Lionel Messi von Inter Miami sitzt nach einem Foul auf dem Boden

Neue Fußballregeln MLS mit Sonderweg im Land der WM 2026

Stand: 15.12.2023 17:02 Uhr

In der Major League Soccer gelten zur kommenden Saison neue Fußballregeln. So soll die Zeit bei Verletzungen angehalten werden. Auch kurze Zeitstrafen wird es geben. Im Land des WM-Ausrichters 2026 geht der Fußball einen Sonderweg.

Der Fußball verdankt seine weltweite Popularität auch dem Umstand, dass im Seniorenbereich weltweit dieselben Regeln gelten. Nationale Verbände haben bei Marginalien eine gewisse Autonomie, in der Auslegung gibt es Unterschiede. Aber grundsätzlich pfeifen die Schiedsrichter in Bangkok, Kinshasa, Madrid, Montevideo und Chicago nach dem gleichen Regelbuch.

In Chicago und an allen anderen Standorten der Major League Soccer (MLS) in den USA wird aber ab der kommenden Saison recht deutlich abgewichen von den bekannten Spielregeln.

Stopp der Uhr bei längerer Verletzung

So sind Schiedsrichter zukünftig angehalten, die Spielzeit zu stoppen, wenn ein Akteur mit einer vermuteten Verletzung mehr als 15 Sekunden auf dem Feld liegen bleibt. Der betreffende Spieler soll anschließend an der Seitenlinie behandelt werden und frühestens nach zwei gespielten Minuten auf den Platz zurückkehren dürfen.

Ausnahmen für die Regel gelten bei Verletzungen, die durch eine Aktion des Gegners ausgelöst wurden, die eine Gelbe oder Rote Karte nach sich zieht, sowie bei Torhüter- und Kopfverletzungen.

In der Entwicklungsliga MLS Next Pro wurde das System bereits getestet, die Anzahl an Unterbrechungen sank dort laut des Senders "ESPN" von etwa sechs pro Spiel auf durchschnittlich 1,22.

Kurze Zeitstrafe bei lahmer Auswechslung

Eine weitere Änderung besagt, dass Spieler bei einer Auswechslung nur noch zehn Sekunden Zeit haben, das Feld zu verlassen. Passiert dies nicht, darf der eingewechselte Spieler den Platz erst mit 60 Sekunden Verzögerung betreten und sein Team spielt somit kurze Zeit in Unterzahl. Ausnahmen der Regel gelten für Torhüter und verletzte Spieler.

Die Änderungen, die der Verlängerung der Netto-Spielzeit dienen sowie die Spielgeschwindigkeit erhöhen sollen, wurden am Donnerstag (14.12.2023/Ortszeit) von der MLS kommuniziert und haben für leichte Verwunderung in Europa bei der Institution gesorgt, die ihre Hände über die Regeln hält. Das "International Football Association Board" ist ein Gremium, das einzig Regeländerungen absegnen kann. Im unabhängigen IFAB sitzen vier Vertreter des Weltverbands FIFA und aus historischen Gründen je einer aus den Verbänden Englands, Schottlands, Nordirlands und Wales'.

IFAB-Geschäftsführer Brud: "Über Änderungen nicht gesprochen"

Geschäftsführer des IFAB ist Lukas Brud. Er sagte zur Sportschau: "Wir haben grundsätzlich einen guten Austausch mit der MLS, aber über die Maßnahmen haben wir bisher nicht gesprochen. Vermutlich wurde davon ausgegangen, dass die Maßnahmen in der Selbständigkeit der Verbände liegt."

Eine abschließende Beurteilung, ob das so sei, wollte Brud nicht treffen. In einer schnellen Einschätzung sprach er von "einer Grauzone, denn diese Maßnahmen sind in den Regeln weder ausdrücklich erlaubt noch verboten". Das IFAB wolle in den kommenden Tagen das Gespräch mit der MLS suchen, um Hintergründe der Reformen zu erfahren.

Die MLS gab am Donnerstag auch bekannt, dass es kurze Erklärungen der Hauptschiedsrichter zu VAR-Entscheidungen über die Stadionmikrofone einführen will. Einen vergleichbaren Vorstoß hatte zuletzt auch der deutsche Profifußball angedacht. Er will sich allerdings vorher den Segen des IFAB holen.

WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko

Von der FIFA gab es zunächst keine Stellungnahme zum Vorstoß der MLS, die, wie im US-amerikanischen Sport üblich, als Franchisegeber organisiert ist. Ansprechpartner des Weltverbandes für die Fußball-WM der Männer 2026, die die USA zusammen mit Kanada und Mexiko ausrichten, ist der nationale Verband US Soccer.

Dennoch erscheinen die nicht abgesprochenen Änderungen merkwürdig vor dem Hintergrund, dass die FIFA mit ihrem Präsidenten Gianni Infantino stets beschwört, der Fußball habe eine verbindende Kraft, weil er auf der ganzen Welt nach den gleichen Regeln gespielt werde. Noch wäre allerdings ausreichend Zeit, um die Innovationen der MLS auch vom IFAB absegnen zu lassen und sie bei der WM anzuwenden.