Trainer Ralf Rangnick (l.) gegenüber von Domenico Tedesco (r.).

Qualifikation zur EM 2024 Matchball-Spiel zwischen Rangnick und Tedesco

Stand: 11.10.2023 23:20 Uhr

Ziemlich sicher ist, dass außer Julian Nagelsmann mit Ralf Rangnick und Domenico Tedesco zwei weitere deutsche Trainer bei der EURO 2024 dabei sind. Im direkten Duell zwischen Österreich und Belgien am Freitag (13.10.2023, 20.45 Uhr, Live-Ticker bei sportschau.de) haben beide jetzt ihren ersten Matchball.

Nach fünf Partien in der Qualifikationsgruppe F könnte die Lage nicht ausgeglichener sein. Sowohl die Österreicher mit Rangnick als auch die Belgier mit Tedesco haben viermal gewonnen und ihr erstes Aufeinandertreffen mit einem 1:1 beendet. 13 Punkte stehen also jeweils auf dem Konto, die zuvor als großer Konkurrent eingestuften Schweden sind als Dritter mit nur sechs Zählern fast schon aus dem Rennen. Vorzeitig für Deutschland 2024 qualifiziert ist aber nur der Sieger am Freitag.

Wer in die Partie im Ernst-Happel-Stadion als Favorit geht, ist schwierig zu beantworten. Überraschend ist dabei ein Blick in die Statistik: Von 15 Duellen seit 1925 hat Belgien erst zwei gewonnen, Österreich schon neun, doch das muss für Freitag nichts bedeuten. Akute Probleme haben trotz ihrer bisher exzellenten Qualifikation sowohl Rangnick als auch Tedesco - und beide haben auch schon einige Hürden gemeistert.

Begeisterung hielt sich in Grenzen

Das ging schon bei ihrer Vorstellung los. Weder sollen Rangnick und Tedesco erste Wahl der nationalen Verbände gewesen sein, noch lösten ihre Namen haltlose Begeisterungsstürme aus. Bei Rangnick fragten viele Experten in Österreich, ob es nicht auch eine jüngere, innovativere Lösung hätte sein dürfen. Zuletzt bei Manchester United war der Taktik-Guru als Interims-Coach krachend gescheitert, davor hatte er der Trainerbank eigentlich schon den Rücken gekehrt: Nach seinem Abschied bei RB Leipzig im Sommer 2019 war er auf administrativer Ebene für den Brausekonzern und dann für Lok Moskau tätig gewesen.

Mit fast 64 Jahren berief ihn dann überraschend Österreich - und es ist bislang eine Erfolgsgeschichte: In seinen 14 Länderspielen für den ÖFB hat Rangnick einen Punkteschnitt von 1,71 erreicht, er hat durchaus schwierige Charaktere wie Marko Arnautovic gestärkt und glänzend integriert, und es macht den Österreichern Spaß, ihre "Burschen" spielen zu sehen.

Österreichs Bundestrainer Ralf Rangnick im Gespräch mit Florian Kainz.

Österreichs Bundestrainer Ralf Rangnick im Gespräch mit Florian Kainz.

2,67 Punkte im Durchschnitt geholt

Das geht den Belgiern bei Tedesco, der neben der deutschen auch die italienische Staatsangehörigkeit besitzt, genauso. Die Zweifel an seiner Eignung für den Job nach seinen Stationen bei Erzgebirge Aue, Schalke 04, Spartak Moskau und RB Leipzig mit einer durchschnittlichen Verweildauer von nur 1,08 Jahren waren ähnlich groß wie bei Rangnick gewesen. Zu jung und unerfahren, zu wenig erreicht, noch nie ein Nationalteam trainiert, es gab reichlich zu meckern an Tedesco, als er am 8. Februar dieses Jahres antrat. Aber sechs Spiele später ist es ruhig geworden, er hat einen Wahnsinns-Punkteschnitt von 2,67, fünf Siege geholt und das Remis gegen Österreich, er hat Deutschland geschlagen, viermal zu Null gewonnen, die Torbilanz lautet 16:3.

Aber es wurde auch schon stürmisch, unappetitlich. Tedesco überwarf sich mit einer belgischen Legende, einem der drei Weltklasse-Spieler neben Kevin De Bruyne und Romelu Lukaku. Um diese beiden ging es auch indirekt in Tedescos öffentlich ausgetragenen Zoff mit Torwart Thibaut Courtois. Als Kapitän De Bruyne verletzt fehlte, wollte Tedesco Diplomat sein und bei einem Doppel-Länderspieltermin einmal Lukaku und einmal Courtois die Binde geben. Zuerst war Lukaku dran, was Courtois aber als derartigen Affront wertete, dass er für das zweite Spiel die Tasche packte und wütend abreiste.

Belgiens Trainer Domenico Tedesco im Gespräch mit Romelu Lukaku.

Belgiens Trainer Domenico Tedesco und Stürmer Romelu Lukaku

Lügenvorwurf von Courtois

Als der Verband noch eilig die Mär von einer Verletzung verbreiten wollte, platzte Tedesco auf einer Pressekonferenz mit seiner persönlichen Enttäuschung, ja Fassungslosigkeit über das Verhalten von Courtois heraus. Der konterte via Socialmedia mit harter persönlicher Kritik an Tedesco, warf ihm vor, die Unwahrheit zu sagen. Wie die Sache weitergegangen wäre, lässt sich abschließend noch nicht beurteilen, denn ein Kreuzbandriss beim Keeper von Real Madrid kam dazwischen.

Courtois fällt also für das Duell mit Österreich aus, genauso wie De Bruyne, der nach wie vor mit einer schweren Oberschenkelverletzung fehlt. Auch auf Thomas Meunier und Leandro Trossard muss Tedesco verzichten. Doch auch hier sind die Parallelen zu Rangnick durchaus vorhanden.

Viele Ausfälle auch bei Österreich

Bei den Österreichern fehlt mit David Alaba ebenfalls der Leitwolf und Kapitän, dazu sind Arnautovic, Stefan Posch, Phillip Mwene und Karim Onisiwo absent, Marcel Sabitzer und Michael Gregoritsch angeschlagen. Bei so vielen Parallelen spricht am Freitag eigentlich sehr viel für ein erneutes Unentschieden. Damit wären dann auch beide Teams so gut wie sicher für 2024 qualifiziert, wenn auch noch nicht direkt mit Schlusspfiff.