Schalke-Sportdirektor Marc Wilmots(l.) und der Technische Direktor André Hechelmann wohnen dem S04-Training bei

Schalker Wintertransfers Der nächste harte Realitätscheck für S04

Stand: 30.01.2024 12:20 Uhr

Die königsblaue Strahlkraft ist geschwunden. Das mussten die Verantwortlichen des Fußball-Zweitligisten FC Schalke 04, der vor allem in der Abwehr dringend Verstärkung braucht, in dieser Wintertransferphase feststellen.

Aller Anfang ist schwer, weiß der Volksmund. Allerdings ist manchmal auch das Ende schwer - so bahnt es sich in der aktuellen Wintertransferperiode beim FC Schalke 04 an. Natürlich war absehbar, dass es für den sportlich wie wirtschaftlich tief gefallenen Klub nicht einfach werden würde, hochwertige und dabei kostengünstige Verstärkungen an Land zu ziehen.

Rechnung mit S04-Streichkandidaten geht kaum auf

Doch kurz vor Ende des Transferfensters (Donnerstag, 1. Februar, 18 Uhr) hat sich die Schalker Personallage kaum verbessert. Die Führungsriege um Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers hatte als Bedingung für Zugänge Anfang Januar klargemacht, dass erst Kader- und somit Gehaltsplätze frei werden müssen.

Mit Torwart Justin Heekeren (Leihe in die belgische 2. Liga) und Mainz-Leihgabe Niklas Tauer (Braunschweig) wurden lediglich zwei Spieler abgegeben, die vergleichsweise niedrige Gehälter bezogen haben dürften. Weitere, Anfang Januar von verschiedenen Medien als Streichkandidaten kolportierte Spieler, wie etwa Verteidiger Ibrahima Cissé oder Stürmer und Top-Verdiener Sebastian Polter, stehen nach wie vor im Kader.

Churlinov-Leihe hilft Schalker Abwehr nicht weiter

Ein Stimmungsaufheller für Schalke-Fans war die Leihe von Darko Churlinov (FC Burnley), einem Aufstiegshelden von 2022. Bisher ist er die einzige Verstärkung. Seine Fähigkeiten im Angriff wie Tempo, Technik und Torgefahr sind unbestritten. Churlinov stellte sie schon beim Tor zum zwischenzeitlichen Ausgleich in Kaiserslautern unter Beweis, als er sich nach Steilpass von Kenan Karaman gegen FCK-Verteidiger Almamy Touré behauptete.

Die Fan-Hoffnungen ruhen auch auf dieser Rückholaktion des Nordmazedoniers. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass zuvor Churlinovs letztes Pflichtspiel für Burnley aus dem April 2023 datierte. Danach setzte ihn eine Blutvergiftung lange außer Gefecht, Churlinov lag zwischenzeitlich auf der Intensivstation.

Ein fitter Churlinov ist im Angriff sicherlich viel wert - wobei die Leihe des Offensivspielers den eigentlichen Kern des Problems verfehlt: die Abwehrleistung.

S04 ist "gefühlt jede Aktion einen Schritt zu spät"

Denn Schalke stellt seit der 1:4-Pleite auf dem Betzenberg mit 41 Gegentoren in 19 Partien die schwächste Defensive der Liga. Selbst Schlusslicht Osnabrück kassierte ein Gegentor weniger. S04-Trainer Karel Geraerts hatte Ende 2023 die Abwehr durch die Umstellung auf eine Viererkette stabilisiert - bei den Siegen gegen die direkten Konkurrenten Osnabrück (4:0) und Rostock (2:0) blieb S04 ohne Gegentreffer.

Doch in diesem 4-4-2-System bekam Schalke nun im neuen Jahr gegen Hamburg (0:2) und Kaiserslautern die Grenzen aufgezeigt. Offensivspieler Karaman brachte es auf den Punkt: "Wir sind in den Zweikämpfen nicht da, gefühlt jede Aktion kommen wir einen Schritt zu spät."

Auch Coach Geraerts stellte ein schlechtes Zeugnis für die Abwehrleistung aus: "Wir waren nicht bereit für diesen Fight. Nach dem 1:1 hatten wir fünf bis zehn Minuten Hoffnung. Kaiserslautern konnte dann einfach Tore erzielen. Wenn man defensiv so spielt, ist es schwierig zu gewinnen."

Und wenn man defensiv so spielt, ist es auch an der Tagesordnung, regelmäßig Rückständen hinterher zu rennen. Dabei machte Schalke selten eine gute Figur. Letztmals gelang es dem Ruhrpottklub Mitte September 2023, nach einem Rückstand noch zu punkten (4:3 gegen Magdeburg).

Rechtsverteidiger-Suche wird zum Realitätscheck

Die S04-Führungsriege, inklusive des neuen Sportdirektors Marc Wilmots, hat das Abwehrproblem natürlich auch erkannt. Und bemüht sich dem Vernehmen nach immerhin auf der Rechtsverteidigerposition um eine Alternative zu Cédric Brunner.

Bezeichnend allerdings für die geschwundene Strahlkraft von "Königsblau": Nach Medienberichten ist eine Leihe von Koffi Kouao (FC Metz) auf den letzten Metern geplatzt, obwohl er schon Teile des Medizinchecks absolviert haben soll. Kouao lag plötzlich offenbar ein lukrativeres Angebot aus Kroatien von Dinamo Zagreb für eine feste Verpflichtung vor.

Schon kurz vor Beginn der Winter-Transferperiode hatte Louis Patris, Rechtsverteidiger beim RSC Anderlecht, nach kolportiertem S04-Interesse öffentlich einen Wechsel ausgeschlossen. Den dritten und womöglich letzten ernsthaften Versuch startet Schalke nun offenbar bei Fabien Centonze, der beim FC Nantes auf dem Abstellgleis steht. Das berichten "Le Parisien" und "Sky".

Vorbehaltlich erfolgreicher Verhandlungen lässt sich jedoch jetzt schon festhalten: Die Suche nach Verstärkungen ist für Schalke in diesem Winter ein harter Realitätscheck gewesen.