Amnesty International hält einen Boykott der Fußball-WM in Katar 2022 für nicht sinnvoll.

FIFA WM 2022 WM-Orgachef spricht von 400 bis 500 toten Gastarbeitern

Stand: 29.11.2022 16:15 Uhr

Bei der Frage nach den auf den WM-Baustellen verunglückten Gastarbeitern hatten FIFA und Organisatoren bisher sehr niedrige Zahlen angegeben. Nun spricht der OK-Chef von mehreren Hundert Toten.

Der Generalsekretär des Organisationskomitees, Hassan al-Thawadi, sagte im britischen Fernsehsender "Talk TV": "Die Schätzung ist bei 400, zwischen 400 und 500. Ich habe die exakte Zahl nicht." Der Journalist Piers Morgan hatte nach der realistischen Zahl der Gastarbeiter gefragt, die durch ihre Arbeit für die Fußball-Weltmeisterschaft insgesamt ums Leben gekommen sind.

Das Organisationskomitee wies am Dienstagnachmittag darauf hin, dass sich die Aussage von al-Thawadi auf nationale Statistiken für alle arbeitsbedingten Todesfälle landesweit in Katar, für alle Branchen und Nationalitäten im Zeitraum von 2014 bis 2020 beziehe. Diese Zahl liege bei 414.

Zahlen zwischen drei und 15.000 Toten

Auf den Stadionbaustellen sind vorherigen offiziellen Angaben zufolge drei Menschen gestorben. Zahlen zu den insgesamt im Zusammenhang mit der WM gestorbenen Gastarbeitern hatte das Organisationskomitee bislang nicht genannt. Ein aufsehenerregender Bericht des britischen "Guardian" von Anfang 2021 hatte von mehr als 6.500 toten Arbeitern aus fünf asiatischen Ländern auf den Baustellen des Emirats in den vergangenen zehn Jahren gesprochen. Diese Zahlen hatte Katar stets zurückgewiesen.

"Amnesty International" veröffentlichte ebenfalls 2021 die Zahl von 15.021 Toten und beruft sich dabei auf offizielle Zahlen aus Katar. Diese mehr als 15.000 Toten sind zwischen 2010 und 2019 sämtliche verstorbene ausländische Staatsbürger in Katar ohne Bezug auf Todesursache und Tätigkeit.

Al-Thawadi verteidigt Reformen

Im TV-Interview verwies Hassan al-Thawadi nun erneut auf die Reformen, die im Emirat in den vergangenen Jahren für eine Verbesserung der Bedingungen für Arbeiter auf den WM-Baustellen gesorgt hätten. Der Deutsche Fußball-Bund und andere europäische Verbände machen sich für einen Entschädigungsfonds für Gastarbeiter in Katar sowie die Einrichtung eines Gastarbeiter-Zentrums in Doha stark.