DSV-Nachwuchshoffnung Emma Aicher

Ski Alpin Die Hoffnungsträger des DSV vor dem Saison-Auftakt

Stand: 28.10.2023 09:25 Uhr

Am Wochenende geht in Sölden der Skizirkus wieder los. Für den DSV gilt es nach einer Saison mit einigen Lichtblicken und viel Schatten mehr Konstanz und Aggressivität in das Team zu bringen. Wer sind die Hoffnungsträger für die neue Weltcup-Saison?

Von Raphael Weiss

Am Wochenende geht der Skizirkus wieder los. Der Alpine Ski-Weltcup hat seinen traditionellen Auftakt in Sölden. Dort beginnt mit zwei Riesenslaloms am 28. Oktober und 29. Oktober die Saison. Es ist ausgerechnet diese Disziplin, in der der Deutsche Skiverband seine größten Schwächen hat. Kein Podest bei den Männern in der vergangenen Saison war am Ende die ernüchternde Bilanz.

Und ausgerechnet der beste Riesenslalom-Fahrer (Platz 14 im Disziplin-Weltcup) des DSV fällt aus. Alexander Schmid, Deutschlands Skisportler des Jahres, ist nach seinem Kreuzbandriss im vergangenen März noch nicht wieder voll belastbar. Und auch Stefan Luitz fällt nach seinem Knöchelbruch aus. So starten die Männer am Sonntag mit Anton Grammel, Fabian Gratz, Jonas Stockinger und haben kaum Chancen auf eine Topplatzierung in dieser Saison.

Bei den Frauen sieht die Personaldecke noch dünner aus – dafür sind die Erfolgschancen aber höher. Emma Aicher startet als einzige DSV-Athletin in Sölden und hat dort den Anspruch, unter die besten 20 zu fahren. Der Riesenslalom ist zwar nicht die Lieblingsdisziplin der 19-Jährigen, doch ihr Abschneiden in Sölden könnte dennoch ein Fingerzeig für die kommende Saison sein. Denn Aicher gehört zu den Hoffnungen des DSV. Wir stellen die Podiumskandidaten vor.

Emma Aicher – Die große Zukunft soll jetzt beginnen

Mit ihren 19 Jahren ist Aicher die große Nachwuchshoffnung des DSV. Und der möchte sie möglichst breitflächig fördern. Egal ob Slalom, Riesenslalom, Super-G oder Abfahrt - Aicher ging vergangene Saison in jeder Disziplin an den Start und konnte regelmäßig überzeugen. Mit einem fünften Platz beim Super-G in Kvitfjell konnte die 19-Jährige ihr bestes Saisonergebnis erzielen. In dieser Saison soll der nächste Meilenstein folgen: Ein Weltcup-Podest.

"Ich hatte eine gute Vorbereitung. In Ushuai, Argentinien, war es winterlich, die Bedingungen gut, aber auch wechselhaft. In den letzten Wochen, in Pitztal, bin ich mehr Riesenslalom gefahren, und es ging von Mal zu Mal besser", dennoch wäre es eine große Überraschung, sollte sie den ersten Podiumsplatz schon in Sölden einfahren.

Lena Dürr - Fester Bestandteil der Weltspitze

Dort, wo Lena Dürr ist, möchte Aicher irgendwann hinkommen. Die Technikspezialistin war zuletzt die beste Fahrerin im deutschen Team. Vier Podiumsplätze standen in der vergangenen Saison auf der Bilanz, dazu der erste Weltcupsieg und mit Platz vier im Disziplinweltcup eine absolute Topplatzierung.

Dass das noch nicht das Ende der Fahnenstange sein muss, bewies Dürr beim Weltcupfinale. Mit Bronze bei der WM unterstrich die nun 32-Jährige, dass sie ein fester Bestandteil der Weltspitze ist. Doch mit Mikaela Shiffrin, Wendy Holdener und Petra Vlhová ist die natürlich auch hervorragend besetzt.

Kira Weidle - Aggressivität für den nächsten Schritt nach vorne

Siebenmal stand Kira Weidle in der vergangenen Saison unter den besten zehn Fahrerinnen, fuhr zweimal aufs Podium. Die Speedspezialistin vom SC Starnberg konnte dennoch nicht ihr ganzes Potenzial ausschöpfen. Und so zeigte sich die 27-Jährige zum Ende der Saison unzufrieden. "Wir müssen auf jeden Fall an der Aggressivität arbeiten, der erste Teil zum Tor hin muss einfach dynamischer werden", gab sie sich selbst die Hausaufgaben für die Vorbereitung auf.

