Philipp Weber (SC Magdeburg), bedrängt vom Kieler Steffen Weinhold.

Vorschau auf die Saison Start der Handball-Bundesliga - neue Stars, alte Favoriten

Stand: 01.09.2022 11:41 Uhr

Die Vorfreude ist groß, wenn an diesem Donnerstag (01.09.2022) die Handball-Bundesliga mit den ersten Partien in ihre 57. Spielzeit startet. Vor allem auch deshalb, weil sich gleich mehrere Teams Hoffnungen auf den Titel machen dürfen - das ist jedenfalls die Meinung vieler Experten.

Neben den vielen sportlichen Fragen blicken die Klubs aber auch nicht ganz sorgenfrei auf die neue Saison. Wie stark wird die Corona-Pandemie noch einmal Einfluss auf den Ablauf nehmen? Wie kommen die Klubs mit der Energiekrise zurecht? Ein Blick auf die wichtigsten Fakten vor dem Start.

Die Favoriten

Der THW Kiel geht als heißester Titelanwärter in die neue Saison. Acht Trainer oder Funktionäre, darunter auch Magdeburgs Meistercoach Bennet Wiegert, legten sich in einer dpa-Umfrage unter den 18 Erstligisten auf den Rekordmeister fest. An eine erfolgreiche Titelverteidigung des SC Magdeburg glauben drei Vereinsverantwortliche. Die Kieler untermauerten die Prognose mit dem Sieg im Supercup über die Magdeburger bei der Saison-Ouvertüre am Mittwoch.

Dominik Klein: "Durch Magdeburgs Titel ist es spannender geworden"

Sportschau, 01.09.2022 11:00 Uhr

Dennoch sieht beispielsweise Ex-Bundestrainer Heiner Brand die größten Chancen beim Titelverteidiger aus Sachsen-Anhalt. "Ich sehe Magdeburg nicht als Eintagsfliege, so schlau wie die Mannschaft zusammengestellt ist. Es wird zwar mehr Druck da sein, aber die Typen im Team passen gut zusammen. Ich würde mein Geld auf Magdeburg setzen", sagte Brand.

Neben Kiel und Magdeburg reihen sich aber auch die Füchse Berlin in die Reihe der Mitfavoriten ein. So sieht es auch Sportschau-Experte Dominik Klein. "Die Flensburger werden auf jeden Fall wieder ein Wörtchen mitreden. Und auch die Füchse Berlin sind ein spannendes Projekt, gerade weil sie sich punktuell verstärkt haben", sagt der Ex-Nationalspieler im Sportschau-Interview. Dass der Meister aus diesem Quartett kommt, ist also sehr wahrscheinlich.

Die neuen Stars

Prominentester Neuzugang in der Bundesliga ist der Däne Mathias Gidsel, der sich den Füchsen Berlin angeschlossen hat. Der Rückraumspieler war Kopf des dänischen Teams, das vor einem Jahr die Weltmeisterschaft gewonnen hat. Bei den Olympischen Spielen in Tokio wurde Gidsel zum wertvollsten Spieler gewählt. Dabei ist er erst 23 Jahre alt und soll nun den Berlinern zu Titeln verhelfen.

 Mathias Gidsel, Neuzugang der Füchse

Mathias Gidsel, Neuzugang der Füchse.

Der THW Kiel hat mit dem schwedischen Europameister Eric Johansson eines der größten Talente des europäischen Handballs verpflichtetet. Johansson kommt vom norwegischen Topklub Elverum an die Förde und setzt die Tradition der Schweden bei den Kielern fort.

Mit einem neuen Torwart geht Meister Magdeburg in die Saison. Für den nach Paris abgewanderten Jannick Green verpflichteten die Bördeländer den Schweizer Ausnahmekeeper Nikola Portner von Chambery Savoie HB. Der 28-Jährige wurde in der abgelaufenen Saison als bester Torhüter der französischen Liga ausgezeichnet und kommt auf mehr als 100 Länderspiele für die Schweiz.

