v.l. Maximilian Mittelstädt und Chris Führich

Vorbereitung zur EURO 2024 Nagelsmann sieht lieber Pärchen als Blöcke

Stand: 29.05.2024 15:05 Uhr

Vor jedem Turnier wird über eine mögliche Blockbildung gesprochen, die mehr Erfolg wegen einer eingespielteren Mannschaft versprechen könne. Bundestrainer Julian Nagelsmann hält davon wenig, er bevorzugt Pärchen. 

Von Marcus Bark, (Blankenhain)

Der FC Bayern stellt auch für die Europameisterschaft 2024 wieder die meisten Spieler für die deutsche Nationalmannschaft ab. Sechs Fußballer des Rekordmeisters aus München sind im Kader von Bundestrainer Julian Nagelsmann vertreten, der auch mal ihr Vereinstrainer war.

Auf dem Trainingsplatz in Blankenhain aber war der bayerische Block in den ersten Tagen der Vorbereitung den Stuttgartern, die fünf Spieler stellen, klar unterlegen.

Musiala, Sané und Pavlović im Training

Am Mittwoch (29.05.2024) kehrten dann aber mit Jamal Musiala, Leroy Sané und Aleksandar Pavlović drei zuletzt angeschlagene Münchner auf den Platz zurück und gesellten sich zu ihren Vereinskollegen Thomas Müller und Joshua Kimmich. Torwart Manuel Neuer, der am Vorabend wegen eines Magen-Darm-Infekts verspätet im Weimarer Land angekommen war, war immerhin schon wieder im Fitnesszelt zu sehen. 

Im Lauf des Mittwochs kamen dann auch zunächst İlkay Gündoğan vom FC Barcelona und am späten Nachmittag die Leverkusener Florian Wirtz, Robert Andrich und Jonathan Tah im Trainingslager an.

Der Kader von 27 Spielern, der bis zur endgültigen Nominierung am 7. Juni um mindestens einen bis maximal vier Spieler reduziert werden muss, besteht aus Profis von elf Vereinen, von denen nun neun in Thüringen vertreten sind. Real Madrid und Borussia Dortmund mit den Spielern Toni Kroos sowie Niclas Füllkrug und Nico Schlotterbeck nehmen den Umweg über London und bestreiten dort zunächst am Samstag das Finale der Champions League.

Die Bayern kamen immerhin ins Halbfinale, schieden dort knapp gegen Real aus. Das hob Thomas Müller hervor, als er zu einem Thema befragt wurde, das vor jedem Turnier eines ist - die Blockbildung.

FC Bayern stellt den größten Block

Der FC Bayern stellt, "auch wenn die gesamte Saison tatsächlich nicht gut war" (Müller), den größten Block. Mit Neuer, Kimmich, Musiala ist die Hälfte daraus nach aktuellem Stand für die Startelf eingeplant, die im Eröffnungsspiel am 14. Juni auf Schottland treffen wird.

Von den Meistern aus Leverkusen wird der komplette Block dann auf dem Feld erwartet, dazu die beiden spanischen Meister von Real, Mittelstädt als einziger Stuttgarter, Gündoğan aus Barcelona und Kai Havertz vom FC Arsenal.

"Wir haben einen sehr guten Kader zusammengestellt, was die Qualität angeht, aber auch die verschiedenen Charakterzüge, die zusammen passen. Das führt dann automatisch zu einem guten Verständnis auf dem Platz und auch außerhalb", sagte Julian Nagelsmann zu seinen Planungen mit Blöcken. Der Bundestrainer legt kaum Wert auf eingespielte Einheiten aus den Vereinen.

Leverkusener Achse

"Ich finde es gut, eine Pärchenbildung auf dem Platz zu haben, damit der Nebenmann oder der Vordermann genau weiß, was der Partner macht", so Nagelsmann. Daher versuche er die Spieler auch so einzusetzen, wie sie es bei ihren Vereinen gewohnt sind. So entsteht in der Nationalmannschaft etwa eine Achse aus den Leverkusenern Tah (Innenverteidiger), Andrich (defensives Mittelfeld), Wirtz (offensives Mittelfeld). Auch Rüdiger und Kroos haben in der Formation bei Real eine kurze Verbindung.

Nagelsmann gab in Blankenhain auch schon Einblicke in sein mögliches Wechselverhalten. "Bei einem Turnier ist es wichtig, Spieler auf der Bank zu haben, die sofort Impulse geben", sagte er. Daher sei ein "blindes Verständnis" mit dem Nebenmann von großem Vorteil. Er nannte das Beispiel von Chris Führich, der auf der linken Seite vor Außenverteidiger Mittelstädt eine Option sei, um eingewechselt zu werden, "wenn der Gegner müde ist". Auf der rechten Seite böte sich Müller vor Kimmich an.

Ein Blick in die jüngere Turnierhistorie zeigt, dass es beim Gewinn der WM 2014 eine starke Blockbildung in der erweiterten Stammelf gab. Mit Neuer, Jerômé Boateng, Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Kroos und Müller gab es einen sehr großen Block der Bayern.

Starke Blöcke können zu Problemen führen

Außerhalb des Platzes könnten mehrere starke Blöcke durchaus zu Problemen führen, so Müller. Er erinnerte an die EM 2012. Die Bayern waren in jenem Jahr mit sieben Spielern im Kader vertreten, Borussia Dortmund mit vier. Der BVB hatte seine deutsche Meisterschaft erfolgreich verteidigt und 2012 auch den DFB-Pokal gewonnen - durch einen 5:2-Sieg im Finale gegen den FC Bayern. Entsprechend hoch seien die Ansprüche der Dortmunder Profis auch gewesen, zu spielen. Das, so Müller, habe durchaus zu Spannungen geführt.

Im Halbfinale stand mit Mats Hummels nur ein Borusse auf dem Platz, dafür sieben Bayern, allerdings nicht Thomas Müller. Italien gewann mit 2:1.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau | 29.05.2024 | 13:26 Uhr