Hansa Rostocks Trainer Daniel Brinkmann

NDR-Sport Saisonbilanz Hansa Rostock: Aufstieg verpasst - Umbruch geglückt

Stand: 17.05.2025 15:28 Uhr

Ein Jahr nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga steht fest: Für den FC Hansa Rostock geht es in eine weitere Saison in der Drittklassigkeit. Angesichts der großen Herausforderungen, die vor zwölf Monaten in Angriff genommen werden mussten, ist Platz fünf in der Abschlusstabelle ein Erfolg.

Von Jan Didjurgeit

Hansas Vorstandsvorsitzender Jürgen Wehlend hatte von vornherein die Erwartungen gedämpft. "Wir sind uns im Klaren darüber, dass es vielleicht mehr als eine Spielzeit brauchen wird, um in die Zweite Liga zurückzukehren", konstatierte er vor Saisonbeginn. Zu groß der Umbruch (23 Abgänge), zu schleppend die Zusammenstellung des neuen Kaders.

Die neu installierte sportliche Führung um den Direktor Profifußball Amir Shapourzadeh ging allerdings bei der ersten wichtigen Personalentscheidung gleich ein hohes Risiko ein. Mit Bernd Hollerbach wurde ein Trainer verpflichtet, der mehr als sechs Jahre raus aus dem deutschen Profifußball gewesen war. Die Dritte Liga kannte er nur aus der Saison 2015/2016 als Trainer der Würzburger Kickers.

Hollerbachs Verpflichtung erwies sich schnell als Fehler. Nach nur zehn Punkten aus elf Ligaspielen und dem Absturz auf den 18. Tabellenplatz war für den Ex-Profi (unter anderem St. Pauli, Kaiserslautern, HSV) schon wieder Schluss an der Ostsee.

Brinkmann-Verpflichtung ein Glücksfall

Bei der Suche nach einem Nachfolger ging die Vereinsführung wieder ins Risiko. Daniel Brinkmann hatte als Trainer noch keinerlei Erfahrung im Profifußball vorzuweisen. Als Spieler dagegen schon. Sein Debüt hatte er in der Saison 2005/2006 im Trikot des SC Paderborn ausgerechnet im Rostocker Ostseestadion gegeben. Die Verpflichtung des 39-Jährigen als Cheftrainer im November 2024 entpuppte sich schnell als Glücksfall. 

"Dass der Club langfristig nicht in die Dritte Liga gehört, weiß ich. Das setzt mich vielleicht auch ein Stück weit unter Druck. Aber wenn ich mich dem Druck nicht stelle, dann wäre ich sowieso falsch hier."
— Hansa-Trainer Daniel Brinkmann

Ehrgeizig, authentisch, kompetent und fleißig - Brinkmann vermittelte von Tag eins an den Eindruck, dass er und der Club bestens zusammenpassen. Dem gebürtigen Ostwestfalen ist es zügig gelungen, die Mannschaft besser zu machen und auf Kurs zu bringen. Vor allem im Ostseestadion entwickelte sich Hansa nach und nach zu einer Heimmacht. Ein Zuschauerschnitt von 24.253 sorgt dafür, dass so mancher Zweitligist neidisch nach Rostock schaut.

Trauriger Ruf als Krawallverein bestätigt sich

Allerdings ist Hansa seinem traurigen Ruf als Krawallverein in dieser Saison einmal mehr gerecht geworden. Für Entsetzen sorgte Ende Oktober ein Angriff auf einen Sonderzug, in dem Fans von Rot-Weiss Essen saßen. Wenige Tage später traten fünf Aufsichtsratsmitglieder zurück. ("Wir wollen uns nicht schweigend mit dieser Entwicklung gemein machen"). Infolgedessen wurde in Sebastian Eggert der ehemalige Vorsänger der Ultras zum neuen Aufsichtsratsvorsitzenden gewählt.

Eine dramatische Phase der Gewalt gab es dann im Februar/März. Zunächst eskalierte das Heimspiel gegen Dynamo Dresden, als es in der Halbzeitpause einen minutenlangen Raketenhagel von Chaoten aus beiden Lagern gegeben hatte. Die Partie stand kurz vor dem Abbruch. Die Bilanz: 53 Verletzte.

Im März wurden dann bei den Auswärtsspielen in Mannheim und Aachen die Sanitäranlagen im Gästebereich zerstört, in Aachen zudem rund 700 Sitzschalen herausgerissen beziehungsweise demoliert.

Druck von der Politik in Richtung des Vereins ist auch diesmal ausgeblieben. Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Christian Pegel (SPD) sieht weiterhin in erster Linie den Verein selbst in der Pflicht, die Situation zu verbessern.

(Fast) ein heißer Aufstiegskandidat

Ungeachtet der Nebengeräusche bekam Trainer Brinkmann mehr und mehr Konstanz in die Mannschaft. Bis zur Winterpause hatte sich das Team aus der Abstiegszone bis auf Tabellenplatz acht vorgearbeitet.

Ohne die Rückrunden-Auswärtspleiten bei Teams aus der unteren Tabellenhälfte (Mannheim, Aachen, Essen) hätten sich die Rostocker zu einem ganz heißen Aufstiegskandidaten entwickeln können. Nach einer Serie von fünf Siegen aus sechs Spielen war Hansa vor dem vorletzten Spieltag sogar noch einmal bis auf zwei Punkte an den Relegations-Aufstiegsplatz herangerückt. Doch ausgerechnet im letzten Saison-Heimspiel gegen Energie Cottbus (1:3) blieb die zuvor so oft gezeigte Heimstärke aus und riss das Team aus fast allen Aufstiegshoffnungen.

Brinkmann: Die schönsten Augenblicke kommen noch

Mit Platz fünf in der Abschlusstabelle ist man beim Traditionsclub von der Ostsee, der in diesem Jahr seinen 60. Vereinsgeburtstag feiert (Gründung am 28.12.1965), dennoch zufrieden. Ein Jahr nach dem Abstieg aus der Zweiten Liga hat sich der FC Hansa stabil präsentiert und konnte vor allem die Fans bei den Spielen im Ostseestadion begeistern.

Dass es nun so schnell wie möglich zurück in die 2. Bundesliga gehen soll, spricht der Trainer klar aus: "Dass der Club langfristig nicht in die Dritte Liga gehört, weiß ich. Das setzt mich vielleicht auch ein Stück weit unter Druck. Aber wenn ich mich dem Druck nicht stelle, dann wäre ich sowieso falsch hier", so Brinkmann.

Trainer Daniel Brinkmann vom FC Hansa Rostock

Hansa-Trainer Daniel Brinkmann will mit dem FCH nach oben.

Seine Ziele als Hansa-Trainer bleiben ambitioniert und vielversprechend: "Ich bin fest davon überzeugt, dass die schönsten Augenblicke noch kommen."

Dieses Thema im Programm:
Nordmagazin | 17.05.2025 | 19:30 Uhr