Tennis | Davis Cup Davis Cup: Deutsches Team fährt mit vielen Fragen nach Madrid

Stand: 01.12.2021 07:21 Uhr

Das deutsche Davis-Cup-Team steht im Halbfinale. Das neue Format spielt dem Team von Michael Kohlmann in die Karten. Doch der Wettbewerb steht erneut vor einer einschneidenden Veränderung.

Die deutsche Davis-Cup-Mannschaft wusste am Dienstagabend (30.11.2021) nicht wohin mit ihren Emotionen. Michael Kohlmann schnappte sich erst Tim Pütz, danach Kevin Krawietz - und um beide musste man sich beinahe schon Sorgen machen, ob sie diese gut gemeinten Umarmungen ihres Teamchefs unverletzt überstehen würden. Schließlich muss das deutsche Erfolgsdoppel am kommenden Samstag (04.12.2021) noch einmal auf der großen Bühne auftreten - zum Davis-Cup-Halbfinale gegen Russland oder Schweden.

"Nach dem Matchpoint ist viel Druck abgefallen. Das konnte man sehen", sagte Kohlmann als er seine Spieler dann doch unversehrt aus der euphorischen Umklammerung entlassen hatte. In einem hochspannenden und hochklassigen Match hatten Pütz/Krawietz die Briten Joe Salisbury und Neal Skupski mit 7:6, 7:6 besiegt und dem Team des Deutschen Tennis Bundes (DTB) den Einzug in die Runde der letzten vier Teams bei diesem (neuen) Wettbewerb beschert. Zuvor hatte Jan-Lennard Struff mit einem Sieg gegen Cameron Norrie das vorzeitige Aus verhindert, nachdem Peter Gojowzyk chancenlos gegen Daniel Evans gewesen war.

Gute Werbung für das neue Format

Diese Partie war nichts für schwache Nerven und eigentlich gute Werbung für das neue, erst zum zweiten Mal ausgetragene Format des Davis Cups - bei dem an einem Tag zwei Einzel und ein Doppel über jeweils zwei Gewinnsätze gespielt werden. Und nicht mehr vier Einzel und ein Doppel über jeweils drei Gewinnsätze und drei Tage, wie über Jahrzehnte üblich.

Gerade die deutsche Mannschaft profitierte bei ihren Auftritten in Innsbruck in diesen Tagen von dem neuen Modus. Gegen Serbien, Österreich und nun auch gegen Großbritannien siegte das Team jeweils mit 2:1 und entschied dabei stets das entscheidende Doppel für sich.

Änderungen des Wettbewerbs geplant

Eine solche Aufwertung hat die Disziplin Doppel noch nie gesehen - weder beim Davis Cup noch in der Tennis-Historie. Die Doppel-Wettbewerbe laufen auf der ATP-Tour meistens am Rande und unter dem Radar der Öffentlichkeit. "Uns war schon bewusst, dass das passieren kann. Das Halbfinale wäre wieder so ein Spiel, wo wir gerne erneut ein 1:1 nach den Einzeln hätten. Aber wir haben eines der besten Doppel der Welt und für dieses Format passt das sehr gut", sagte Pütz.

Der Flieger des DTB-Teams hob am Mittwoch Richtung Madrid ab, wo das Halbfinale und gegebenenfalls auch das Finale gespielt werden. "Es ist eine unglaubliche Teamleistung. Wir freuen uns und wollen nochmal Vollgas geben in Madrid", sagte Krawietz.

Mit der Reise nach Madrid wäre eigentlich auch die Teilnahme an der Finalrunde im kommenden Jahr gesichert. Die vier Halbfinalisten waren nach der ersten Auflage des Wettbewerbs 2019 automatisch für die Runde der letzten 18 qualifiziert. Nun hat sich aber alles recht kurzfristig wieder geändert. "Für uns wäre die direkte Qualifikation für das nächste Jahr noch eine tolle Sache. Dazu müssten wir noch eine Runde gewinnen", sagte Kohlmann. "Es wird ja bald was verkündet und es wird vermutet, dass die Teams von 18 auf 16 reduziert werden."

Davis Cup nach Abu Dhabi?

Zudem soll der Wettbewerb aller Voraussicht nach im kommenden Jahr nach Abu Dhabi verlegt werden, was nach dem Finale am kommenden Sonntag verkündet werden könnte. Das dürfte die ohnehin schon nicht geringe Anzahl von Kritikern des neuen Modus nicht gerade verstummen lassen. Denn damit hätte der Davis Cup seinen ureigensten Charakter, den oft hochbrisante Heim- und Auswärtsspiele auszeichneten, wohl vollständig verloren.

Noch unter der Woche hatte der Weltranglistenerste Novak Djokovic vorgeschlagen, die Finalspiele an mehr als drei Orten auszurichten, um dem alten Charakter des Wettbewerbs näher zu kommen. Das scheint nun nicht mehr möglich.

Und noch ein großes Problem belastet das neue Format. "Ob das nun Abu Dhabi, Madrid oder welcher Austragungsort auch immer sein wird. Das Wichtigste ist, dass über den Zeitpunkt der Veranstaltung gesprochen wird. Ein Zeitpunkt wie jetzt am Ende einer Saison, das ist für den wichtigsten Mannschaftswettbewerb einfach nicht gut", sagt DTB-Präsident Dietloff von Arnim unmittelbar vor dem Viertelfinale des deutschen Teams.

Doch die Verkündung dieser Entscheidungen ist noch ein paar Tage entfernt. Im Vordergund steht für das deutsche Team nun zunächst das Hier und Jetzt. "Wir haben ein Ziel erreicht, jetzt wollen wir auch das Halbfinale gewinnen", sagte Jan-Lennard Struff. Den nächsten Gegner erfährt das deutsche Team erst am Donnerstagabend. Dann wird die Partie zwischen Russland und Schweden ausgetragen. Es bleiben also noch viele offene Fragen für das DTB-Team auf dem Weg nach Madrid.