Jamal Musiala mit einem Antritt gegen den FC Kopenhagen

Champions League Jamal Musiala - Ein Hauch von Kaká in München

Stand: 04.10.2023 12:23 Uhr

Mit seinem Tor gegen den FC Kopenhagen zeigte Jamal Musiala einmal mehr, dass er einer der Schlüsselspieler beim FC Bayern ist. Seine Eleganz bringt Fans und Experten auf der ganzen Welt ins Schwärmen und weckt Vergleiche mit großen Namen.

Von Raphael Weiss

Mehr als eine Stunde lang biss sich der FC Bayern München an der engmaschigen Verteidigung des FC Kopenhagen die Zähne aus. Der Ball war zwar zwischenzeitlich mehr als 70 Prozent im Besitz der Münchner. Doch Schüsse auf das Tor waren eine absolute Rarität. Und nachdem Lukas Lerager die Dänen zum 1:0 in Führung gehämmert hatte, war die erste Münchner Niederlage in der Gruppenphase der Champions League seit fast sechs Jahren zum Greifen nahe.

Musiala in Kopenhagen: Mit Willen und Eleganz

In diesem Moment forderte der 20-jährige Jamal Musiala den Ball im Mittelfeld. Mit ausgebreiteten Armen stand er rund 35 Meter vor dem gegnerischen Tor. Ein Blick über die Schulter, nach links, nach rechts und nochmal nach links, Musiala hatte sich seine nächsten Schritte ausgesucht, bevor er den Ball am Fuß hatte. Kopenhagens Rasmus Falk hatte sich eine kurze Unaufmerksamkeit geleistet und kam dadurch etwas spät in den Zweikampf. Übersteiger, Körpertäuschung, Falk versuchte Musiala noch mit Trikot Zupfern aus dem Konzept zu bringen, da kassierte er einen Tunnler an der Strafraumkante.

Musiala holte sofort zum Schuss aus, der heranfliegende Denis Vavro versuchte noch zu blocken, doch er kam zu spät. Der Ball schlug im rechten Eck ein, unhaltbar für Torwart Kamil Grabara. Der 20-jährige Nationalspieler machte an diesem Abend den Unterschied. Als sein Team keine Lösung fand, nahm er es in die Hand, forderte den Ball und damit die Verantwortung und schulterte somit den Erfolg seiner Mannschaft.

Der erste FCB-Spielmacher seit Thiago

Nicht nur in diesem Spiel bestätigt Musiala, was in der vergangenen Saison bereits abzusehen war. Jamal Musiala ist für den FC Bayern ein Unterschiedsspieler. Und auch wenn er in Interviews und abseits des Spiels oft noch ein wenig jungenhaft und schüchtern wirkt: Auf dem Platz entwickelt er sich selbst in diesem großen Verein schon in jungen Jahren zum Führungsspieler.

Sportschau, Sportschau, 03.10.2023 23:07 Uhr

In Musiala hat der FC Bayern wieder einen Spielmacher gefunden, den er seit dem Weggang von Thiago immer wieder vermisst. Doch Musiala interpretiert diese Aufgabe anders als der Spanier. Zwar zeigt der Nachfolger eine ähnlich überragende Spielintelligenz und sehr gutes Bewusstsein für Raum und Gegner. Doch während Thiago, der seit 2021 beim FC Liverpool unter Vertrag steht, vor allen Dingen durch seine kunstvollen Pässe glänzte, ist Musialas Stärke das Dribbling.

Ferdinand: Vielleicht "noch eleganter" als Kaká

Tief in der eigenen Hälfte holt sich Musiala die Bälle und trägt sie in Kontersituationen bis an den gegnerischen Strafraum; den Ball eng am Fuß, lässt er trotz seiner schmächtigen Statur seine Gegner von sich abprallen. Am anderen Ende des Spielfelds angekommen stellt er seine Gegner vor große Probleme, weil Musialas Fähigkeiten alle Wege ermöglichen: Mitspieler bedienen, weiter dribbeln, selber abschließen. Welche Verteidigungsstrategie die richtige gewesen wäre, wissen die Kontrahenten meist erst im Nachhinein.

Mit seiner Leichtigkeit, Schnelligkeit und Eleganz erinnert er auf dem Feld an Kaká, der beim AC Mailand, Real Madrid und der brasilianischen Nationalmannschaft Fans mit seiner Art, den Ball scheinbar mühelos über das ganze Feld zu tragen, über Jahre hinweg entzückte. Auch Manchester-United-Legende Rio Ferdinand zieht den Vergleich zwischen Musiala und Kaká: "Er ist derjenige, der Kaká am nächsten kommt. Nur, dass es so wirkt, als ob er noch eleganter ist, wenn er durch die Verteidigungen dribbelt."

Der Traum vom goldenen Ball

Mit diesem Spielstil, gepaart mit seiner Effizienz, führte Kaká Milan 2007 zum Champions-League-Titel und wurde im selben Jahr mit dem Ballon d'Or ausgezeichnet. Musiala konnte den größten europäischen Titel im Vereinsfußball schon gewinnen, spielte damals allerdings eher eine Nebenrolle. Ganz anders als in der abgelaufenen Saison, als er nicht nur mit seinem Siegtreffer am letzten Spieltag in Köln maßgeblich an der Meisterschaft des FC Bayern beteiligt war. Dank solcher Auftritte geht der 20-Jährige nicht nur als Favorit für den "Golden Boy Award" ins Rennen, sondern erhielt auch eine Nominierung für den Ballon d'Or.

Auch wenn in diesem Jahr die Auszeichnung wohl an einen anderen gehen wird, trauen viele Experten Musiala zu, den Titel in seiner Karriere zu gewinnen. Und auch er selbst hält das für möglich: "Ich würde meinen Namen gerne auf der Plakette des Ballon d‘Or sehen. Aber dafür muss ich noch viel an mir arbeiten und mich weiterentwickeln. Das ist mein Traum", sagte Musiala vor einem Jahr.

Interesse von Real Madrid und Liverpool

Sollte Musiala diesen Titel irgendwann im Trikot des FC Bayern gewinnen, er wäre der erste Spieler, der das seit Karl-Heinz Rummenigge (1981) schaffen würde. Aktuell läuft der Vertrag des 20-Jährigen noch bis 2026. Die Auftritte Musialas wecken neben Vergleichen mit großen Namen auch jede Menge Begehrlichkeiten. Egal ob Real Madrid, der FC Liverpool oder Jugendverein FC Chelsea – jeder europäische Topklub verfolgt derzeit interessiert die Laufwege des jungen Nationalspielers.

Kein Wunder also, dass die Münchner derzeit laut Berichten intensiv daran arbeiten, den Vertrag noch weiter auszudehnen. Schließlich hat man nicht allzu häufig die Möglichkeit, den besten Spieler Europas in den eigenen Reihen zu haben. Und selbst wenn es nicht klappen sollte, mit dieser Trophäe: Lachende Fans, schwärmende Experten und nicht zuletzt die entscheidenden Momente, für die Musiala sorgt, sollten Grund genug sein, den schmächtigen Dribbler so lange wie möglich in München zu halten.

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Quelle: BR24Sport
04.10.2023 - 18:30 Uhr