Freiburgs Nils Petersen jubelt nach dem Spiel bei den Fans und wird verabschiedet.

Abschied von Nils Petersen "Ich hätte das Drehbuch genau so geschrieben"

Stand: 20.05.2023 17:09 Uhr

Nils Petersen ist emotional von den Fans des SC Freiburg verabschiedet worden. Nach dem 2:0 gegen Wolfsburg sprach er im Interview über das, was war - und das, was kommt.

Sportschau: Nils Petersen, eigentlich eine leichte Frage: Wie geht's Ihnen?

Nils Petersen: Gut, gut, wäre schlimm, wenn nicht. Klar, wenn man ein Drehbuch hätte schreiben wollen, ich persönlich hätte es genau so geschrieben. Ich freue mich über den Einsatz, über die Punkte, über das Tor. Es hätte nicht besser enden können. Das rundet die achteinhalb Jahre ab."

Das war schon irre, was die Fans für Sie veranstaltet haben.

Petersen: Ja, abartig. Man denkt sich vorher ja nichts. Natürlich hofft man, dass der eine oder andere ein Trikot mit der 18 an hat. Da freut man sich schon sehr. Und dass man so einen Abschied bereitet bekommt, ist phänomenal - auch für Jonny Schmid (auch Defensivspieler Jonathan Schmid wurde verabschiedet, Anm. d. Red.) Dass wir beide nochmal spielen konnten, gewinnen konnten und uns von den Fans feiern lassen konnten, das war phänomenal. Das wird man erst in ein paar Wochen realisieren und kapieren, was heute passiert ist. Dass man dann nochmal ein Tor schießt, ist schon Wahnsinn. Irgendwie nochmal einen reingestolpert, das passt wirklich."

War nicht reingestolpert, fand ich.

Petersen: "Joa, ja. Ich habe schon so lange nicht mehr gejubelt, ich wusste gar nicht mehr, was ich machen sollte, ja."

Aktuell sehe ich Sie nur strahlen. War auch Wehmut dabei?

Petersen: "Vor dem Anpfiff, als das Bild übergeben worden ist, war das ein Moment, wo ich gar nicht böse war, dass ich nicht von Beginn an spiele, weil ich schon in einer Trance war, ein bisschen traurig war. Diese Endgültigkeit tut immer weh. Es sind die Menschen, mit denen man das verbindet. Und die werden nicht mehr täglich bei mir sein. Und das ist das, was schade ist."

Hat irgendwer Ihr Trikot bekommen?

Petersen: "Morgen gehe ich mit meinen engsten Leuten essen und dann wird es einer kriegen. Ich weiß gar nicht wer. Das allerletzte in Frankfurt wollte ich natürlich aufheben."

Ein Spiel kommt noch. Was machen Sie denn danach?

Petersen: "Gute Frage. Also Langeweile mag ich nicht. Ich denke schon, das mir irgendwo eine Aufgabe zufallen wird, die mir Spaß macht. Aber erstmal ein bisschen runterfahren, tut auch gut. Ich glaube, jeder, egal in welcher Branche tätig, träumt davon, einmal eine Auszeit nehmen zu können. Und den Luxus habe ich. Es wird aber nicht lange ohne Fußball gehen können. Und klar, mein Lebensmittelpunkt ist Freiburg, deshalb wird es schon hier weitergehen. Inwiefern und genau weiß man noch nicht. So wie überall in der Branche der Staffelstab übergeben wird, ist das bei mir auch so. Den gibt man weiter. Und wir haben so gute Jungs, da mache ich mir gar keine Sorgen, dass der Erfolg hoffentlich weiter Bestand hat."

Ich habe gesehen, dass Christian Streich Tränen in den Augen hatte. Er hat allerdings gesagt, dass das nicht stimme. Sie waren näher dran...

Petersen: "Ja, ich hätte eigentlich auch zu ihm rennen können. Ich war völlig überfordert, ich hätte am liebsten die ganze Bank umarmt, weil da so viele Menschen sind, denen ich so viel zu verdanken habe. Ich hätte die ganze Welt umarmen können. Das größte Kompliment ist, dass in der Jubeltraube jeder zu mir gesagt hat: 'Du hast es so verdient, du hast es so verdient'. Dass die Jungs in dem Moment auch an mich denken, das hat mir viel bedeutet."

Als Fan wird Nils Petersen in Zukunft häufiger auf der Tribüne zu sehen sein.

Als Fan wird Nils Petersen in Zukunft häufiger auf der Tribüne zu sehen sein.

Freiburg bleibt Ihr Lebensmittelpunkt, man wird Sie also wiedersehen.

Petersen: "Man sieht sich als Fan dann oben."

Bier trinken hat ja schon funktioniert.

Petersen: "Ja, aber das war Radler."