Noussair Mazraoui

Wirbel um Social-Media-Posts Bayern-Profi Mazraoui erst zu Gesprächen einbestellt, jetzt im Lauftraining

Stand: 19.10.2023 12:45 Uhr

Noussair Mazraoui hat am Donnerstag eine individuelle Trainingseinheit an der Säbener Straße absolviert. Tags zuvor hatte der Verein den Spieler zu einem Gespräch wegen dessen Palästina-Posts einbestellt.

Von BR24Sport

Als sich die Spieler des FC Bayern am Donnerstagvormittag zum Mannschaftstraining an der Säbener Straße versammelten, fehlte zunächst ein Spieler. Noussair Mazraoui nahm nicht an der Vorbereitung auf das Bundesligaspiel gegen den 1. FSV Mainz 05 teil. Wenig später erschien der Rechtsverteidiger allerdings doch: Er absolvierte eine individuelle Laufeinheit gemeinsam mit dem Physiotherapeuten des Vereins.

Solidarität mit den Palästinensern oder auch mit der Hamas?

Am Mittwochabend hatte sich der 25-jährige marokkanische Nationalspieler zu einem Gespräch an der Vereinszentrale eingefunden. Mit den Vereinsverantwortlichen sprach Mazraoui über seine Posts auf der Social-Media Plattform-Instagram. Dort hatte der marokkanische Nationalspieler am Samstagabend ein kurzes Video geteilt, in dem eine Stimme im Stil eines Gebets sagt: "Gott, hilf unseren unterdrückten Brüdern in Palästina, damit sie den Sieg erringen. Möge Gott den Toten Gnade schenken, möge Gott ihre Verwundeten heilen." Unter dem Post schrieb Mazraoui: Amen.

Im Zusammenhang mit dem Terror-Angriff der Hamas auf Israel wurde der Tweet als Parteinahme für die im Gazastreifen Islamisten verstanden: Mazraoui wünsche den Sieg der Hamas gegenüber Israel. Daraufhin äußerte sich Mazraoui in einer Erklärung, die der dpa vorlag: "Der Punkt ist, dass ich nach Frieden und Gerechtigkeit in dieser Welt strebe. Das bedeutet, dass ich immer gegen alle Arten von Terrorismus, Hass und Gewalt sein werde." Mazraoui hatte Medienberichten zufolge allerdings auch einen Beitrag eines Accounts geteilt, der die Auslöschung Israels forderte. Dadurch wirkt die Erklärung des Rechtsverteidigers unglaubwürdiger.

Mazraoui fehlte bereits im Kader der Nationalmannschaft

Ob das individuelle Training bereits eine Konsequenz aus dem Gespräch mit den Verantwortlichen des FC Bayern ist, ist noch nicht bekannt. Mazraoui, der sich zuletzt auf Länderspielreise mit der marokkanischen Nationalmannschaft befunden hatte, stand für das Spiel seines Teams gegen Liberia nicht im Kader. Eine Angabe zu den Gründen war nicht erfolgt. Somit kann eine Verletzung, die Mazraoui am Training hindert, ebenfalls nicht ausgeschlossen werden.

Zentralrat der Juden übt Kritik an Mazraoui

Die Frage, wie der FC Bayern mit seinem Spieler nun umgeht, hat längst sportliche Dimensionen verlassen. Der Zentralrat der Juden hält die Klarstellung des Fußballers zu dessen Beitrag für unzureichend, hat den FC Bayern München für dessen Vorgehen in dem Fall jedoch gelobt.

"Der Post des Spielers Noussair Mazraoui ist eine unsägliche Entgleisung", schrieb der Verband in einer Stellungnahme für die "Augsburger Allgemeine". Man habe zur Kenntnis genommen, dass sich der marokkanische Fußball-Nationalspieler anschließend von jeglichen Terrororganisationen distanziert habe. "Leider lässt Mazraoui weiterhin die klare Verurteilung der Hamas-Barbarei vermissen", erklärte der Zentralrat.

Politik übt Druck auf FC Bayern aus

Und auch aus der Politik gab es zahlreiche Wortmeldungen, die den FC Bayern zusätzlich unter Druck setzten und dem Fall eine deutlich größere Dimension gaben, als es selbst der FC Bayern gewohnt ist. Vor allen Dingen aus der Union deuteten Politiker Forderungen nach einer Suspendierung an und brachten teils eine Ausweisung des Fußballers ins Spiel.

So schrieb der CSU-Landtagsabgeordnete Ludwig Spaenle in einem Gastbeitrag im "Focus": "Die Frage der Weiterbeschäftigung steht im Raum. Zum anderen stellt sich für den konkreten Fall, aber darüber hinaus gehend, für vergleichbare Anlässe die Frage nach arbeits- bzw. aufenthaltsrechtlichen Folgen."

Auch Joachim Herrmann, bayerischer Staatsminister des Innern, für Sport und Integration, sagte in der BR-Sendung "Münchner Runde": "Der FC Bayern hat als international bedeutender Verein da eine besondere Verantwortung und eine Vorbildrolle. Deshalb muss sich der FC Bayern selbst darum kümmern, dass das ausgeräumt wird."

FSV Mainz 05 entlässt El Ghazi

Eine Kündigung wäre laut Arbeitsrechtler Dr. Philipp Wiesenecker im legalen Rahmen. Im Gespräch mit BR24Sport macht er aber auch deutlich, dass Arbeitgeber bei einer "Störung des Betriebsfriedens" handeln müssen: "Wenn ich in der Mannschaft einen Torwart aus Israel habe, dann ist der Betriebsfrieden durch eine Israel-kritische-Äußerung in der aktuellen Situation erkennbar gefährdet", erklärt der Jurist. Durch Daniel Peretz, israelischer Torwart der Bayern, kann eben dieser Betriebsfrieden nun gestört sein. Der Schlussmann äußerte sich zu dem Angriff der Hamas bereits auf Social Media.

Bei anderen Fußballvereinen gab es bereits Konsequenzen für Fußballer, die in Sozialen Medien über den Krieg in Nahost geteilt hatte. So hatte Bundesligist Mainz 05 auf den inzwischen gelöschten israelfeindlichen Post seines Spielers von Anwar El Ghazi reagiert und den 28-Jährigen freigestellt. Der niederländische Sohn marokkanischer Eltern, der erst im September als ablösefreier Spieler nach Mainz gewechselt war, hatte am Sonntagabend u.a. den Spruch "From the River to the Sea, Palestine will be free" auf Instagram geteilt.

Die Parole, die häufig von der Terrororganisation Hamas benutzt wird, ruft zu Schaffung eines Staates vom Jordan bis zum Mittelmeer auf – also anstelle des Staates Israel. Der Post wurde später wieder gelöscht, bis Montag hatte er zudem ein Profilbild mit dem Schriftzug "I stand with Palestine".

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Quelle: BR24Sport 18.10.2023 - 18:30 Uhr