Fußball | Premier League Manchester-Derby - entscheidende Wochen für Rangnick und die Premier League

Stand: 04.03.2022 17:08 Uhr

Erst Manchester City, kurze Zeit später Liverpool. Für Manchester United stehen entscheidende Wochen an. Und damit auch für Interimscoach Ralf Rangnick. Die beiden Hinspiele im Herbst haben Spuren hinterlassen.

Von Marco Schyns

Ralf Rangnick hat ein Problem. Der neue Trainer von Manchester United hat die Mannschaft seit seinem Antritt im Dezember zwar stabilisiert, das Team aber tritt vor allem wegen der Schwäche im Torabschluss auf der Stelle. Solange das der - wie aktuell - vierte Tabellenplatz ist, würde Rangnick immerhin das Mindestziel erreichen. Aber ein genauerer Blick auf die nach diversen Spielverschiebungen im Winter durcheinander geratene Premier-League-Tabelle zeigt: Dieser vierte Platz wackelt.

Und jetzt stehen binnen drei Wochen auch noch zwei Duelle an, die emotional aufgeladen und sportlich nur schwierig zu bewältigen sind. Am Sonntag (06.03.22) spielt United bei Stadtkonkurrent Manchester City. Ende März steht das Duell mit Liverpool an. Das sind jene zwei Teams, zwischen denen sich die Meisterschaft in diesem Jahr entscheiden wird.

ManCity büßt Vorsprung auf Liverpool ein

Nach zuletzt zwei Patzern (1:1 in Southampton im Januar und 2:3 gegen Tottenham Mitte Februar) hat ManCity seinen Vorsprung an der Tabellenspitze eingebüßt. Gewinnt Liverpool sein Nachholspiel, beträgt der Abstand nur noch drei Punkte - bei einem Torverhältnis, das nahezu identisch ist. Vieles spricht für einen dramatischen Saisonendspurt im April und Mai. Im März greift nun erstmal ManUnited potenziell entscheidend ein ins Titelrennen.

Die Aussichten der Truppe von Rangnick sind nach den jüngst gezeigten Leistungen eher düster. Der deutsche Coach hat nach anfänglichen Schwierigkeiten mit seinem bevorzugten 4-2-2-2-System ein 4-2-3-1-System etabliert, in dem inzwischen sogar Neuzugang Jadon Sancho seinen Platz gefunden hat. Das große Problem: United erspielt sich zahlreiche Torchancen, kann aber nur einen Bruchteil davon nutzen.

United zuletzt mit drei Siegen in sechs Partien gegen City

Rangnick hat außerdem die Abkehr vom Kontersystem seines Vorgänger Ole Gunnar Solskjaer forciert, der damit vor allem in den Topspielen gegen die großen Gegner oftmals erfolgreich war. Drei der letzten sechs Pflichtspiele gegen die "Citizens" konnte United gewinnen. Das 0:2 im Hinspiel Anfang November war allerdings schon Teil der Abschiedstour von Solskjaer. United war im heimischen Old Trafford derart unterlegen, dass das Spiel gut und gerne 0:5 hätte ausgehen können. So wie kurz zuvor gegen Liverpool geschehen.

Auch vor dem Hintergrund dieser ernüchternden Hinspiele, haben die anstehenden Duelle für ManUnited eine ganz besondere Bedeutung. Ganz abgesehen davon, dass jeder Punkt benötigt wird im Kampf um die Champions League. Arsenal (6.) hat drei Partien weniger absolviert, liegt aber nur zwei Zähler zurück. Auch Tottenham (7.) könnte - vorausgesetzt es gewinnt seine Nachholspiele - vorbeiziehen. West Ham United (5.) und die Wolverhampton Wanderers (8.) mischen ebenfalls noch mit.

Rangnicks Bewährungsprobe - wie geht es weiter?

Vom Ausgang dieses Schlussspurts dürfte auch die Zukunft von Rangnick - zumindest auf der Trainerbank - abhängen. Die Vereinbarung aus dem Dezember lautete: Interimscoach bis Saisonende, anschließend Berater für zwei Jahre. United-Profi Fred kritisierte zuletzt öffentlich, dass diese Interimslösung schwierig sei und er sich Klarheit auf dem Managerposten wünsche.

Ob Rangnick über den Sommer hinaus Trainer bleibt, entscheiden am Ende zwei Faktoren: Das sportliche Abschneiden in dieser Saison und die Verfügbarkeit der "großen" Wunschlösungen wie Mauricio Pochettino (aktuell Paris St. Germain) oder Erik ten Hag (aktuell Ajax Amsterdam). Die Champions League aber ist das Mindestziel. Und Erfolge in direkten Duellen mit dem Erzrivalen Liverpool oder dem Stadtrivalen ManCity werden rund um den Traditionsklub natürlich auch besonders gern genommen und könnten Rangnick zumindest ein bisschen Ruhe verschaffen.