Eishockeyspieler trägt Hals- und Nackenschutz

Nach Tod von Johnson Ruf nach Halsschutz-Pflicht im Eishockey wird lauter

Stand: 02.11.2023 17:21 Uhr

Nach dem tödlichen Unfall von Adam Johnson, der von einer Kufe am Hals getroffen wurde, fordern immer mehr Spieler und Funktionäre, dass ein Halsschutz im Eishockey Pflicht werden soll. In anderen Ländern ist dies bereits der Fall.

Von Nicole Hornischer

An diesem Spieltag der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) ging es in den Stadien etwas ruhiger zu. Zu tief sitzt noch der Schock nach dem schrecklichen Tod des ehemaligen DEL-Profis Adam Johnson. In den Eishallen gedachten die Mannschaften und Fans dem verstorbenen Eishockeyspielers.

Besonders bewegend war der Abend in Augsburg. Noch letzte Saison spielte Johnson für die Panthers. In einer gemeinsamen Zeremonie mit Gegner Düsseldorfer EG wurde das Trikot Johnsons im Mittelkreis abgelegt und auf dem Videowürfel an den Ex-Kollegen erinnert.

Johnson war am vergangenen Wochenende von einem Schlittschuh am Hals getroffen worden und erlag seinen Verletzungen. Der Tod des erst 29-Jährigen hat im Eishockey-Sport eine neue Sicherheitsdebatte entfacht: Soll im deutschen Eishockey eine Hals-und Nackenschutzpflicht eingeführt werden?

DEL will Hals-und Nackenschutz prüfen

Kurz nach dem tödlichen Unfall des US-Amerikaners hat der norwegische Verband als bislang erste Liga reagiert und sich für die verpflichtende Einführung eines Hals- und Nackenschutzes ausgesprochen. In anderen Ligen ist der Hals- und Nackenschutz bereits Standard, schon seit 1996 etwa in Schweden. Im Land des zweimaligen Olympiasiegers werden Verstöße gegen das Schutzgebot geahndet, allerdings sind die Kontrollen teilweise sehr lax.

In der DEL ist ein solcher Schutz bislang nicht vorgeschrieben, im Jugendbereich aber schon. Doch das könnte sich schon bald ändern: Das Thema steht auf der Tagesordnung für die Sitzung der Sportlichen Leiter der 14 DEL-Klubs Ende November. Laut DEL-Spielbetriebsleiter Jörg van Ameln kann eine Hals- und Nackenschutzpflicht durchaus zeitnah beschlossen werden. "Vom Büro aus können wir das nicht bestimmen. Aber wenn sich alle Klubs einig sind, ist das als Pflichtausrüstung einzuführen", sagte van Ameln.

DEB-Kapitän Müller befürwortet Halsschutzpflicht

Auffallend war allerdings, dass in der DEL nach dem Unglück schon viele Spieler mit Hals-Protektoren aus schnittfesten Material auf dem Eis waren. Auch Moritz Müller hat sich in die Debatte über eine Hals- und Nackenschutzpflicht im deutschen Eishockey eingeschaltet. "Zunächst war ich skeptisch gegenüber der Halskrause und wollte, dass jeder Spieler für sich entscheiden kann", sagte der Verteidiger von Ex-Meister Kölner Haie dem Online-Portal watson.de: "Mittlerweile bin ich aber Befürworter, weil sie den Spieler schützt und das Spiel an sich nicht verändert."

Der Nationalmannschaftskapitän begrüßte die Ankündigung der DEL: "Natürlich ist das unter den Spielern ein Thema. Wir freuen uns, dass die Liga mit uns sprechen wird. Es muss abgewartet werden, was und wie schnell etwas passieren kann", sagte der 36 Jahre alte Vizeweltmeister.

DEB-Sportdirektor Künast plädiert für eine einheitliche Lösung

Für Christian Künast ist da besonders eines wichtig: Eine Lösung für alle, wie der Sportdirektor des Deutsches Eishockeybundes (DEB) im Interview mit BR24Sport betonte. "Die Profiligen DEL und DEL2 haben ihre eigenen Zuständigkeiten. Der DEB ist dann wieder ab der Oberliga zuständig. Es geht nur mit einer Gesamtlösung - nicht eine Liga ja, die andere nein. Das gilt auch auf internationaler Ebene", so Künast.

Über den Halsschutz sollte schnell entschieden werden, denn Fälle, in denen Kufen im Eishockey schwere Verletzungen verursachen, gibt es immer wieder, wenn auch nicht häufig: Stefan Ustorf hatte einst selbst während seiner Zeit in Nordamerika eine messerscharfe Kufe an den Hals bekommen, der heutige Sportdirektor der Nürnberg Ice Tigers kam aber mit ein paar Kratzern davon. Richard Zednik, damals sein Mannschaftskollege beim NHL-Klub Florida Panthers, wurde vom Schlittschuh eines gestürzten Mitspielers allerdings so schwer am Hals verletzt, dass ihn eine Notoperation retten musste. Würde Ustorf heute noch spielen, "dann auf jeden Fall mit Halsschutz."

Video: Interview mit DEB-Sportdirektor Christian Künast

Christian Künast

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Quelle: BR24Sport 01.11.2023 - 10:54 Uhr