Zwei Jahre nach Randale auf Schalke Eintracht Frankfurt: Geldbußen und Bewährungsstrafen nach Schalke-Krawallen
Vor zwei Jahren eskalierte am vorletzten Bundesliga-Spieltag im Gelsenkirchener Stadion die Gewalt: Fans von Eintracht Frankfurt und Schalke 04 prügelten sich auf der Tribüne, viele Unbeteiligte wurden verletzt. Mittlerweile sind rund 30 Randalierer verurteilt - viele Verfahren laufen aber noch.
Sportlich klingt es nach einer Begegnung aus einer anderen Epoche: Während Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt bald in der europäischen Königsklasse mitspielt, hat sich Schalke 04 in der abgelaufenen Saison nur knapp vor dem Abstieg in die dritte Liga gerettet. Aber die Justiz in Gelsenkirchen und Essen beschäftigt das Bundesligaspiel zwischen beiden Teams vom 20. Mai 2023 noch immer. Nach Spielende hatte es damals schwere Ausschreitungen gegeben.
Die Polizei Gelsenkirchen hat nach eigenen Angaben 195 Tatverdächtige aus beiden Fan-Lagern ermittelt. Landfriedensbruch und schwere Körperverletzung lautet in den meisten Fällen der Vorwurf. Erst rund drei Dutzend Fälle seien abgeschlossen. Vereinzelt habe sich der Verdacht nicht erhärtet, so die Polizei. Mehr als 100 Verfahren laufen demnach noch.
Frankfurter als "Gäste, die kein Mensch braucht"
Vor allem die Eintracht-Anhänger gaben im Mai vor zwei Jahren laut Polizei ein verheerendes Bild ab. Sie hätten damals die Randale angezettelt, indem sie die Absperrung zum Schalker Block überklettert und auf Fans eingeschlagen hätten. Gewaltbereite Schalker eilten herbei, es folgte eine minutenlange Prügelei mit über 20 Verletzten – unter ihnen auch unbeteiligte Zuschauer, drei Polizisten und eine Sanitäterin.
Der damalige Gelsenkirchener Polizeiführer Peter Both – inzwischen ins Präsidium Essen gewechselt – sandte per Pressemitteilung eine klare Botschaft an die beteiligten Frankfurter Fans. Diese seien "Gäste, die kein Mensch braucht!" Schon während des Spiels habe die Frankfurter Kurve Gewaltbereitschaft signalisiert, als sie ein Banner zeigte mit der Aufschrift: "Europapokalsieger der Randale 2023".
Umstrittene Foto-Fahndung
Die Ermittlungen zeigen allerdings, dass auch aus dem Schalker Lager viele mitgeprügelt haben. Um alle Beteiligten zu identifizieren, griff die Polizei zum Mittel der Öffentlichkeitsfahndung. Sie stellte Fotos von 69 Verdächtigen ins Internet. Die meisten davon, 42, zeigten Schalke-Fans, auf 27 Fotos waren Eintracht-Anhänger zu sehen.
Aus beiden Fan-Lagern kam Kritik an dieser Art der Fahndung. Auch Verdächtige, die sich später als unschuldig erweisen, würden so kriminalisiert. Die Polizei Gelsenkirchen verteidigt auf hr-Anfrage ihr Vorgehen. Die Fahndung sei erfolgreich gewesen. Anhand von Hinweisen aus der Bevölkerung hätten 31 Schalker und 20 Frankfurter Verdächtige identifiziert werden können.
Geld- und Bewährungsstrafen
Was die Verurteilungen angeht, sind die Angaben der Polizei recht vage: "Annähernd drei Dutzend Verfahren" habe das Amtsgericht Gelsenkirchen bisher rechtskräftig abgeschlossen. Dabei unterscheidet die Polizei nicht nach Fanlagern. Dazu kämen einige Berufungsverfahren vor dem Landgericht Essen.
Das Amtsgericht präzisiert auf hr-Anfrage das Strafmaß für einige Frankfurter Fans – es reicht von Geldstrafen von mehreren tausend Euro bis hin zu zehn Monaten Haft auf Bewährung.
Eintracht prüft noch Stadionverbote
Die Gelsenkirchener Polizei forderte außerdem beide Vereine auf, Stadionverbote auszusprechen. Gleich nach dem Spiel wurden zwölf Eintracht-Anhänger mit einem Stadion-Bann belegt. Inzwischen haben die Ermittler der Eintracht weitere 20 Verbots-Kandidaten gemeldet. In sechs Fällen sei der Verein dem gefolgt, in 14 Fällen prüfe die Eintracht noch.
Nur die Vereine können laut den DFB-Richtlinien Stadionverbote verhängen, die Polizei kann lediglich Vorschläge machen. Ob die Eintracht den noch offenen Vorschlägen aus dem Ruhrgebiet folgen wird, hat sie auf hr-Anfrage bisher nicht mitgeteilt.
Gelsenkirchener Polizei mit "langem Atem"
Der Gelsenkirchener Polizeipräsident Tim Frommeyer würde weitere Stadionverbote wohl begrüßen. Er erklärt in einer Pressemitteilung, ein Stadion dürfe "niemals zur Bühne für Chaoten und Gewalttäter werden". Seine Behörde wolle "durch einen langen Atem und intensive Ermittlungen" dazu beitragen.