FIFA-Präsident Giovanni Infantino und DFB-Präsident Bernd Neuendorf

Bewerbung Saudi-Arabiens WM 2034 - DFB will bis Juli nichts sagen

Stand: 01.11.2023 18:35 Uhr

Die Diskussionen um die wahrscheinliche Vergabe der WM 2034 an Saudi Arabien gehen weiter. Und der Deutsche Fußball-Bund? Will zunächst einmal schweigen.

Der endgültige Zuschlag an Saudi Arabien für die WM 2034 steht noch aus, der Ruf nach einer klaren Haltung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ist schon jetzt laut.

Doch statt eines Statements betonte der DFB am Mittwoch (1.11.2023), dass er "die Abgabe der offiziellen Bewerbung des saudischen Fußball-Verbandes abwarten" werde, "um diese seriös und angemessen bewerten zu können".

Tatsächlich muss die offizielle Bewerbung bis Juli 2024 bei der FIFA eingehen, nach einer Evaluation wird der Kongress mit den 211 Mitgliedsverbänden voraussichtlich Ende des nächsten Jahres abstimmen. Dass die WM 2034 in Saudi-Arabien stattfinden wird, daran besteht kaum ein Zweifel: Die FIFA bestätigte am Dienstagabend (31.10.2023), dass Saudi-Arabien einziger Bewerber ist. Zudem ließ FIFA-Boss Gianni Infantino in einem Statement am Dienstag kaum einen Zweifel an der Vergabe an das Königreich.

DFB sollte aktiv werden

Wenzel Michalski nimmt den DFB schon jetzt in die Pflicht. Der Verband müsse "anfangen zu arbeiten, die Ärmel hochkrempeln und Druck auf die FIFA ausüben", forderte der Deutschland-Direktor von Human Rights Watch (HRW): "Das ist das, was sie machen müssten, aber ich sehe nicht, dass sie das machen.

DFB-Präsident soll sich positionieren

Man habe elf Jahre Zeit, "in denen basierend auf den Erfahrungen aus Katar nachhaltige Konzepte erarbeitet werden können", sagte Philip Krämer (Bündnis 90/Die Grünen), stellvertretender Vorsitzender des Sportausschusses im Bundestag, es brauche "ökologische und soziale Ziele, auf die Saudi-Arabien verpflichtet werden muss". Auch der DFB, durch Präsident Bernd Neuendorf im Council vertreten, müsse sich "hier bei den Sitzungen der FIFA positionieren".

Planungen laufen bereits

Inmitten dieser Diskussionen treibt Saudi-Arabien, das mit horrenden Summen Stars in die eigene Liga lockte und seit Jahren in den internationalen Sport investiert, die Planungen voran - für eine Winter-WM? "Natürlich sind wir für alle Möglichkeiten bereit", sagte der saudische Verbandschef Yasser al-Misehal der Nachrichtenagentur AFP mit Blick auf eine mögliche Verlegung.

Nach der erstmaligen Verschiebung einer WM in den Winter 2022 in Katar wird auch die Hitze in Saudi-Arabien bei den Vorbereitungen eine Rolle spielen. In Teilen des Landes können die Temperaturen im Sommer bis zu 50 Grad erreichen. Es gebe aber auch "viele neue Technologien, die bei der Kühlung oder dem Einbau von Klimaanlagen in den Stadien helfen", sagte al-Misehal.

Nächstes Menschenrechtsdesaster?

Die Diskussionen über den Zeitraum, aber auch über die Lage von Arbeitsmigranten, Frauen, Minderheiten oder Regimekritikern dürften sich fortsetzen. Aus Sicht von Michalski laufe die FIFA "in das nächste Menschenrechtsdesaster", Saudi-Arabien sei "in vielen Punkten schlimmer als Katar". Aber: "Solange die WM so gefeiert wird und so viel Zuspruch bekommt", sagte er, "wird die FIFA einfach keinen Grund sehen, etwas zu verändern."