Thomas Tuchel

FC Bayern gegen Frankfurt Tuchels Kampf gegen die Nebengeräusche

Stand: 27.04.2024 09:33 Uhr

Dauernde Spekulationen um die eigene Nachfolge, der Champions-League-Kracher gegen Real vor der Brust - dazwischen das Spiel gegen Frankfurt. FC-Bayern-Trainer Thomas Tuchel verspricht: "Wir werden am Samstag trotzdem 100 Prozent da sein,."

Von Raphael Weiss

Die Säbener Straße ist eigentlich eine sehr ruhige Straße im Münchener Süden. Bäume säumen die eher wenig befahrene Fahrbahn und spenden Schatten. Etwas überraschend kommt da plötzlich das gigantische Trainingszentrum des Weltvereins FC Bayern daher. Genau dort trainiert Thomas Tuchel (noch) den deutschen Rekordmeister - und gibt vor dem Bundesligaspiel gegen Eintracht Frankfurt (Samstag, 27. April, ab 15.30 Uhr live in der Radioreportage und im Ticker) Einblicke in seine Arbeit als FC-Bayern-Trainer.

Tuchel und der Kampf gegen die Nebengeräusche

"Es ist wie mit einer neuen Wohnung. Wenn die Wohnung schön ist, aber draußen fährt einfach diese laute Straße vorbei, dann kann man sich damit arrangieren, oder man fokussiert sich auf den Lärm", malte Tuchel ein Bild für die versammelte Presse und fügte grinsend an: "Und es gibt auch ein paar Nachbarn, die andauernd rumschreien. Mein Job ist es gerade, diese dauerhaften Nebengeräusche auszublenden."

Aktuell sind die Nebengeräusche an der Säbener Straße mal wieder fast ohrenbetäubend. Das Duell gegen Eintracht Frankfurt am Samstag geht dabei fast komplett unter. Denn zum einen sucht der Arbeitgeber von Thomas Tuchel derzeit nach einem Nachfolger für ihn - der wohl Ralf Rangnick sein soll. Zum anderen gibt es da die positiven Schlagzeilen: Das Halbfinale in der Champions League gegen Real Madrid steht am Dienstag (FC Bayern - Real Madrid, Dienstag, 30. April, ab 21 Uhr in der Radioreportage) an. Selbst wenn das Meisterschaftsrennen noch offen wäre, würde dieses Spiel fast alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Die aktuelle Situation lässt den 31. Spieltag in der Bundesliga wie ein Testspiel wirken.

Tuchel vor Real Madrid: "Ich weiß, was am Dienstag ist"

Ein Testspiel mit zweifelhafter Aussagekraft. Nicht nur, weil Real Madrid und Eintracht Frankfurt sich generell eher in unterschiedlichen Gewichtsklassen aufhalten. Auch die Spielweise der beiden Teams ähnelt sich nicht. Und zudem gibt es die Angst, zu viel Preis zu geben: "Der Spielaufbau findet gegen eine komplett andere Mannschaft statt. Wir werden komplett andere Räume vorfinden. Und ich kann keine Standardvarianten ausprobieren, weil ich sie sonst verrate", sagte Tuchel und ließ durchblicken, dass er in dieser Woche selbst auch schon viel über das Spiel am Dienstag nachgedacht hat.

"Wir brauchen uns nicht das Märchen erzählen, dass wir zu einhundert Prozent bei Frankfurt sind. Madrid ist einfach da. Ich weiß, was am Dienstag ist", erklärte Tuchel und wollte diese Tatsache gleichzeitig nicht als Ausrede gelten lassen. "Wir werden am Samstag trotzdem 100 Prozent da sein. Ich verlange ich ein Top-Spiel am Samstag. Wir brauchen Punkte."

Erinnerungen an die 1:5-Klatsche gegen Frankfurt

Neben dem sportlichen Ehrgeiz treibt Tuchel und sein Team die offene Rechnung aus dem Hinspiel an. Frankfurt watschte den FC Bayern da nämlich mit 5:1 ab. Eine Niederlage, die Tuchel zu seinem Bedauern in der Vorbereitung auf die Partie noch einmal genaustens analysieren musste. "Das war eine Niederlage, die extrem wehtut. Da sind Bilder dabei, die man sich nicht so gerne anschaut", so Tuchel.

Und solche Bilder will der Trainer auf keinen Fall am Samstag noch einmal live erleben müssen. Zumal eine Niederlage die gute Stimmung, die sich an der recht lauten Säbener Straße in den vergangenen Wochen breitgemacht hat, etwas stören könnte. Eine Stimmung, die sich Mannschaft und Trainer mühsam aufgebaut haben. "Die beiden Spiele gegen Arsenal haben enorm Selbstvertrauen gebracht. Auch der Sieg gegen Union, bei dem wir viel gewechselt haben, hat uns gutgetan und viel Bestätigung gegeben", so Tuchel.

Frage nach Rangnick: Tuchel setzt die "Kopfhörer auf"

Das neu gefundene Münchener Selbstvertrauen soll auf keinen Fall einen Knacks bekommen, bevor man selbst auf die laute Straße vor der eigenen Haustür einbiegt und Richtung Arena fährt, wo am Dienstag Real Madrid wartet. Ganz am Ende der Pressekonferenz kam dann doch noch einmal die Frage nach dem anderen großen Nebengeräusch auf.

Tuchel wurde um eine Einschätzung gebeten, ob Rangnick tatsächlich der passende FC-Bayern-Trainer sei, was dem aktuellen Coach dann doch zu viel Nebengeräusch war: "Das ist jetzt nicht nur der Krach machende Nachbar, sondern der Krach machende Nachbar um 3 Uhr Nachts. Da nehme ich mir die Freiheit, die Noise-Cancelling-Kopfhörer aufzusetzen", sagte Tuchel und verschwand aus dem Presseraum an der Säbener Straße - diese ruhige Straße, die zumindest auf Höhe der Hausnummer 51 nie so ganz zur Ruhe kommt. Thomas Tuchel scheint sich nun, wo er seit über einem Jahr hier wohnt, damit abgefunden zu haben. Vielleicht beflügelt aber auch die Erkenntnis, dass der Auszug kurz bevorsteht.

Quelle: BR24Sport
26.04.2024 - 18:30 Uhr