Franz Beckenbauer (2013)

Trauer um Fußball-Legende Franz Beckenbauer ist tot - "Kaiser" stirbt mit 78 Jahren

Stand: 09.01.2024 20:03 Uhr

Franz Beckenbauer ist tot. Die deutsche Fußball-Legende starb am Sonntag im Alter von 78 Jahren.

"In tiefer Trauer teilen wir mit, dass mein Mann und unser Vater Franz Beckenbauer am gestrigen Sonntag im Kreise seiner Familie friedlich eingeschlafen ist", teilte die Familie am Montag (08.01.2024) der Deutschen Presse-Agentur mit. "Wir bitten, in Stille trauern zu können und von allen Fragen abzusehen."

Beckenbauer gilt als größte deutsche Fußball-Legende, er war eine sportliche "Lichtgestalt": Weltmeister war er als Spieler und Trainer, als Botschafter holte er die WM 2006 nach Deutschland. Mit dem FC Bayern München gewann er unter anderem vier nationale Meistertitel, wurde dreimal Sieger im Europapokal der Landesmeister, einmal triumphierte er im Europapokal der Pokalsieger, einmal jubelte er über einen Erfolg beim Weltpokal.

"Franz Beckenbauer ist die größte Persönlichkeit, die der FC Bayern jemals hatte", sagte Bayern Münchens Ehrenpräsident Uli Hoeneß, der zusammen mit Beckenbauer Welt- und Europameister wurde. "Als Spieler, Trainer, Präsident, Mensch: unvergesslich. Niemand wird ihn jemals erreichen. Die Menschen können sagen, sie haben Fußball gesehen zu Zeiten von Franz Beckenbauer. Er war mir ein Freund, ein einzigartiger Weggefährte und ein Geschenk an uns alle. Lieber Franz, Ruhe in Frieden!"

Trauerfeier am 19. Januar in der Arena

Der FC Bayern wird am 19. Januar ab 15 Uhr eine große Gedenkfeier für Franz Beckenbauer in seiner Allianz Arena veranstalten. Dies teilte der deutsche Fußball-Rekordmeister am Dienstagabend mit. Damit geht der Wunsch von Karl-Heinz Rummenigge in Erfüllung. Der ehemalige Spieler und Vorstandsvorsitzende des FC Bayern hatte im Interview mit der "BILD" sich für eine Trauerfeier in der Arena stark gemacht. "Die ganze Welt des Fußballs und darüber hinaus trauert um unseren Freund Franz. Der FC Bayern sollte ihm zum Dank und Andenken eine Trauerfeier im Stadion ausrichten, das es ohne ihn nie gegeben hätte!"

WM-Titel 1974 als Krönung der Spielerkarriere

Der Legende nach kam Beckenbauer als Junioren-Spieler nur wegen einer "Watschn" zum FC Bayern. Eigentlich sollte Beckenbauer zum Rivalen 1860 wechseln. Doch als er mit seinem Klub SC 1906 München gegen die "Löwen" antrat, ohrfeigte ihn ein Gegenspieler. "Zu dem Verein", sagte Beckenbauer, "wechsele ich nicht". Er ging stattdessen zu den Bayern und stieg schnell zum Leistungsträger auf.

Mit seiner Eleganz und Leichtigkeit auf dem Spielfeld definierte er die Rolle des Liberos neu. Die Krönung seiner Spielerkarriere war der Gewinn der Heim-Weltmeisterschaft 1974. Zwei Jahre zuvor hatte er bereits die deutsche EM-Siegermannschaft angeführt. Beckenbauer war nun endgültig der "Beste seiner Zeit".

Nationalspieler war Beckenbauer bis Februar 1977, als er bei einer 0:1-Niederlage gegen Frankreich zum 103. Mal für die DFB-Auswahl spielte.

