Schiedsrichter Deniz Aytekin

Fußball | Meinung Jeder Fußballprofi sollte pro Jahr ein Amateurspiel pfeifen

Stand: 22.03.2023 11:39 Uhr

Nils Petersen und Anton Stach leiten für je eine Halbzeit ein Spiel der Bezirksliga im rheinhessischen Nierstein. Am besten sollte jeder Fußballprofi pro Jahr einmal in die Rolle des Schiedsrichters schlüpfen, sagt SWR Sport Redakteur Michi Glang.

Der DFB hat das "Jahr der Schiris" ausgerufen und will damit einerseits für die Pfeiferei werben, andererseits die Bedingungen für Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter verbessern.

Im Rahmen der Initiative leiten Nils Petersen vom SC Freiburg und Anton Stach von Mainz 05 am Samstag (25. März) ein Bezirksligaspiel. Das große Interesse am Auftritt der Fußballprofis zeigt schon im Vorfeld, dass die Aktion ein Erfolg ist. Nach dem Motto: 'Wollen wir doch mal sehen, wie die Profis das so machen!' Unterstützt werden die beiden von Deniz Aytekin, dem aktuell wohl besten deutschen Schiedsrichter.

Neue Perspektive für Fußballprofis

Und in der Tat ist das Projekt spannend. Als Fußballer sind es Petersen und Stach gewohnt, einen Kampf "Wir gegen die" auszutragen. Was gut ist, denn das macht ja den Reiz des Sports aus. Das Prinzip der Unparteilichkeit ist für Stach und Petersen dagegen ungewohnt, zumindest auf dem Fußballplatz.

Das schärft die Sinne dafür, dass man Zweikämpfe ganz anders bewertet. Wo man sonst ein klares Foul am Mitspieler erkennt, sieht man vielleicht als Schiedsrichter einen Ballkontakt des Gegenspielers. Also Foul? Oder doch nicht? Der Auftritt als Schiedsrichter wird dem prominenten Duo sicher helfen, Verständnis für knifflige Situation während des Spiels zu entwickeln.

Positive Auswirkungen auf den Amateurfußball

Und ein Bewusstsein für die schwierige Aufgabe der Spielleitung zu bekommen, das täte sicher allen Fußballprofis gut. Deshalb sollten noch mehr Fußballprofis dem Beispiel von Petersen und Stach folgen und eine Partie als Schiedsrichter absolvieren. Idealerweise würde jeder Profi jedes Jahr ein Spiel pfeifen.

Der Blick von "der anderen Seite" würde auch dafür sorgen, dass auf Schiedsrichterentscheidungen im Profibereich anders reagiert wird, als das bisweilen der Fall ist. Zu viel Gemecker, zu viele Diskussionen nach dem Pfiff des Unparteiischen. Seit Jahren wird moniert, dass das Verhalten der Profis gegenüber den Unparteiischen von zu wenig Respekt geprägt ist. Was sich wiederum auf das Geschehen auf den Plätzen der Amateurklubs auswirkt. Denn die Profis in der Bundesliga sind eben die Vorbilder für kickende Kinder und Amateurfußballer.

Stach: "Muss dem Ball aus dem Weg gehen"

"Profis als Schiedsrichter" könnte also als Projekt dafür sorgen, dass sich der Umgang auf den Fußballplätzen generell verbessert. Voraussetzung ist allerdings, dass alle verinnerlichen, was Mainz-Profi Stach vor dem Spiel schon beschäftigte. "Wahrscheinlich muss man sich erst einmal dran gewöhnen, dass man den Ball nicht haben will, sondern ihm aus dem Weg gehen muss." Ja, das wäre tatsächlich ein guter Anfang.