BR24 Sport Lahms Mission: EURO 2024 als Sommermärchen 2.0 in Krisenzeiten

Stand: 12.06.2023 15:09 Uhr

Ein Jahr vor dem Anpfiff der Heim-EM richtet Turnierdirektor Philipp Lahm klare Erwartungen an Bundestrainer Hansi Flick und die Generation Kimmich. Der 39-Jährige schürt Euphorie für die EURO 2024 und wünscht sich ein "Sommermärchen 2.0".

Von BR24Sport

In zwölf Monaten beginnt die Fußball-EM in Deutschland. Turnierdirektor Philipp Lahm muss ab sofort die noch fehlende Begeisterung entfachen. Er träumt von einem zweiten Sommermärchen - 18 Jahre nach der WM 2006, als die ganze Welt über die fröhlichen und lockeren Deutschen staunte.

Lahm fordert "spürbaren Zusammenhalt"

Bei der Europameisterschaft soll nicht nur die DFB-Auswahl vom Eröffnungsspiel am 14. Juni 2024 in München bis zum Finale einen Monat später in Berlin eine Hauptrolle spielen, sondern das gesamte Land. Für Lahm ist es wieder an der Zeit für "ein Fest, das einen Aha-Effekt für die folgenden Jahre hat". Der 39-jährige Weltmeister-Kapitän sehnt sich nach einem neuen "Wir-Gefühl", das mit dem Großereignis geweckt werden soll - einem wieder "spürbaren Zusammenhalt in unserer Gesellschaft".

EM soll Gegenteil von Turnieren in Russland und Katar werden

Die EM in Deutschland soll laut Lahm "das genaue Gegenteil" zu den vergangenen WM-Turnieren in Russland und Katar darstellen. In diesen Ländern sei der Sport "von den falschen Leuten" benutzt worden für ihre jeweiligen Zwecke. Die EURO 2024 soll für Werte wie Vielfalt, Weltoffenheit, Toleranz stehen. Und in Zeiten des spürbaren Klimawandels soll darüber hinaus auch Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle spielen.

Ticketverkauf startet am 3. Oktober

Zwölf Monate vor dem EM-Anpfiff ist Lahm viel unterwegs. Am Montag gab er in Berlin eine Kooperation mit der Deutschen Bahn für ermäßigte Fan-Tickets bekannt. Am Mittwoch ist der gebürtige Münchner mit der Turnier-Organisation bei Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) eingeladen. Am selben Tag wird die Volunteers-Plattform freigeschaltet, mit der 16.000 freiwillige Helfer gesucht werden. Am 20. Juni, wenn die Nationalmannschaft zum Saisonabschluss in Gelsenkirchen gegen Kolumbien spielt, wird das EM-Maskottchen präsentiert. Und am 3. Oktober, dem Tag der Deutschen Einheit, beginnt als weiterer Meilenstein der Ticketverkauf für die 51 Spiele in den zehn Spielorten.

Lahm schürt Euphorie

"Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren und wir sind voll im Plan", berichtet der Turnierdirektor von der täglichen Arbeit der 150 Mitarbeiter in der DFB EURO GmbH. Und doch scheint die bevorstehende Heim-EM in den Köpfen der Deutschen noch nicht wirklich angekommen zu sein. Der DFB ist ein geschrumpfter und von Problemen belasteter Verbands-Riese und die Nationalelf fällt als Stimmungs-Lokomotive nach mehreren Turnierflops aus, auch wenn sie mit dem 1000. Länderspiel gegen die Ukraine (12.6., 18.00 Uhr, Livereportage) mal wieder größere Aufmerksamkeit erregen wollte.

EM-Gesamterfolg von DFB-Auswahl abhängig

Bei der WM 2006 bildeten Nationalmannschaft und Fans eine Symbiose. Lahm war damals als Spieler dabei. Er schoss das erste Turniertor beim 4:2 gegen Costa Rica in der Münchner Arena. Es war quasi der Startschuss für einen traumhaften Fußball-Sommer - auch wenn die sportliche Krönung mit dem Titelgewinn am Ende ausblieb. Lahm weiß daher, dass der Gesamterfolg des Turniers maßgeblich vom Auftreten des DFB-Teams von Bundestrainer Hansi Flick abhängt.

Nationalelf gefordert

Aktuell vermisst Lahm bei seinen Nachfolgern jedoch die totale Bereitschaft. Es müsse wieder "in die Köpfe der Spieler", dass sie ihr Land vertreten und als verschworene Einheit auftreten. "Ich habe als Fan zuletzt nicht gespürt, dass sich in unserer Mannschaft einer für den anderen auf dem Platz aufopfert", kritisiert der einstige Kapitän, der 113 Mal für Deutschland auflief. Der heutigen Spieler-Generation sagt er aus eigener Erfahrung: "Ein Turnier im eigenen Land – das ist als Erlebnis im Leben eines Fußballers kaum zu toppen."

Lahm nimmt Generation Kimmich in die Pflicht

Laut Lahm ist es wichtig, "dass man eine klare Strategie hat, eine Mannschaft erkennt, sich die Spieler mit der Aufgabe identifizieren". Das sei nun "die Aufgabe der Verantwortlichen, das bis nächsten Sommer hinzubekommen".

Im Idealfall läuft es wie 2006, wünscht sich der 39-Jährige. Auch damals gehörte das DFB-Team von Jürgen Klinsmann nicht zur absoluten Weltklasse, aber irgendwas hatte klick gemacht.

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Quelle: BR24Sport 12.06.2023 - 13:54 Uhr