Hasan Salihamidzic und Oliver Kahn

FC Bayern München Salihamidzic und Kahn vor unruhigen Tagen

Stand: 22.05.2023 12:13 Uhr

Heimpleite gegen Leipzig, Tabellenführung weg: Die erste titellose Saison seit 2012 wird beim FC Bayern langsam zur Realität. Eine große Zäsur steht bevor - was wird aus dem Führungsduo Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic?

Von Nicole Hornischer

Es war ein Bild mit Symbolcharakter: Nach dem Abpfiff verharrte Bayern-Boss Oliver Kahn minutenlang regungslos auf der Tribüne und blickte starr aufs Spielfeld. Ihm war klar: Unruhige Tage kommen auf ihn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic zu.

Nach dem 6:0-Erfolg gegen Schalke verstummten die Kritiker kurzzeitig, schwärmten davon, dass der neue Trainer Thomas Tuchel beim Rekordmeister nun angekommen sei und er seine Mannschaft gefunden hätte. Nach der 1:3-Niederlage gegen RB Leipzig steht die FCB-Führungsriege wieder - wie die Wochen zuvor - im Fokus - es droht die erste titellose Saison seit 2012.

Das Team, das gegen abstiegsbedrohte Schalker so begeisternd Fußball spielte, enttäuschte gegen Champions-League-Teilnehmer Leipzig komplett. 30 Minuten dominierte die Münchner das Spiel, dann der Einbruch - es wirkte so, als wollten die Spieler gar nicht Meister werden. Schon während des Spiels konnte man in den Fanforen auf Social Media verfolgen, wie die "Brazzo"- und "Olli"-Raus-Forderungen zunahmen.

Arbeit von Kahn und Salihamidzic auf dem Prüfstand

Am 30. Mai tagt der Aufsichtsrat des FC Bayern: Ein Thema ist die sportliche und personelle Aufarbeitung der verkorksten Spielzeit. Werden - wie von einigen Anhängern gefordert - Kahn und oder Salihamidzic ihren Stuhl räumen? Liegt der Grund für die aus Bayernsicht desaströse Saison allein bei den beiden? Klar ist: Es muss einiges aufgearbeitet werden.

Kam der Trainerwechsel zum richtigen Zeitpunkt? Als Julian Nagelsmann Ende März nach der 1:2-Pleite in Leverkusen entlassen wurde, waren die Bayern in jedem Wettbewerb noch aussichtsreich im Rennen, in der Königsklasse wurde kein Spiel verloren. Unter Tuchel schieden die Bayern in Pokal und Champions League aus, die Meisterschaft liegt nicht mehr in der eigenen Hand.

Salihamidzic und die Transfers

Das jeweilige Viertelfinal-Aus hat auch finanzielle Folgen - es gibt schlicht weniger Geld. Geld, das der FCB dringend für neue Spieler benötigt. Fakt ist: Kein Transfer, den der Sportvorstand in dieser Saison getätigt hat, konnte sich beim Rekordmeister etablieren. Namhafte Spieler wie Sadio Mané oder Joao Cancelo zeigten wenig ansprechende Leistungen. Die Lücke, die der Mittelstürmer Robert Lewandowski hinterlassen hat, konnte nicht geschlossen, der Ausfall von Torwart Manuel Neuer nicht kompensiert werden.

Salihamidzic hat es nicht geschafft, Fußballer zu verpflichten, die sich mit dem Verein auch identifizieren, die das berühmte "Mia-san-Mia" auf dem Platz leben. Ihnen fehlt die vielzitierte Bayern-DNA. Bislang konnte der 46-Jährige auf die Unterstützung von Bayern-Patron Uli Hoeneß setzen. Doch wer den Ehrenpräsidenten am Samstag auf der Tribüne gesehen hat, der weiß: Da brodelts gewaltig.

Warten auf die Aufsichtsratssitzung - und Uli Hoeneß

Hoeneß' Wort hat beim Rekordmeister nach wie vor großes Gewicht. Als Mitglied des Aufsichtsrats wird er maßgeblich an der Zukunft der Bayern feilen. Die Bayern brauchen einen Umbruch - ähnlich wie 2012. Die Münchner holten Javi Martinez für die damalige Rekordsumme von 40 Millionen Euro an die Säbener Straße, und Matthias Sammer als neuen Sportvorstand für Sportdirektor Christian Nerlinger.

Wie werden die Umbrüche im Jahr 2023 aussehen? Werden Kahn und Salihamidzic am 30. Mai wirklich in Frage gestellt? Davon ist eher nicht auszugehen - denn wer sollte auf die beiden folgen? Eine vorübergehende Rückholaktion von Ex-Boss Karl-Heinz Rummenigge soll demnach schon diskutiert worden sein. Die ist aber eher unwahrscheinlich. Der 67-Jährige soll auf Anfragen zu diesem Thema mit "Nein" geantwortet habe. Der hochgehandelte Philipp Lahm ist bis zur Fußball-EM 2024 fest eingebunden. Bliebe noch "Fußball-Gott" Bastian Schweinsteiger, der nach dem Pokal-Aus bereits die "fehlende Gier und Galligkeit" bei den Bayern monierte.

Aber ist eine titellose Saison ausreichend, um das ganze Führungsduo auszutauschen? Was der FC Bayern jetzt eigentlich bräuchte, wäre vermutlich viel mehr Kontinuität und nicht vorschnelle personelle Entscheidungen. Dazu müsste aber die verkorkste Saison schonungslos aufgearbeitet werden.