Die Aufsteiger

Der VfL Gummersbach ist zurück. Nach drei dürren Jahren in der 2. Liga ist der große Traditionsklub wieder erstklassig und darf sich auf viel Unterstützung freuen. Der Altmeister verzeichnete einen Dauerkartenrekord. Mit 1.622 verkauften Tickets wurde die alte Bestmarke aus der Saison 2019/20 eingestellt.

Die ersehnte Bundesliga-Rückkehr geht der VfL mit viel Respekt, aber auch Optimismus an. "Wir haben eine Mannschaft mit sehr viel Potenzial und Talent", sagt VfL-Geschäftsführer Christoph Schindler. Star der Mannschaft von Trainer Gudjon Valur Sirgudsson ist ohne Frage Shootingstar Julian Köster, seit Anfang des Jahres auch Nationalspieler.

VfL Gummersbach feiert im Juni den Zweitliga-Titel

VfL Gummersbach feiert im Juni den Zweitliga-Titel.

Ganz soviel Optimismus verbreitet der zweite Aufsteiger aus dem Westen nicht, der ASV Hamm-Westfalen, der die Zahl der NRW-Starter in der Bundesliga auf fünf erhöht. Die Hammer haben einen großen Umbruch vorgenommen, Leistungsträger haben den Klub verlassen, sieben neue Spieler kamen hinzu. Wirtschaftlich sieht sich der Aufsteiger als Schlusslicht, auch die Halle mit einer Kapazität von 2.700 Zuschauern ist die kleinste.

TV-Zeiten

Die ARD wird in der neuen Spielzeit der Handball-Bundesliga wieder mehrere Partien im Ersten und in den 3. Programmen übertragen. "In dieser Saison planen wir wie in der jüngeren Vergangenheit die Übertragung von vier Live-Spielen im Ersten", sagte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky. Zu den zwei Partien der Liga gehört am 19. November das Spitzenspiel von Meister SC Magdeburg gegen den THW Kiel. Dazu kommen im Ersten zwei Partien der Pokal-Endrunde.

Weitere Übertragungen gibt es wie in der vergangenen Saison in den 3. Programmen. Alle Partien live sowie Konferenzen zeigt der Pay-TV-Sender "Sky".

Neue Regeln

Seit dem 1. Juli gelten auch für die Handball-Bundesliga drei neue Regeln, die der Handball-Weltverband IHF umgesetzt hat. So wird ein als Anwurfzone bezeichneter Mittelkreis eingeführt. Künftig muss der Spieler den Anwurf nicht mehr mit einem Fuß stehend auf der Mittellinie ausführen, es reicht die Ausführung innerhalb der Anwurfzone, die einen Durchmesser von vier Metern hat.

Beim passiven Spiel wird die Passanzahl von sechs auf vier reduziert, damit die teilweise langen Spielphasen nach dem Anzeigen des Vorwarnzeichens verkürzt werden. Schließlich wird es eine Zeitstrafe beim Kopftreffer geben und zwar dann, wenn ein Spieler den Torwart aus einer freien Wurfsituation heraus am Kopf trifft.

Energie-Sorgen

Begleitet wird die Meisterschaft von neuen Sorgen. Wurden die Vereine zuletzt zwei Jahre lang durch die Corona-Pandemie stark belastet, kommt nun auch noch die Energiekrise dazu. "Man spürt schon die erhöhten Kosten. Wir haben in einigen Bereichen unser Budget korrigieren müssen, besonders das Reisebudget", berichtete Kiels Geschäftsführer Viktor Szilagyi.

Der HSV Hamburg hat laut Geschäftsführer Sebastian Frecke "einen niedrigen sechsstelligen Betrag für höhere Energiekosten zurückgestellt". Frecke fürchtet sogar die Schließung von Hallen, was den Spielbetrieb gefährden könnte. "Uns wurde von der Stadt bereits mitgeteilt, dass die großen Arenen im Falle einer Energiekrise zuerst vom Strom genommen werden. Das wäre das Worst-Case-Szenario", sagte er der Fachzeitschrift "Handballwoche".

Damit rechnet HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann zum jetzigen Zeitpunkt zwar nicht, doch auch er schwört die Vereine auf einen harten Winter ein: "Die Klubs aller Profisportarten müssen mit erheblich höheren Energiekosten kalkulieren."