
NDR-Sport Der Teufel "isch a Eichhärnle": St. Paulis Respekt vor dem VfL Bochum
Der FC St. Pauli geht mit drei Punkten und 13 Toren Vorsprung auf den Tabellen-16. 1. FC Heidenheim in den letzten Spieltag der Fußball-Bundesliga. Für den Kiezclub müsste es also am Sonnabend im Heimspiel gegen Absteiger VfL Bochum schon mit dem Teufel zugehen, sollte es mit dem Klassenerhalt noch schiefgehen. Doch genau davor hat Coach Alexander Blessin Angst.
Schwaben wird ja so einiges nachgesagt. Sie seien sehr fleißig und reinlich heißt es unter anderem. Und natürlich überaus sparsam, geradezu geizig. Dass der Schwabe übergroßen Respekt vor übersinnlichen Kräften hat, ist (bislang) aber noch kein geltendes Klischee. Dabei gibt es doch dieses alte Sprichwort, welches die Schwaben gerne bemühen, wenn schier unglaubliche Dinge geschehen: "Der Deifl isch a Eichhärnle" (Hochdeutsch: Der Teufel ist ein Eichhörnchen).
Alexander Blessin, geboren in Bad Cannstatt und aufgewachsen in dem Stuttgarter Stadtbezirk, hat genau diesen Satz nach dem 2:2 seines Team am vergangenen Sonntag bei Eintracht Frankfurt gesagt. St. Paulis Trainer wollte damit zum Ausdruck bringen, dass seine Mannschaft trotz der überaus komfortablen Ausgangslage noch nicht endgültig gerettet ist.
"Ich nehme noch keine Glückwünsche an, rechnerisch ist es möglich", erklärte der 51-Jährige. Immerhin gestand er seinem Team zu: "Wir können schon ein bisschen feiern - aber mit gedämpfter Stimmung."
Ein Zähler reicht, um alle Zweifel zu beseitigen
Die ganz große Party musste für St. Paulis Spieler nach dem Remis in Frankfurt also noch warten. Statt wie eine andere nur unwesentlich bekanntere Bundesliga-Mannschaft noch während der Saison nach Ibizia zu düsen, bereitete sich das Team an der Kollaustraße auf das Saisonfinale am Sonnabend (15.30 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) gegen die bereits abgestiegenen Bochumer vor.
Ein Punktgewinn gegen den VfL genügt den Hamburgern in jedem Fall, um jegliche Restzweifel am direkten Klassenerhalt zu beseitigen. Holt St. Pauli einen Zähler, kann Heidenheim in seiner Partie gegen Werder Bremen noch so viele Treffer erzielen, den Kiezclub können die Württemberger dann nicht mehr einholen.
Smith: "Man kann nie wissen, was passiert"
"Es ist ein gutes Gefühl. Letzte Woche war es anders, da mussten wir schauen, was Heidenheim bei Union macht. Der Druck auf die Gruppe war vorhanden, wir haben es aber richtig gut hinbekommen", sagte Defensivspezialist Eric Smith, der aktuell den verletzten Jackson Irvine als Kapitän vertritt.
Wie sein Coach hebt auch der Schwede vor dem Saisonfinale noch leicht den warnenden Zeigefinger: "Man kann nie wissen, was passiert. 13 Tore sind viel. Wir wollen noch mal eine gute Performance am Millerntor abliefern. Dann kann es uns egal sein, was auf den anderen Plätzen passiert. Wir werden am Samstag rausgehen und wollen das Spiel gewinnen."
Hecking beklagt mangelnde Qualität
Gewarnt sind die Hamburger auch deswegen vor dem VfL, weil sie das Hinrunden-Duell mit 0:1 verloren. In den darauffolgenden 16 Begegnungen gelangen dem Ruhrpott-Club allerdings nur zwei weitere Siege. Zudem hat Trainer-Routinier Dieter Hecking zuletzt immer wieder öffentlich betont, dass die Qualität des Teams für die Bundesliga nicht ausreichend sei.
Ob diese Aussagen zur Motivation seiner Spieler beitragen, sei einmal dahingestellt. Zumal der Traditionsclub ohnehin vor einem größeren Umbruch steht. "Ich finde, dass wir wenig Experimente machen sollten. Wir brauchen schon Spieler, die uns besser machen können", sagte Hecking vor dem Spiel auf St. Pauli.
Viele Verabschiedungen vor dem Anpfiff
Sollten die seit acht Spielen sieglosen Bochumer im Millerntorstadion ähnlich schwach auftreten wie am vergangenen Sonnabend gegen den 1. FSV Mainz 05 (1:4), dürfte einer braun-weißen Fete nicht viel im Wege stehen. Und diese hätten sich die Hamburger nach einer für einen Aufsteiger nach anfänglichen Problemen bemerkenswert stabilen Saison auch redlich verdient. Bei einigen Akteuren wird die Party-Stimmung im Falle des zu erwartenden dann sicheren Klassenerhalts aber wohl gedämpft sein.
Denn für die ausgeliehenen Morgan Guilavogui, Noah Weißhaupt, Robert Wagner, James Sands und Siebe Van der Heyden sowie Carlo Boukhalfa und Johannes Eggestein (Verträge enden jeweils) wird es Stand jetzt der letzte Auftritt am Millerntor sein.
"Natürlich ist es traurig, ein letztes Mal mit einigen Spielern zu spielen. Ich denke an Marcel Hartel im Vorjahr, mit ihm hatte ich nahezu jedes Spiel gespielt. Jedes letzte Spiel einer Saison ist besonders, ehe es zur neuen Saison Veränderungen geben wird", fürchtet sich auch Smith ein wenig vor den Verabschiedungen, die es vor dem Anpfiff geben wird.
Mögliche Aufstellungen:
FC St. Pauli: Vasilj - Nemeth, Wahl, Van der Heyden - Saliakas, Boukhalfa, Smith, Treu, Sinani - Guilavogui, Weißhaupt
VfL Bochum: T. Horn - Oermann, Medic, Bernardo - Passlack, Sissoko, Wittek, Bero, Pannewig - Masouras, Holtmann
Dieses Thema im Programm:
Hamburg Journal | 15.05.2025 | 19:30 Uhr