). Sabalenka gewann nach verlorenem Startsatz noch 4:6, 6:3, 6:3 gegen die Britin Katie Boulter und zog in die dritte Runde ein. Die frühere Halbfinalistin Switolina setzte sich in ihrer Auftaktpartie 6:3, 2:6, 6:3 gegen die Belgierin Alison Van Uytvanck durch.