WM-Titel als Teamchef 1990

Im gleichen Jahr endete nicht nur die Nationalmannschaftskarriere von Beckenbauer, er verließ auch den FC Bayern. Fortan spielte der "Kaiser" in den USA bei Cosmos New York, zu seinen Mitspielern gehörte auch Pelé. Nach drei Jahren kehrte Beckenbauer nach Deutschland zurück und gewann mit dem Hamburger SV 1982 noch einen Meistertitel. Anschließend wechselte er ein letztes Mal, sein neuer Klub war der alte, er spielte noch bis 1983 in New York.

Nur ein Jahr nach dem Ende seiner Spielerkarriere, nach dem Vorrunden-Aus bei der EM 1984, wurde Beckenbauer beim DFB auch ohne Trainerschein Teamchef. Er führte die Nationalmannschaft direkt ins WM-Finale 1986, unterlag dort allerdings Argentinien (2:3). Vier Jahre später gelang dann mit dem WM-Triumph von Rom die Revanche gegen Diego Maradonas Argentinier.

Beckenbauer trat anschließend nach sechs Jahren als Teamchef zurück - nicht ohne vorher stolz zu verkünden, diese Mannschaft werde auf Jahre unbesiegbar sein. Für seinen Nachfolger Berti Vogts war das eine schwere Hypothek.

Als Trainer war Beckenbauer in der Saison 1990/91 einige Monate für Olympique Marseille verantwortlich, Jahre später übernahm er noch zweimal diesselbe Aufgabe beim FC Bayern: Als er im Februar 1994 antrat, waren die Bayern Tabellenfünfter. Am Ende wurden sie Meister. Zwei Jahre später sprang Beckenbauer noch einmal für wenige Wochen ein und gewann den UEFA-Cup.

Vorwürfe zur WM-Vergabe 2006

Sein Charisma und seinen Ruf nutzte der DFB bei der WM-Bewerbung für 2006. Das "Sommermärchen" wurde Beckenbauers Glanzstück als Funktionär. Sportlich war die Heim-WM mit einer knappen Halbfinalniederlage und dem dritten Platz ein voller Erfolg. 

Später warf das "Sommermärchen" Schatten auch auf die Lichtgestalt Beckenbauer, es ging um eine Millionen-Zahlung rund um die Vergabe des Turniers. Die Überweisung über umgerechnet 6,7 Millionen Euro zuerst nach Katar an den Funktionär Mohamed bin Hammam und dann über das WM-Organisationskomitee und die FIFA zurück zu Kreditgeber Robert Louis-Dreyfus brachten auch Beckenbauer in Bedrängnis.

Das Verfahren gegen ihn wurde im Sommer 2019 von dem gegen die anderen Beschuldigten abgetrennt. Letztlich verjährte es wie auch das gegen drei enge Wegbegleiter aus der Sommermärchen-Zeit. Ehemalige deutsche Spitzenpolitiker nahmen Beckenbauer im Skandal um die WM 2006 in Schutz.

Erst als im März 2020 der "Sommermärchen"-Prozess wegen Verjährung eingestellt wurde, musste Beckenbauer keine juristischen Konsequenzen mehr fürchten. Ein Vergehen wurde ihm nie nachgewiesen.

Kritik an Aussagen zu Katar

In den vergangenen Jahren hatte sich Beckenbauer aus der Öffentlichkeit weitgehend zurückgezogen. Zuvor aber hatte er oft geantwortet, wenn er gefragt wurde. Und er wurde oft gefragt, nicht nur nach dem Fußball. Manchmal hätte er vielleicht schweigen sollen. Einmal, als die WM 2020 bereits nach Katar vergeben worden war und es Kritik an der Menschenrechtslage im Emirat gegeben hatte, sagte Beckenbauer: "Ich habe noch nicht einen einzigen Sklaven in Katar gesehen. Die laufen da frei rum."

Auch über das Sterben hat er einmal gesprochen. Der Tod, sagte Franz Beckenbauer, "der kommt irgendwann, und keiner kann sich verstecken. Du musst den Tod als Freund begreifen, der dich in ein anderes Leben begleitet."