Ist dem Ruf von Nationaltrainer Julian Nagelsmann gefolgt: Toni Kroos
kommentar

Rücktritt vom Rücktritt Kommentar - Kroos muss nächsten Totalcrash abwenden

Stand: 22.02.2024 22:59 Uhr

Wer würde Carlo Ancelotti in Sachen Fußball schon widersprechen? Der italienische Weltklassetrainer, mittlerweile 64 Jahre alt und mit Titeln geradezu überhäuft, will einfach nicht auf ihn verzichten. Toni Kroos ist sein Mann - im Mittelfeld von Real Madrid. Und auch sonst.

Auf den 34-Jährigen lässt Ancelotti nichts kommen. Angesprochen auf die mögliche Rückkehr Kroos' in das DFB-Team sagte Ancelotti vor gut zwei Wochen: "Ich glaube, wenn er das tun würde, dann würde er Charakter zeigen - und Eier."

Ancelotti hat offenbar keinerlei Zweifel, dass Kroos auf dem höchsten europäischen Niveau nicht nur mithalten, sondern auch noch entscheidende Akzente setzen kann. Es spricht Bewunderung aus Ancelotti.

Keine Struktur und Stringenz im DFB-Team

Auch Bundestrainer Julian Nagelsmann ist vor einiger Zeit zu dieser Erkenntnis gelangt und hatte Kroos das Angebot zur Rückkehr gemacht - auch weil Kroos immer noch zu den besten deutschen Spielern zählt.

Es ist aber auch Nagelsmanns Reaktion auf die defizitären Leistungen der Nationalmannschaft unter seiner Ägide. Weil auch er keine echte Struktur, keine Stringenz in die bisherige Mannschaft bekommen hatte.

Die Rückkehr ist zudem der mittlerweile lang anhaltenden Krise der Bayern-Mittelfeldspieler Joshua Kimmich und Leon Goretzka im Verein sowie der unerklärlich und dauerhaft durchschnittlichen Leistungen Ilkay Gündogans im Nationalteam geschuldet - und auch unumgehbar.

Kroos benötigt einen "Arbeiter" neben sich

Kroos soll und wird der Zentrale mit seinem sicheren Passspiel, seinem Gefühl für den Raum und die jeweilige Spielsituation Stabilität und eine neue Qualität verleihen. Aber nur dann, wenn Nagelsmann einen "Arbeiter" neben Kroos postiert. Er war nie der Schnellste und Durchsetzungsstärkste, aber oft der (Spiel-) Intelligenteste auf dem Feld.

Neben Kroos müsste also jemand agieren, der als eine Art uneitler und fleißiger Zulieferer agiert. Bei den Königlichen war das lange der Brasilianer Casemiro. Im DFB-Team könnte Pascal Groß so ein Kandidat sein. Oder Goretzka, sollte der sich einmal wieder fangen.

Neue Hierarchie im DFB-Team

Nun ist Flexibilität im Team gefragt: Gündogan dürfte eine Position nach vorne, auf die Zehnerposition rücken. Kimmich auf die Position des rechten Verteidigers - auch wenn das Zähneknirschen beim 29-Jährigen verursachen wird.

Nicht zuletzt dürfte durch die Integration Kroos' die Hierarchie im Team neu ausgelotet werden. In den beiden Testspielen in Frankreich (23.3.2024) und gegen die Niederlande (26.3.2024) ist noch Zeit, das Gefüge im Stressmodus neu zu justieren.

Letzter Rettungsanker

Dass Kroos zurück im Nationalteam ist, ist der letzte Versuch, das Ruder des DFB-Teams noch herumzureißen und den nächsten Totalchrash zu vermeiden. Die Hoffnungen der gesamten (Fußball-) Nation ruhen nun auf Kroos, der aufgrund seiner großen Erfahrung mit diesem Druck umgehen kann.

Dass Nagelsmann allerdings auf diese Maßnahme als Rettungsanker zurückgreifen muss, zeugt davon, dass die Alarmglocken des Bundestrainers mit Blick auf die Heim-EM schon massiv schrillen. Dass Kroos dieses Szenario nochmal auf sich nimmt, ist ihm hoch anzurechnen - und zeugt von Charakter.