Collage: Tom Brady vor dem Stadion von Birmingham City FC

Football-Star als Investor Brady und Birmingham - echtes Investment oder doch nur Werbung?

Stand: 03.08.2023 15:47 Uhr

Die Nachricht machte am Donnerstag (03.08.2023) schnell die Runde: Tom Brady, der im Februar zurückgetretene NFL-Superstar, steigt beim englischen Fußball-Zweitligisten Birmingham City als Anteilseigner ein. Er wird sogar Vorsitzender des Beirats, soll dort sein Fachwissen einbringen. Die Botschaft: Wenn selbst der große Brady hier investiert, dann muss Birmingham City ja wohl ein besonderer Klub mit großer Zukunft sein. Doch wie so oft, wenn das PR-Getöse groß ist, lohnt sich ein genauerer Blick.

Birmingham City erlebt triste Zeiten, hängt seit 2011 in der zweiten englischen Liga fest. So muss als Aushängeschild ein ehemaliger Jugendspieler herhalten: Jude Bellingham reifte in Birmingham zum Profi, seine Rückennummer 22 wird seit seinem Wechsel zu Borussia Dortmund im Jahr 2020 nicht mehr vergeben.

Auch wirtschaftlich herrschte oft Chaos, auf Besitzer aus China folgten mehrere gescheiterte Übernahmeversuche. Seit dem 13. Juli 2023 gehören der Klub und das Stadion der US-Firma Shelby Companies Ltd., einer Tochter des Vermögensverwalters Knighthead Capital Management LLC. So entstand die Verbindung zu Brady, denn Knighthead-Mitbesitzer Tom Wagner ist dessen Bekannter - und der Birmingham-Deal ist nicht das erste gemeinsame Geschäft der beiden.

Wie schon bei Pickleball

So ist Bradys eigenes Bekleidungsunternehmen offizieller Ausrüster des Motorsportteams JOTA, bei dem Knighthead investiert hat. Und dann ist da noch Pickleball, eine boomende Mischung aus Tennis, Badminton und Tischtennis. In den USA gibt es sogar eine Profiliga, die Major League Pickleball (MLP). Wagner übernahm 2022 ein MLP-Team und holte sich prominente Mitstreiter ins Boot: Kim Clijsters, ehemalige Nummer eins der Tenniswelt, und eben Brady. "Tom hat eine gigantische Medienreichweite und ich denke, sein Engagement sollte erhebliches Interesse an der Liga wecken", sagte Wagner damals.

Brady dient also als Aushängeschild und Multiplikator, nach seinem Einstieg warb er auf seinen Social-Media-Kanälen für Pickleball. Und auch am Mittwoch teilte er auf seinen millionenfach gefolgten Profilen ein Video zur Vereinbarung mit Birmingham. Darin wirft er selbst die Frage auf, was er denn schon über englischen Fußball wisse, und antwortet lächelnd: "Ich muss gestehen: Ich muss noch eine Menge lernen."

Tom Brady soll Birmingham City auch beraten

Im Rest des Clips aber versucht er, beziehungsweise versucht der unbekannte Autor des Textes, einen Bezug herzustellen. "Ich weiß ein paar Dinge übers Gewinnen und denke, sie lassen sich gut übertragen", sagt Brady. "Ich weiß, dass Erfolg mit der Arbeit beginnt, die man leistet, wenn die Welt nicht zuschaut. Ich weiß, dass ein Team nichts ist ohne seine Stadt, die sich zeigt und hinter ihm steht. Und das Wichtigste: Ich weiß, dass ich es mag, der Underdog zu sein."

Der Klub verbreitete die Botschaft, dass Brady seine Expertise einbringen soll als Vorsitzender des Beirats und in direkter Zusammenarbeit mit dem Führungsteam. Es gehe um Sportwissenschaft, Gesundheitsprogramme und globale Marketingmaßnahmen. "Tom investiert und bringt gleichzeitig seine Zeit und sein umfangreiches Fachwissen ein", lässt sich Wagner als Verwaltungsrats-Vorsitzender zitieren. Brady werde einen direkten Einfluss auf den Klub haben. "Die Männer-, Frauen- und Akademie-Teams werden von seinem Wissen profitieren."

Beispiele Lewis Hamilton und Ryan Reynolds

Wie viel davon in die Praxis umgesetzt wird, bleibt abzuwarten. Unklar ist vor allem auch, wie viele Anteile Brady übernommen hat, der Klub bezeichnet ihn allgemein als Minderheitseigentümer. Martin Calladine, Buchautor zum Thema Investoren im Fußball, vermutet im sozialen Netzwerk X, dass die Beteiligung gering ausfalle.

Calladine verweist auf Medienberichte zu anderen Beispielen: Formel-1-Rekordweltmeister Lewis Hamilton habe seine Anteile an der NFL-Franchise Denver Broncos zu günstigen Konditionen erhalten, Hollywood-Star Ryan Reynolds seine Anteile beim Formel-1-Team Alpine Racing gar kostenlos. Solche öffentlichkeitswirksamen Beteiligungen seien "bezahlte Werbeverträge", schreibt Calladine.

Imagepflege für Großinvestoren

Schlagzeilen hat Birmingham City jedenfalls schon bekommen, Reichweite auch. Allein das Video mit Brady kam bis Donnerstagmittag auf 2,6 Millionen Aufrufe bei Twitter und mehr als 100.000 Herzchen bei Instagram. Die anonymen Großinvestoren aus den USA haben nun ein Gesicht, noch dazu ein sehr prominentes und beliebtes.

Mit solchen Effekten könnte eine klassische als Werbung deklarierte Imagekampagne kaum dienen.