Aleksandar Pavlovic bei seinem Bundesliga-Debüt gegen den SV Darmstadt

Hoffnungsvolles Eigengewächs Aleksandar Pavlović: Ein echter Münchner beim FC Bayern

Stand: 08.11.2023 11:39 Uhr

Aleksandar Pavlović feierte kürzlich sein Bundesliga-Debüt beim FC Bayern und machte auch gegen den BVB Werbung für sich. Thomas Tuchel gibt sich begeistert. Gelingt nun endlich einem Eigengewächs der Durchbruch beim Rekordmeister?

Von Raphael Weiss

Das Spiel gegen Darmstadt war eigentlich schon gelaufen, als die Profikarriere von Aleksandar Pavlović so richtig begann. Die Anzeigetafel zeigte 7:0 für den FC Bayern, als der 19-Jährige zum ersten Mal in der Fußball-Bundesliga eingewechselt wurde. Schiefgehen konnte also nichts mehr - Optimalbedingungen für ein Debüt. Doch Pavlović wirkte so, als hätte er diese langsame Heranführung nicht gebraucht. Er war sofort da.

Mit einem breiten Grinsen im Gesicht stürmte der Youngster auf den Platz, gestikulierte, feuerte an - und spielte ohne Fehler. 14 Pässe, 14-mal fand er seinen Mitspieler - und am Ende feierte er mit den anderen hoch veranlagten Münchnern Frans Krätzig und Mathys Tel. Die drei schultern gerade die Hoffnung, dass bei den Münchnern nach Jamal Musiala die nächsten "jungen Wilden" den Durchbruch schaffen.

Pavlović: Seit der U8-Jugend beim FC Bayern

Während Tel vergangene Saison für rund 20 Millionen Euro aus Rennes an die Isar wechselte, Krätzig 2017 aus der Jugendakademie des 1. FC Nürnberg an den FC-Bayern-Campus kam, würde Pavlović definitiv als Eigengewächs zählen. 2011 kam er in die Jugendmannschaft des FC Bayern. Damals war der gebürtige Münchner sieben Jahre alt. Seit zwölf Jahren trägt er also schon das Trikot des Rekordmeisters. Gegen Darmstadt dann das erste Mal in einem Pflichtspiel der ersten Mannschaft. Einen Tag später setzte er seine Unterschrift unter seinen ersten Profivertrag. Bis 2027 ist der Münchner an seinen Heimatverein gebunden.

"Ich bin beim FC Bayern aufgewachsen und sehr glücklich, hier jetzt meinen ersten Profivertrag unterschrieben zu haben", sagte Pavlović in einem Interview mit dem vereinseigenen Sender. "Davon habe ich geträumt, seit ich klein war. Ich möchte in jedem Training dazulernen und werde weiter hart an mir arbeiten."

Viel Übersicht, gute Technik - Freund lobt Eigengewächs

Der Vorstandsvorsitzende Jan-Christian Dreesen erhöhte direkt den Druck auf den jungen Mittelfeldspieler. Denn in den Augen von Dreesen ist Pavlović nicht nur für seine eigene Karriere verantwortlich, er soll direkt Vorbild für die nachkommenden Generationen sein: "Das ist der Beweis und der Ansporn für junge Talente, zu sehen: Ja, auch beim FC Bayern kann man vom Campus direkt in die erste Mannschaft kommen."

Und Sportdirektor Christoph Freund attestierte ihm nicht nur das offensichtliche: "ein sehr guter Fußballer zu sein", sondern auch "viel Übersicht", "gute Technik", jede Menge Selbstvertrauen und ein Verlangen nach dem Ball.

Durch diese Fähigkeiten bekam er die Chance, den FC Bayern auf die Asienreise im Sommer zu begleiten. Mit den Profis zu trainieren und in Testspielen mit ihnen auf dem Platz zu stehen. Danach verschwand er wieder aus den Formationen und den Spieltags-Kadern des FC Bayern. Auch, weil ihm eine Grippe schwächte und er wochenlang flach lag, wie Tuchel kürzlich erklärte. Und auch ohne Grippe tun sich Youngsters traditionell schwer beim FC Bayern: Mit Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Konrad Laimer und Raphaël Guerreiro ist nun mal einiges an namhafter Konkurrenz beim Rekordmeister auf seiner Lieblingsposition im zentralen Mittelfeld beheimatet.

Pavlović profitiert von der Verletzungsmisere

Doch Tuchel erklärt, warum es bei Pavlović anders laufen könnte, als bei den vielen anderen hoch veranlagten Youngsters, die vom Durchbruch beim Rekordmeister träumten und mittlerweile zwischen Verl, Kiel, Magdeburg und Wien ihr Geld verdienen. "Er ist ein schlauer, ein sehr strategischer Spieler. Das, was er macht, macht er mit vollem Bewusstsein. Er ist extrem fleißig und ein netter Kerl", lobt Tuchel und kommt zu dem Schluss: "Es sind alle Voraussetzungen gegeben, dass er seinen Weg gehen wird."

Zu den guten persönlichen Voraussetzungen kommt nämlich auch, dass die äußeren Bedingungen gerade günstig sind. Im Sommer wurde der Wunsch Tuchels nach einem defensiven Mittelfeldspieler nicht erfüllt. Hinzu kamen die verletzungsbedingten Ausfälle von Leon Goretzka und Raphael Guerrerio. Und Kimmich handelte sich zudem eine Rotsperre ein und läuft seiner Weltklasseform aus vergangenen Jahren zumindest ein Stück weit hinterher. Zudem mussten Laimer und Goretzka wegen der Personallage immer wieder in der Innenverteidigung aushelfen.

Verbaut ein Neuzugang im Winter den Weg des Youngsters?

So kam es auch, dass Tuchel im Topspiel gegen den BVB als er in der 60. Minute wegen der Belastungssteuerung Dayot Upamecano auswechseln musste, auf Pavlović zurückgriff. Trotz der Wichtigkeit dieses Spiels und obwohl die Partie beim Stand von 2:0 noch lange nicht entschieden war. Doch der 19-Jährige spielte wie schon gegen Darmstadt routiniert, voller Ehrgeiz und Selbstvertrauen - und setzte mit einer Balleroberung und einer Torvorlage auf Harry Kane den Schlusspunkt bei diesem denkwürdigen 4:0-Sieg.

"Mit seiner Leistung in Dortmund war ich sehr zufrieden. Und es ist klar, dass es nicht sein letztes Spiel war", sagte Tuchel vor dem Champions-League-Duell gegen Galatasaray Istanbul. Auch hier kann er sich Chancen auf eine Einwechslung machen. Sollte er weiter überzeugen, dann könnte er tatsächlich die großen Hoffnungen schultern, die der Verein in ihn steckt. Und vielleicht entdeckt Tuchel ja sogar die verzweifelt gesuchte "holding six" in seinem eigenen Kader. Bis zur Winterpause muss er dafür seinen Coach überzeugen, sonst kommt wohl die nächste prominente Konkurrenz auf seiner Position, die ihm den Weg zum Durchbruch versperren könnte. So ist das nun mal, wenn man es beim FC Bayern schaffen möchte.

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Quelle: Heute im Stadion 04.11.2023 - 18:30 Uhr