Zweikampf zwischen David Datro Fofana und Stanislav Lobotka (Bild: Imago Images/Antonio Balasco)

Nur 1:1 in Neapel Union holt ersten Champions-League-Punkt und scheidet dennoch aus

Stand: 09.11.2023 07:43 Uhr

Union Berlin hat seine zwölf Spiele lange Niederlagenserie beendet. In Neapel erkämpften sich die Berliner ein 1:1-Unentschieden und ihren ersten Punkt in der Champions League. Das vorzeitige Aus in der Königsklasse verhindert der jedoch nicht.

Leichtes Aufatmen bei den Fußballern des 1. FC Union Berlin: Mit einem 1:1-Unentschieden (0:1) bei der SSC Neapel haben die Köpenicker ihre zwölf Spiele anhaltende Niederlagenserie beendet und sich den ersten Champions-League-Punkt ihrer Vereinsgeschichte gesichert. Entscheidend hierfür war ein Treffer von Stürmer David Datro Fofana, der die Partie nach vorheriger Neapel-Führung durch Matteo Politano kurz nach der Pause wieder ausglich.

Das vorzeitige, insgesamt aber wenig überraschende Ausscheiden aus der Königsklasse konnte die Mannschaft von Trainer Urs Fischer in Italien allerdings nicht verhindern. Ein Überwintern in der Europa League wird durch das Unentschieden hingegen wieder realistischer.

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"Ein leidenschaftliches und gutes Spiel"

"Sehr gut" sei das Gefühl nach dem ersten Punktgewinn seit Ende August, sagte Union-Kapitän Christopher Trimmel nach Spielende bei DAZN. Zumal man sich diesen in einem "natürlich sehr schwierigen Spiel" und noch dazu "auswärts in einem Hexenkessel" erkämpft hätte. "Wir haben das angenommen und über 90 Minuten gekämpft", sgate Trimmel. Zustimmung fand er in den Worten von Defensiv-Organisator Rani Khedira, der sagte: "Wir haben heute ein leidenschaftliches und gutes Spiel gemacht und meiner Meinung nach auch verdient einen Punkt mitgenommen."

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Dass dieser eine Punkt die lange Niederlagenserie der Köpenicker beendete, bedeute ihm "sehr viel", ergänzte Kapitän Trimmel und erklärte auch warum: "Umso länger so eine Negativserie anhält, umso mehr schwindet das Selbstvertrauen. Das hat man gesehen und das haben wir gespürt." Folglich könne ihr Ende "für die nächsten Wochen hoffentlich Energie geben" sagte Trimmel, "aber ich kenne den Fußball gut genug und weiß, dass wir weiter ganz hart weiterarbeiten und in der Liga anziehen müssen."

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Fischer überrascht, Neapel dominiert

Erste Überraschungen hielt in Neapel die Startaufstellung von Union-Trainer Urs Fischer bereit: Der ließ etablierte Stammkräfte wie Robin Knoche, Robin Gosens und Christopher Trimmel auf der Bank, setzte stattdessen auf Paul Jaeckel, Jerome Roussillon und den wiedergenesenen Josip Juranovic. In der Offensive stürmte erneut David Datro Fofana statt Kevin Behrens an der Seite von Sheraldo Becker. Letztgenannter hatte nach gutem Pass von Janik Haberer die erste Chance des Spiels, scheiterte mit seinem Schuss von schräg rechts im Strafraum allerdings an Neapels Schlussmann Alex Meret (4. Minute).
 
Es war ein aus Köpenicker Sicht Hoffnung machender Start in ein Spiel, das anschließend dennoch nahezu durchgehend auf ein Tor gespielt wurde. Früh setzte sich Neapels Offensive um Ausnahmekönner Khvicha Kvaratskhelia in Unions Hälfte fest, ließ den Ball dort gut und geduldig laufen. Konnten die tief, aber gut gestaffelt und kompakt stehenden Berliner die völlige Entfaltung der Offensive ihrer Gastgeber zunächst verhindern, änderte sich dies nach einer Viertelstunde. Zunächst rettete Schlussmann Frederik Rönnow bei einem Schuss aus kürzester Distanz von Neapels Piotr Zielinski (17.). Kurz darauf klatschte ein Kopfball von Innenverteidiger Natan an den linken Pfosten (24.).

Neapel geht in Führung, Union schlägt zurück

Während auf den Rängen zahlreiche Böllerwürfe der Napoli-Ultras in Richtung des mit Union-Anhängern gefüllten Gästeblocks immer wieder für unschöne Szenen sorgte, jubelte auf dem Platz kurz darauf Neapels Frank Anguissa. Weil sich Mitspieler Giovanni Di Lorenza im Zuge seiner Kopfball-Hereingabe allerdings bei Unions Roussillon aufgestützt hatte, nahm Schiedsrichter Danny Makkelie den vermeintlichen 1:0-Führungstreffer von Anguissa nach kurzem Videocheck zurück (31.).

Zehn Minuten später hatte die Führung der Gastgeber allerdings Bestand: Eine Hereingabe von Linksverteidiger Mario Rui wurde erst von Juranovic abgefälscht, prallte dann an die Brust von Neapels Matteo Politano und schließlich zum bitteren 0:1 aus Union-Sicht ins Tor. Weil spät in der Nachspielzeit des ersten Durchgangs ein Freistoß von Juranovic aus 20 Metern "nur" den linken Pfosten traf, war dies gleichzeitig der Halbzeitstand.

Zum Start der zweiten Hälfte offenbarten die Berliner dann früh einen Hauch dessen, was sie in vergangenen Saisons so stark machte. Nach einem von Rousillon geblockten Schuss der Gastgeber konterte Union diese gnadenlos aus. Nach gutem Pass von Fofana konnte Neapels Meret einen Schuss von Becker noch parieren, ehe er bei Fofanas Nachschuss aus zehn Metern anschließend chancenlos war. Nach 52 Minuten stand es so 1:1.

David Datro Fofana streckt den rechten Zeigefinger zum Jubel nach vorne (Bild: Imago Images/Insidefoto)

Unions David Datro Fofana jubelt nach seinem Treffer zum 1:1-Ausgleich. | Bild: IMAGO/Insidefoto

Trimmel prüft Meret

Es war ein Ergebnis, das bei Unions Akteuren neuen Mut weckte: Sie standen nun höher und spielten selbstbewusster, sahen sich aber einer Neapel-Mannschaft gegenüber, die ebenfalls eher angestachelt als beeindruckt wirkte. In der 69. Minute lief Union erneut einen starken Konter über Sheraldo Becker und die linke Seite, an dessen Ende der Ball beim mittlerweile eingewechselten Kapitän Christopher Trimmel landete. Der Österreicher schloss per solidem Distanzschuss ab, der allerdings kein Problem für Neapels Schlussmann Meret war.

Während die Stimmung auf den Rängen weiterhin von Intensität geprägt war, nahm diese auf dem Rasen etwas ab. Urs Fischer brachte in Lucas Tousart und Alex Kral dringend benötigte neue Kräfte für Rani Khedira und Aissa Laidouni und stabilisierte das Spiel seiner Mannschaft so noch einmal. Eine überbordende Schlussoffensive entfachte diese anschließend allerdings nicht mehr, sodass es am Ende beim 1:1-Unentschieden blieb.

Sendung: rbb24, 08.11.2023, 18 Uhr