Konkurrenten? Kollegen? Vorgänger und Nachfolger? Manuel Neuer (rechts) im Gespräch mit Alexander Nübel

Bundesliga Alexander Nübel und der FC Bayern - Die unendliche Geschichte

Stand: 27.03.2024 15:28 Uhr

Die Zusammenarbeit zwischen dem FC Bayern und Alexander Nübel wirkt wie ein ewiges Missverständnis. Trotzdem hoffen die Münchner auf eine Vertragsverlängerung mit dem Torwart – um die Chance zu wahren, dass er tatsächlich Neuers Nachfolger wird.

Von Raphael Weiss

Ein neugieriger Junge schwingt sich auf in die Parallelwelt Phantásien, die er eigentlich nur aus einer Geschichte kennt. Auf seiner Reise entdeckt er, dass plötzlich immer größere Teile dieser fantastischen Welt einfach verschwinden. Bastian Balthasar Bux verstrickt sich immer mehr, erlebt Abenteuer und findet nicht mehr den Weg nach Hause. "Die unendliche Geschichte" von Michael Ende ist einer der beliebtesten deutschsprachigen Kinderromane.

Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Alexander Nübel in seinem Kinderzimmer in Salzkotten irgendwann auch einmal das Buch in seiner Hand gehalten oder zumindest den Film gesehen hat. Mittlerweile ist Nübel 27 Jahre alt und findet sich selbst seit Jahren in einer verworrenen, schier unendlich scheinenden Geschichte wieder.

FC Bayern und Nübel: Falsche Versprechungen und der ewige Neuer

Es war Hasan Salihamidzic, damals Funktionär des FC Bayern München, der Nübel eine gar fantastisch klingende Geschichte erzählte. Der damals 23-jährige Torhüter des FC Schalke 04 sollte in nicht allzu ferner Zukunft die Nachfolge des großen Torwart-Magiers Manuel Neuer antreten und eine der größten Aufgaben im europäischen Fußball übernehmen: Das Tor der Münchner Bayern vor den Angriffen der Gegner beschützen. Um ihn an diese Aufgabe heranzuführen, sollte er, so versprach ihm Salihamidzic, eine Einsatzgarantie bekommen und zumindest in einigen Wettbewerben auf dem Platz stehen, ehe dieser sich in seinen baldigen Ruhestand verabschiedet.

Ein Versprechen, das ohne der Zustimmung von Neuer gegeben wurde und ohne einzukalkulieren, dass der damals 34-jährige Neuer schon immer mit einem Karriereende jenseits der 40er-Grenze geliebäugelt hatte. Und so begab sich Nübel in diese Fantasiewelt und musste schon bald feststellen, wie diese peu à peu verschwand.

Neue Heimat: Nübel glänzt in Stuttgart

Denn Neuer dachte gar nicht daran, seine Einsatzzeit mit Nübel zu teilen. So kam der junge Torhüter in seiner ersten Saison in München auf gerade einmal vier Pflichtspieleinsätze und erkannte, dass an Neuer erstmal kein Vorbeikommen sein würde und dessen Karriereende auch nicht in allzu naher Zukunft erfolgen sollte. Es folgte eine Reise zur AS Monaco, wo er leihweise Stammtorhüter war, allerdings nicht fest verpflichtet wurde.

Nach einigen Streits mit dem FC Bayern folgte in dieser Saison die nächste Station in Stuttgart, wo sich Nübel außerordentlich gut schlägt. Mit dem VfB steht er aktuell überraschend auf Rang drei der Tabelle. Auch wegen Nübels Leistungen wird Stuttgart sich wohl für die Champions League qualifizieren.

Diese Leistungen sind so gut, dass die Münchner nur sehr ungern diese unendliche Geschichte enden lassen wollen. Doch die Zeit drängt. 2025 läuft das Arbeitspapier aus – und will man Nübel nicht nach vier Pflichtspielen in fünf Jahren ablösefrei verlieren, dann muss man reagieren. Nübel fühlt sich in Stuttgart wohl, der VfB ist begeistert von Nübel, kann sich die Ablöse aber nicht leisten und die Münchner würden ungern einen möglichen Neuer-Nachfolger (sollte dieser irgendwann tatsächlich in den Ruhestand gehen) durch die Finger gleiten lassen.

FCB-Coach Rechner hofft auf Vertragsverlängerung

Und so hofft FC Bayerns Torwarttrainer Michael Rechner auf eine Lösung: "Ich glaube, dass es für alle Beteiligten absolut Sinn machen könnte, wenn er beim VfB bleibt, wenn man diese Form der Zusammenarbeit fortsetzen könnte." Auch der VfB zeigte sich in der Vergangenheit einer solchen Lösung zugetan. Doch was der Hauptakteur selbst möchte, ist unklar. Er äußert sich derzeit nicht öffentlich. Laut Berichten möchte er die Gewissheit, dass er ab 2025 tatsächlich die Nummer eins wird, wenn Neuers Arbeitspapier ausläuft. Ob und wie diese Versicherung nach der Vorgeschichte aussehen kann, ist nicht klar. Zumal auch immer wieder der Name von BVB-Keeper Gregor Kobel als Neuer-Nachfolger durch die Medien geistert.

Aber es gäbe auch einen weiteren Ausweg. Fernab der Säbener Straße, schwammigen Versprechungen und dem all überstrahlenden Manuel Neuer. Denn Nübels Leistungen haben auch ausländische Vereine aufmerksam gemacht. Aktuell sollen das namentlich Sporting Club aus Lissabon und die AS Rom sein. Beide Vereine haben internationales Renommee, sind aber gerade auf der Torhüterposition nicht erstklassig besetzt. Sie sind allerdings weit von dem großen Traum entfernt, mit dem Nübel einst in Richtung München loszog. Schon bald dürfte sich entscheiden, wie das nächste Kapitel in dieser unendlichen Geschichte aussieht.

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Quelle: BR24Sport im Radio 27.03.2024 - 12:55 Uhr