Bayern-Profi Noussair Mazraoui

Nach Pro-Palästina-Posting Makkabi Deutschland will Mazraoui zu Gespräch treffen

Stand: 24.10.2023 17:48 Uhr

In der Debatte um einen pro-palästinensischen Social-Media-Beitrag von Noussair Mazraoui will Makkabi Deutschland auf den Fußballprofi des FC Bayern zugehen. 

"Wir würden gern mit ihm sprechen, wir würden uns sehr gern mit ihm an den Tisch setzen", sagte Makkabi-Präsident Alon Meyer der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Demnach soll der Dialog über den Makkabi-Ortsverein in München initiiert werden.

Der 25 Jahre alte Mazraoui hatte schon zuvor Gesprächsbereitschaft angemeldet. Nach "FAZ"-Informationen organisiere der FC Bayern bereits ein solches Gespräch mit einem Vertreter der jüdischen Gemeinde Deutschlands - der Vorschlag dazu soll vom marokkanischen Nationalspieler in einem Gespräch mit Bayern-Vorstandschef Jan-Christian Dreesen am vergangenen Mittwoch gekommen sein.

Mazraoui hatte in den sozialen Netzwerken ein Video verbreitet, in dem den Palästinensern im Konflikt mit Israel ein Sieg gewünscht wurde. Die Postings sorgten für viel Wirbel beim Rekordmeister. Am Ende durfte der Marokkaner bleiben und wurde nicht suspendiert.

Schuster: "Bei einem Rapport kann es nicht bleiben"

Diese Entscheidung hatte der Zentralrat der Juden am Montag scharf kritisiert und die Bayern-Verantwortlichen im Umgang mit ihrem Abwehrspieler zu mehr Entschlossenheit ermahnt.

Er fordere "sichtbar harte Konsequenzen gegenüber dem Spieler", sagte Josef Schuster, Präsident des Zentralrats, der Süddeutschen Zeitung: "Bei einem einfachen Rapport kann es nicht bleiben".

Schuster erklärte, er habe von Mazraoui erwartet, dass "ein Fußballprofi, der auch eine Vorbildfunktion hat, vor diesem Hintergrund unmissverständlich den Hamas-Terror verurteilt, sich zum Existenzrecht Israels bekennt und Antisemitismus auf deutschen Straßen ablehnt". Schuster lobte den FC Bayern aber im gleichen Statement auch für seine "stets deutliche Haltung gegenüber Israel und jüdischem Leben in Deutschland."

Maccabi-Präsident deutlich: "Absolut indiskutabel und inakzeptabel"

Alon Meyer, der Präsident von Makkabi Deutschland, hatte die Münchner bereits am Samstagabend für den Umgang mit der Personalie scharf kritisiert. Im ZDF-Sportstudio bezeichnete er Mazraouis Social-Media-Beiträge zudem als "absoluten Antisemitismus".

"Wenn man das sieht, was der FC Bayern nach einem Gespräch als Erklärung abgegeben hat, um den Spieler ohne jegliche Konsequenzen im Verein weiter spielen zu lassen, ist für mich und für jeden, der unsere Gesellschaft auch nur annähernd respektiert, absolut indiskutabel und inakzeptabel", wurde Meyer deutlich. Die von Mazraoui geteilten Posts halte er für "absolut problematisch", so Meyer weiter.

Über "fehlendes Feingefühl" könne man sich streiten, sagte Meyer, aber, "wenn man dann auch noch einseitig Position bezieht und den Palästinensern den Sieg wünscht - den Sieg über was? - ist das absoluter Antisemitismus". Mazraoui hatte am vergangenen Sonntag einen Beitrag auf Instagram geteilt, der die Worte "Gott, hilf unseren unterdrückten Brüdern in Palästina, damit sie den Sieg erringen" beinhaltete.

Meyer kritisiert Mazraoui-Statement: Satz sagt "gar nichts" aus

Nach einem Gespräch Mazraouis mit den Vereinsverantwortlichen hatte der FC Bayern ein Statement herausgegeben, in dem sich der Spieler entschuldigte, sollten seine Posts "für Irritationen gesorgt haben". Des Weiteren verurteile er "jede Art des Terrorismus und jede Terrororganisation", wird Mazraoui zitiert. "Da ist in keinem Wort das Massaker erwähnt und das Beileid bekundet", kritisiert Makkabi-Präsident Meyer. "In keinem Wort ist der Staat Israel - wie bei vielen anderen - erwähnt. Der Name Israel, weil man den vielleicht, anscheinend gar nicht anerkennt und die Existenz des Staates Israel."

Besonders gravierend ist für Meyer, dass "in keinem Wort von Entschuldigung" die Rede sei und Mazraoui im Gegensatz zum FC Bayern nicht die Hamas verurteilt habe. Jeder Mensch sei gegen Terrororganisationen und Terror, ist sich Meyer sicher, die Frage, sei, "ob man die Hamas als Terrororganisation sieht und einstuft", so der Makkabi-Präsident. Dieser Satz sage "gar nichts" aus.

Meyer sieht aber nicht nur den Spieler, sondern auch den Verein in der Pflicht: "Auch wenn der FC Bayern, so viel Gutes gemacht hat, immer wieder die Nähe zur jüdischen Gemeinschaft, zum Staat Israel sucht und unterstützt. Was bringt uns das, wenn die Spitzensportler, die Vorzeigesportler dieses Vereins, die Millionen verdienen, so etwas posten", fragte Meyer und gab die Antwort: "Sie konterkarieren unsere Arbeit, die wir tagtäglich machen. Wir bauen Brücken, wollen Vorurteile abbauen und die werden hier mit einem Post mit Füßen getreten."

Im Video: Maccabi München - jüdischer Fußballalltag in Bayern in Zeiten des Krieges

Maccabi München

Meyer vermutet sportliche Gründe hinter Mazraoui-Entscheidung

"Wenn der Spieler Mazraoui Spieler Nummer 19 wäre, der bisher noch kein Spiel und keinen Einsatz gehabt hätte, vielleicht wäre die Entscheidung rigoroser gefallen", deutete Meyer, dass der Verbleib Mazraouis möglicherweise auch sportliche Gründe gehabt haben könnte. Den Münchnern stehen aktuell verletzungsbedingt nur zwei Innenverteidiger zur Verfügung. Ähnlich sieht es auf der von Mazraoui bekleideten rechten Defensivseite aus.

Lobend hob er den gestrigen Gegner Mainz 05 hervor. Die Rheinhessen hatten nach einem ähnlichen Posting Anwar El Ghazi unter der Woche freigestellt. "Ich kann meinen imaginären Hut nur ziehen vor Mainz 05, die mit zwei Punkten immer noch Tabellenletzter sind und wirklich jeden Mann gebrauchen können und trotzdem diese Zivilcourage hatte, hier ein klares Zeichen zu setzen."