Der WM-Pokal vor der Skyline von Doha

Menschenrechtsverletzungen vor der WM 2022 in Katar Katar: Neue Studie belegt Ausbeutung von Arbeitern in der Hotelbranche

Stand: 14.07.2021 12:00 Uhr

Eine am Mittwoch (14.07.2021) veröffentlichte Studie kritisiert die Arbeitsbedingungen für die über 20.000 Gastarbeiter in der Hotelbranche von Katar, dem Gastgeberland der Fußball-Weltmeisterschaft 2022. International renommierte Hotelunternehmen sowie in den Betrieben angestellte Gastarbeiter hatten an der Befragung teilgenommen. Einige Hotelunternehmen hatten allerdings Antworten verweigert.

Das "Business & Human Rights Resource Centre" (BHRRC), eine Nichtregierungsorganisation, die sich weltweit um die Einhaltung der Menschenrechte in Unternehmen kümmert, hat am Mittwoch die Ergebnisse einer Studie zur Situation von Gastarbeitern in der Hotelbranche im Emirat Katar veröffentlicht. Laut BHRRC hätten es Hotelunternehmen versäumt, notwendige Maßnahmen zum Schutz von Arbeitsmigranten zu ergreifen.

Die Studie benennt im Einzelnen erpresserische Einstellungsgebühren, illegale Lohnabzüge, Diskriminierung und Angst der Arbeiter vor Repressalien. "Alarmierend ist, dass fast alle Arbeiter Angst hatten, einen Arbeitsplatzwechsel zu beantragen, wenn sie eine bessere Gelegenheit sahen, und einige befürchteten sogar, dass die Hotels sie den Behörden anzeigen und anschließend abschieben lassen würden", erklärt Isobel Archer vom BHRRC und Autorin der Studie.

Hotels kennen Gesetzesänderung zum Kafala-System nicht

Als wegweisende Reform des ausbeuterischen Kafala-Systems hatte die katarische Regierung im vergangenen September unter anderem verkündet, dass Gastarbeiter vor Ablauf ihres Vertrages den Arbeitsplatz wechseln können, ohne zuvor eine entsprechende Bescheinigung (No Objection Certificate, NOC) von ihrem Arbeitgeber einholen zu müssen. Dennoch hätten sich einige Hotelunternehmen auf genau diese NOC Bescheinigung in ihren Stellungnahmen in der Studie zum möglichen Wechsel des Arbeitsplatzes berufen. Die Studienautorin Archer nennt es besorgniserregend, dass in Katar offenbar immer noch Unkenntnis über die längst beschlossenen Gesetzesänderungen herrsche.

Um die Hotels vergleichen zu können, hatte das BHRRC einen Punktekatalog mit maximal 85 Punkten entwickelt. Alle befragten Hotels erreichten weniger als 50 Prozent dieser Punktzahl. Das IHG Hotels & Resorts, zu denen InterContinental, Crowne Plaza und Holiday Inn Hotels gehören, schnitt mit 40.5 Punkten noch am besten ab. Hyatt (13 Punkte) und Louvre Hotels (11 Punkte) erreichten die niedrigste Punktzahl in der Studie.  

Über 20.000 Gastarbeiter in der Hotelbranche

Insgesamt sollen für die Fußball-Weltmeisterschaft im kommenden Jahr 58.000 Hotelzimmer in 240 Hotels bereitstehen. Weit über 20.000 Arbeitsmigranten aus Bangladesch, Indien, Kenia oder Nepal sind in der Hotelbranche tätig. Laut offiziellen Zahlen der katarischen Regierung arbeiten dagegen lediglich 50 katarische Staatsbürger in dem Hotelsektor.