BVB-Trainer Edin Terzic gestikuliert während des Spiels gegen AC Mailand in der Champions League

Rätselhaft uninspirierter Fußball BVB - wo ist der Glanz geblieben?

Stand: 05.10.2023 14:41 Uhr

In der Champions League hängen die Trauben für den BVB derzeit wohl zu hoch. Umso wichtiger ist die Konzentration auf die Bundesliga. Da kommt es am Wochenende zu einem Schlüsselspiel.

Edin Terzic hatte sich - für seine Verhältnisse - in Schale geschmissen. Der junge BVB-Coach verfolgte die Champions-League-Partie seiner Borussia gegen den AC Mailand am Mittwochabend in Hemd und feinem Wollpullover - feierlich war dem Coach der Dortmunder nach dem Spiel allerdings nicht zumute.

"Wir hatten zwar einige Möglichkeiten, aber keine zwingenden Chancen", so Edin Terzic: "In der zweiten Halbzeit haben wir es nicht mehr geschafft gefährlich vor das gegnerische Tor zu kommen." 0:0 endete die Partie gegen das italienische Top-Team, das dem BVB in seiner Vorrundengruppe kaum weiterhilft.

Terzic - "Viele falsche Entscheidungen im letzten Drittel getroffen"

Letzter Platz in der Vorrundengruppe F

Durch das Remis steht Dortmund nun nach zwei Spielen in der Gruppe F mit Milan, Newcastle United und Paris St. Germain weiter auf Rang vier. Da die Engländer BVB-Bezwinger PSG am Mittwoch mit 4:1 besiegten, ist in der Gruppe vorerst noch alles möglich. 

Ein Sieg vor heimischer Kulisse wäre vermutlich nötig gewesen, um sich in dieser "Todesgruppe" zu behaupten. Dafür fehlte aber einiges. "Wir haben es nicht geschafft, im frontalen Eins-gegen-eins im letzten Drittel alles dafür zu tun, vorbeizukommen und gefährlich vor das Tor zu kommen", sagt Terzic.

Wo ist der Glanz? Wo ist der Spaß?

Eine Beobachtung, die zu den Vorstellungen zuletzt in der Bundesliga passt. Borussia, das sich nach der hauchdünn verpassten Meisterschaft eigentlich vorgenommen hatte, diesmal wirklich den FC Bayern hinter sich zu lassen, spielt zu Beginn dieser Spielzeit beinahe rätselhaft uninspirierten Fußball. Bei dem allerdings - und das könnte ein Hinweis auf zugewonnene Reife sein - zuletzt in der Liga die Ergebnisse stimmten.

Borussia Dortmunds Niclas Füllkrug währred des Spiels gegen den AC Mailand in der Champions League

Allein ganz vorn: Niclas Füllkrug

Das jüngste 3:1 in Hoffenheim gelang dank extrem disziplinierter Abwehrarbeit - auch in Unterzahl. Ähnlich sah das in der Woche zuvor beim 1:0 gegen Wolfsburg aus. Regelrecht glücklich verliefen zuvor die BVB-Heimspiele gegen Heidenheim (2:2) und Köln (1:0). Auch in Bochum beim 1:1 hätten sich die Dortmunder über eine Niederlage nicht beschweren dürfen. Man fragt sich: Wo ist er bloß hin, der Dortmunder Spaßfußball von einst?

Gut platziert trotz Rumpelfußball

Von spielerischem Glanz und einstigem überfallartigen Angriffsfußball ist bei den Schwarz-Gelben nichts zu sehen - dafür ist das Team in der Liga als einziges neben Bayern und Leverkusen noch ungeschlagen und auf Platz vier mit nur zwei Zählern Rückstand auf Primus Leverkusen bestens platziert.

Daher weigern sie sich beim Vizemeister derzeit auch, die Situation allzu kritisch zu beurteilen: "Ich finde, dass die Mannschaft das gegen Milan sehr ordentlich gemacht hat. Sehr diszipliniert gespielt und mit all ihrer Kraft verteidigt hat", befand Sportdirektor Sebastian Kehl am Mittwochabend. Grundsätzlich glaubt er eine positive Entwicklung zu beobachten: "Die Mannschaft befindet sich auf einem guten Weg. Man sieht viele gute Trends im Spiel."

Große Chance gegen Union Berlin

Vielleicht muss man sich im deutschen Fußball einfach damit anfreunden, dass die Trauben international immer höher hängen. Das muss aktuell ja auch der nächste BVB-Gegner in der Liga, der FC Union Berlin erfahren.

Die Köpenicker, für die es in den letzten Jahren sportlich eigentlich immer Feierstimmung gab, sind nach zwei Niederlagen in der Königsklasse und einem Ergebnistief in der Bundesliga gerade alles andere als glücklich. "Was haben wir nur falsch gemacht, dass der Fußballgott nicht auf unserer Seite ist", fraget am Dienstag nach dem 2:3 gegen Braga Nationalspieler Robin Gosens.

Die "Eisernen" haben die letzten vier Bundesliga-Spiele verloren und damit den negativen Vereinsrekord eingestellt.

Mats Hummels winkt Rekord

Vor einem Rekord steht Mats Hummels, aktuell absoluter Leistungsträger in der BVB-Defensive. Im Mai 2007 debütierte er in der Bundesliga, unter den noch aktiven Spielern liegt nur die Premiere von Manuel Neuer noch länger zurück (August 2006). 422 Bundesliga-Spiele sind bei dem 34-Jährigen seitdem zusammengekommen, 75 für den FC Bayern und 347 für Borussia Dortmund - nur Michael Zorc und Roman Weidenfeller bestritten mehr Bundesliga-Partien für die Schwarz-Gelben (463 bzw. 349). 206-mal verließ Hummels mit dem BVB den Platz als Sieger, den Vereinsrekord hat er eingestellt - nun winkt eine neue Rekordmarke!

Die meisten Siege im BVB-Trikot
Spieler Einsätze Siege
Mats Hummels 347 206
Michael Zorc 463 206
Marco Reus 272 170
Roman Weidenfeller 349 170
Lukasz Piszczek 264 166

Spitze in Sicht

Für den BVB könnte das Gastspiel der gestressten Berliner am Samstagabend gerade recht kommen. Mit einem weiteren Dreier könnte Dortmund die Tabellenspitze angreifen. Angesichts der eher rumpligen Spielweise auf dem Rasen käme das beinahe einer Sensation gleich.

Vertrag mit Kobel verlängert

Borussia Dortmund setzt derweil langfristig auf Torhüter Gregor Kobel. Der Fußball-Bundesligist gab am Donnerstag die vorzeitige Vertragsverlängerung des Schweizers bis 2028 bekannt. Ursprünglich lief der Kontrakt des 25-Jährigen bis 2026. Kobel war 2021 vom VfB Stuttgart zum BVB gewechselt und hat sich zur unumstrittenen Nummer eins entwickelt.