
Fragen & Antworten Tolle Rendite und trotzdem sicher? Wie gut ist Werders neue Anleihe?
25 Millionen Euro hat der Klub durch eine neue Anleihe eingesammelt. Doch welche Risiken bestehen und worauf muss bei Geldanlagen im Profifußball geachtet werden? Wir klären auf.
Wie Werder Bremen am Donnerstag vermeldete, gab es einen großen Ansturm auf die neue vom Klub emittierte fünfjährige Anleihe. Eigentlich hatte der Klub den Maximalbetrag auf 20 Millionen Euro begrenzt. Aufgrund der hohen Nachfrage entschied der Klub sich jedoch dazu, das Volumen auf 25 Millionen Euro zu erhöhen. Verzinst wird die Anleihe mit 5,75 Prozent pro Jahr.
Als die Not bei den Bremern besonders groß war, setzte der Klub im Sommer 2021 bereits einmal auf das Emittieren einer Anleihe. Aber wie sicher und rentabel ist es für Anlegerinnen und Anleger, in Werder zu investieren? Wir klären die wichtigsten Fragen.
Werder hat bereits 2021 eine Anleihe mit einer Laufzeit bis 2026 zu einem Zinssatz von 6,5 Prozent pro Jahr emittiert. Hat sich das Risiko für die Anleger gelohnt?
Wer vor vier Jahren zugeschlagen hat, ging damit erheblich ins Risiko. Schließlich war die SV Werder Bremen GmbH & Co KG seinerzeit finanziell angezählt.
Im Zwischenkonzernabschluss zum 31. Dezember 2020 wurde ein nicht durch das Eigenkapital gedeckter Fehlbetrag in Höhe von rund 30,6 Millionen Euro ausgewiesen.

Nicht abzusehen war damals, wie lange die Maßnahmen im Rahmen der Corona-Pandemie noch anhalten werden. Zudem war Werder kurz zuvor aus der Bundesliga abgestiegen. "Durch den Abstieg und die Corona-Pandemie war das Jahr 2021 für den Klub ein Horror-Jahr. Die Kreditwürdigkeit des SV Werder war damals im Keller. Der Klub war in seiner Kreditwürdigkeit beeinträchtigt", sagt Prof. Dr. Henning Zülch von der HHL Leipzig Graduate School of Management. "Werder ist direkt wieder aufgestiegen und hat sich sportlich mittlerweile in der Bundesliga etabliert. Auch die Finanzlage ist im Vergleich zu damals sehr stabil."
Klaus Filbry, Kaufmännischer Geschäftsführer bei Werder sagt zur ersten Werder-Anleihe: "Die erste Werder-Anleihe ist eine Erfolgsgeschichte. Es ist die erfolgreichste eines Sportvereins in Deutschland." Stimmt das wirklich?
Filbry hielt sich in seiner Lobeshymne für die 2021 emittierte Anleihe nicht zurück. "Als Geschäftsführer muss Herr Filbry das sagen", betont Zülch, der Werders Anleihe mit den von anderen Profiklubs vergleicht.
Diesbezüglich verweist er beispielsweise auf eine Anleihe, die Schalke 04 2016 emittierte. Bei einer Laufzeit von sieben Jahren betrug der Zinssatz 5,0 Prozent. Die Schalker nahmen durch diese seinerzeit sogar 34,1 Millionen Euro ein. Das maximale Volumen hätte 50 Millionen Euro betragen.
"Werders Anleihe ist bisher sicherlich sehr erfolgreich gewesen", betont Zülch. Fraglich sei allerdings, ob es bisher tatsächlich die erfolgreichste Anleihe eines Profiklubs gewesen ist.
Wie groß ist das Risiko für die Anleger bei der neuen Werder-Anleihe in Anbetracht der Unwägbarkeiten im Profifußball?
Nicht alles ist im Fußball planbar. Für einen möglichen Abstieg in die 2. Liga kalkuliert Werder laut dem Wertpapierprospekt mit einem Rückgang der Umsatzerlöse um 34 Prozent. Ebenfalls ist nicht immer vollauf vorhersehbar, wie hoch die Einnahmen durch die TV-Gelder sein werden. Und ein talentierter Spieler, der eine hohe Ablösesumme einbringen soll, kann sich schon morgen im Training schwer verletzen.
Zülch betont, dass Wertpapiere im Profifußball aus seiner Sicht nicht die "klassische Finanzanlage", sondern "Liebhaberpapiere" seien. Bei Unternehmensanleihen mit einem guten Rating und einer fünfjährigen Laufzeit könnten die Anleger momentan Zinssätze zwischen 3,5 und vier Prozent erhalten. Der von Werder gebotene Zinssatz ist aus seiner Sicht "nicht überzogen, aber am oberen Ende des Spektrums für Sportklubs".
Letztlich sei die Anleihe etwas für Anleger, die Fanbindung und einen guten Zinssatz kombinieren möchten. Für diese sei das Angebot "mehr als konkurrenzfähig".
Werder hat 2021 durch eine Anleihe 17 Millionen Euro eingesammelt. Diese muss nun 2026 zurückgezahlt werden. Jetzt hat der Klub erneut eine Anleihe emittiert. Wie ist dies einzuordnen?
Werder verlegt durch die neue Anleihe das Problem der Rückzahlung der 2026 auslaufenden Anleihe letztlich weiter in die Zukunft. Dies stellt für Zülch jedoch kein Problem dar. "Ich betrachte das als ganz normal. Hierbei handelt es sich aus meiner Sicht um eine klassische Umschuldung." Zülch spricht diesbezüglich von einem "rollierenden Schuldenzyklus", denn er geht davon aus, dass Werder 2029 erneut eine Anleihe emittieren wird.
Diese Strategie sei allerdings durchaus nachvollziehbar, da Werder als Mittelfeld-Klub der Bundesliga momentan dabei ist, seine Einnahmenseite zu stärken, um langfristig die Verbindlichkeiten weiter zu reduzieren.
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Sportblitz, 22. Mai 2025, 18:06 Uhr