Nia Künzer bejubelt ihren Treffer zum WM-Titel 2003

Nia Künzer und ihr Golden Goal Nia Künzer und der WM-Titel 2003: Auch nach 20 Jahren "immer wieder Gänsehaut"

Stand: 12.10.2023 11:33 Uhr

Der erste WM-Titel der deutschen Fußballerinnen jährt sich zum 20. Mal – und eine Hessin hatte entscheidenden Anteil am Erfolg. Das Golden Goal von Nia Künzer ist bis heute unvergessen.

Von ihrem magischen Moment kann Nia Künzer gar nicht genug bekommen. "Ich freue mich, immer wieder diese Sequenz zu sehen", erzählt die deutsche WM-Heldin mit breitem Grinsen. Bestimmt Hunderte Male habe sie ihren Kopfball für die Geschichtsbücher angeschaut: "Und es kommen immer wieder die Erinnerungen hoch."

Es war eine Ko-Produktion zweier Spielerinnen vom 1. FFC Frankfurt, die die Entscheidung brachte. In jener 98. Minute am 12. Oktober 2003. Die in Wetzlar aufgewachsene Künzer stieg nach einem perfekten Freistoß von Teamkameradin Renate Lingor am höchsten - und machte Deutschland per Golden Goal zum Weltmeister.

Noch immer ein Gänsehaut-Moment

Am Donnerstag jährt sich der erstmalige Gipfelsturm der Fußballerinnen zum 20. Mal, das historische 2:1 im Finale von Carson gegen Schweden ist bei den Protagonisten immer noch allgegenwärtig. "Das Witzige ist, jedes Mal, wenn ich es sehe und der Reporter schreit, bekomme ich Gänsehaut", sagte Lingor dem SID: "Es ist sehr emotional. Man kriegt automatisch ein Grinsen drauf. Man kann es nicht oft genug sehen."

Bereits Ende Juni waren die Weltmeisterinnen samt Trainerteam zum Jubiläumstreffen am neuen DFB-Campus in Frankfurt zusammengekommen. "Ich habe viele wirklich lange nicht gesehen, aber die WM verbindet uns in gewisser Weise auf ewig", sagte Künzer damals. "Einmal Weltmeister, immer Weltmeister", betonte Torhüterin Silke Rottenberg: "Das ist einfach cool, so etwas bleibt im Herzen und den Gedanken. Es gibt nichts Größeres im Fußball."

Nia Künzer und Bettina Wiegmann halten auf dem Balkon des Römers den WM-Pokal hoch.

Der WM-Triumph wurde auf dem Frankfurter Römer gebührend gefeiert.

"Wir waren in einem richtigen Flow"

In einer bislang unerreichten Art und Weise war das DFB-Team im Land des Topfavoriten USA auf den WM-Thron gestürmt. "Die Mannschaft war überragend - vom ersten Spiel bis zum Finale", schwärmte Trainerin Tina Theune. In damals nur sechs Partien gelangen gewaltige 25 Treffer - bis heute Rekord. Nach einer Mammut-Vorbereitung von 90 Tagen war die Vorrunde mit neun Punkten ebenso ein Durchmarsch wie das Viertelfinale mit einem 7:1 gegen Russland. 

"Wir waren in einem richtigen Flow", sagte die damalige Co-Trainerin Silvia Neid: "Wir sind verdient Weltmeister geworden." Gegen die übermächtig erscheinenden Vereinigten Staaten gab es im Halbfinale ein 3:0, Torhüterin Silke Rottenberg überragte. Im Endspiel glich dann Maren Meinert (46.) die Führung von Hanna Ljungberg (41.) aus, ehe der Auftritt von Edeljokerin Künzer folgte, die mit zur WM geflogen war, obwohl sie bereits drei Kreuzbandrisse erlitten hatte.

Team-Mentalität und individuelle Klasse

"Jede wusste, dass sie ein wichtiger Teil ist, ohne den es nicht funktioniert", erklärte Künzer das Erfolgsrezept. "Auch die, die nicht gespielt haben, waren eine Bank", fügte Lingor hinzu: "Sie gehörten genauso zur Mannschaft wie die, die auf dem Platz waren - vielleicht sogar noch mehr. Die haben uns gepusht, haben sich eingebracht mit Plakaten oder emotionalen Worten."

Für Neid waren die wichtigsten Puzzleteile "Mentalität, Leidenschaft, Intensität und Zusammenhalt". Dazu sei "die Lust am Verteidigen" gekommen, "sonst gewinnst du keine Turniere". Individuelle Klasse wie von Toptorschützin Birgit Prinz, Kapitänin Bettina Wiegmann, Spielmacherin Lingor oder Torhüterin Rottenberg war ohnehin vorhanden. Und dann kam im entscheidenden Moment noch Kopfballungeheuer Künzer mit dem Tor des Jahres 2003 dazu.