
Saisonbilanz Frauen-Team Nach Aufstieg der Union-Frauen: Wohin trägt der Höhenflug?
Union Berlin hat zwei beeindruckende Aufstiege hingelegt, von der Regionalliga bis in die Bundesliga. Dort will sich das Team nun etablieren. Schon jetzt ist Union eine Marke mit Zugkraft - und zählt zu Europas Spitze bei den Zuschauern.
"Wie im Rausch" habe sie die beiden vergangenen Jahre bei Union Berlin erlebt, sagt Ailien Poese mit Blick auf zwei Aufstiege in Folge. Erst ging es von der Regionalliga in die 2. Liga, von dort direkt in die Bundesliga.
Ein solcher "Durchmarsch" wird in der Fußballwelt stets von Faszination begleitet, weil immer der Faktor Sensation mitschwingt: Gestern noch bei den Amateuren herumgekrebst, heute schon im Teich mit den ganz dicken Fischen. Doch bei den Köpenickerinnen kam diese Erfolgswelle mit Ansage.

"Spielen in einer der Topligen Europas"
Weder in der zweiten Liga, geschweige denn in der Regionalliga hatten die konkurrierenden Teams vergleichbare Rahmenbedingungen, was beispielsweise Trainingsgelände und Gehaltsgefüge angeht. Die Verantwortlichen an der Wuhlheide haben nie einen Hehl daraus gemacht, wo sie ihren Verein langfristig verorten: nämlich in der Liga der besten Frauen-Teams Deutschlands.
Dort angekommen, muss Union Berlin seine Ausrichtung nun erst einmal sortieren. Der Sprung in die Bundesliga sei noch mal größer als der damals von der Regionalliga in die 2. Liga, glaubt Poese. "Wir spielen in einer der Topligen Europas", sagt sie. Das sei "noch mal ein enormer Schritt".
Als Ziel gibt sie einen Platz im Tabellenmittelfeld aus. "Was darüber hinaus möglich ist, nehmen wir natürlich mit." Aber in erster Linie gehe es darum, nichts mit den Abstiegsplätzen zu tun zu haben.
Vierthöchster Zuschauerschnitt
Es klingt zurückhaltend. Gleichwohl ist Union Berlin, anders als andere Liga-Neulinge in der Vergangenenheit, bereits eine Marke mit Zugkraft. Eigenen Angaben zufolge hatte die Frauenabteilung mit durchschnittlich 7.190 Stadiongästen europaweit den vierthöchsten Zuschauerschnitt. Höher als alle deutschen Bundesligisten, höher sogar als der FC Barcelona (6.794). Nur drei britische Klubs kamen bei ihren Heimspielen auf noch mehr Publikum. Das 6:0 gegen den FSV Gütersloh am letzten Spieltag vor wenigen Tagen hatten die Unionerinnen gar vor der deutschen Rekordkulisse von 20.132 Zuschauenden im Stadion An der Alten Försterei gefeiert.
Tatsächlich scheinen die etablierten Klubs die neue Kraft aus Köpenick bereits sehr genau wahrzunehmen. Zu wichtigen Sitzungen und Ausschüssen würden die Unionerinnen von den Bundesligisten bereits dazugeholt, verriet Union-Geschäftsführerin Jennifer Zietz. "Weil wir vorangehen und mutige Entscheidungen treffen."
Kader-Frage noch ungeklärt
Erinnert sei daran, dass die Unionerinnen in der abgelaufenen Spielzeit nur so durch die 2. Liga geschwebt und dabei Meister geworden sind. Kapitänin Lisa Heiseler sicherte sich mit 22 Treffern die Torjägerkanone.
Pleiten gab es in der Liga wie im DFB Pokal tatsächlich nur gegen Eintracht Frankfurt bzw. gegen die zweite Auswahl der Hessinnen. Gerade beim Pokal-Aus der Unionerinnen gegen den Topklub vom Main zeigte sich ein – sicherlich nicht anders zu erwartender – Klassenunterschied beider Teams.
Eine personelle Entscheidung, wie Union in der Sommerpause wettbewerbsreif für das Oberhaus gemacht werden soll, ist noch nicht gefallen. Poese erhofft sich Spielerinnen mit Bundesliga-Erfahrung, womöglich gar mit internationaler Erfahrung. Elf Spielerinnen mussten für die neue Saison bereits das Feld räumen, darunter auch die etablierte Torjägerin Sarah Abu Sabbah. Es wird nun vor allem an Zietz liegen, ein neues Kollektiv zu bilden, das der neuen Erstliga-Wirklichkeit genügt. Und vielleicht sogar bis in die Champions-League-Ränge trägt? Die Königsklasse bezechinet sie zwar als "Traum". Aber zuerst müsse es schon "Schritt für Schritt" gehen. Dass der Rausch weitergeht, dagegen hätte aber wohl auch die Geschäftsführerin nichts einzuwenden.
Sendung: DER TAG, 21.05.2025, 19:15 Uhr