Ronni Remme - Der zweite Anlauf für das Debüt

Letzten Sommer wechselte Roni Remme aus Kanada zum DSV. Kurz vor ihrem geplanten Debüt im deutschen Rennanzug verletzte sich die Allrounderin schwer. Jetzt ist sie wieder fit und träumt von Weltcupsiegen für das deutsche Team. "Ich kann es nicht rückgängig machen. Und so sehr mein Herz auch gebrochen war, ich hatte auch schon den Fokus auf die Herausforderung vor mir. Ich habe versucht, die richtigen Entscheidungen zu treffen, um so schnell und so stark wie möglich zurückzukommen", sagte die 27-Jährige gegenüber dem BR.

Zusammen mit Weidle und Dürr bereitete sich die gebürtige Kanadierin auf den zweiten Anlauf beim DSV vor. Im kommenden Winter soll dann aus Kira Weidles bisherigem "One-Woman-Speed-Team" mit Roni Remme endgültig ein Duo werden. "Das kann richtig gut werden, letztes Jahr hat sie mich schon immer gepusht," erzählt Remme.

Linus Straßer - Das Fünkchen Glück fehlt bislang

Die letzte Saison dürfte Linus Straßer nicht in bester Erinnerung behalten. Immer wieder war er so nah dran an ganz großen Erfolgen. Immer wieder scheiterte er auf dramatische Art und Weise. In Schladming stand er kurz vor seinem ersten Sieg, fädelte kurz vor dem Ziel ein und stürzte. Auch bei der Ski-WM in Courchevel war er ganz nah dran an einer Medaille. Beim Saisonabschluss in Soldeu zeigte sich Straßer enttäuscht: "Skisport kann so bitter sein", sagte der Slalomspezialist vom TSV 1860 München.

Aber auch die Worte "Skisport kann so schön sein", kamen aus Straßers Mund. Der 30-Jährige fuhr regelmäßig in die besten Zehn. Mit etwas mehr Glück wird man ihn in der kommenden Saison mit Freudentränen anstatt mit Trauer im Gesicht bei den Interviews sehen. Das Können für eine große Saison hat er definitiv.

Alexander Schmid - Comeback des Goldjungen

Mit seinem sensationellen Auftritt bei der Ski-WM in Courchevel sicherte Schmid sich die Goldmedaille im Parallelrennen - das erste WM-Gold für den DSV seit zehn Jahren. Kurze Zeit später dann die Hiobsbotschaft: Kreuzbandriss. Der 29-Jährige gehört in Topform in den Technikdisziplinen sicherlich zur Weltspitze. Dass diese für ihn nach seiner schweren Verletzung allerdings tatsächlich wieder in Reichweite ist, muss er erst noch beweisen.

Andreas Sander - Der Routinier

Zum Saisonende lief es für den Routinier Andreas Sander richtig gut. In jedem der letzten sechs Speedrennen landete er unter den besten zehn Fahrern und konnte in Aspen und in Andorra sogar im Super-G und der Abfahrt auf das Podest fahren. Wenn er diese beeindruckende Spätform auch in die neue Saison mitnehmen kann, wäre er definitiv ein Kandidat für die Weltspitze.

Thomas Dreßen - Suche nach der alten Stärke

Thomas Dreßen kam aus der besten Saison seiner Karriere, als er in Beaver Creek folgenschwer stürzte. Das Knie erlitt quasi einen Totalschaden, der Kreuzbandriss, sagte der Ski-Rennfahrer vom SC Mittenwald damals, sei noch das kleinste Übel gewesen. Dreieinhalb Jahre ist es nun her, dass Dreßen unter den Speedfahrern absolute Weltspitze war.

Im vergangenen Winter wollte der Kitzbühel-Sieger von 2018 dorthin wieder aufschließen – und der Start begann mehr als verheißungsvoll: Platz acht bei der Abfahrt in Lake Louis. Dann stagnierten die Resultate und der Körper meldete sich auch. Ein Zwicken im Oberschenkel bedeutete eine kürzere Pause mitten in der Saison. Nun soll das Comeback nach dem Comeback beginnen: die endgültige Rückkehr in die Weltspitze. Das Wichtigste bleibt aber weiterhin, dass Dreßen unbeschadet durch die Saison kommt.

Dieser Artikel ist erstmals am 26. Oktober auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

Im Video: Arbeiten am Rettenbachferner in Sölden

Der Riesenslalomhang in Sölden

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Quelle: BR24Sport 28.10.2023 - 13:00 Uhr